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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Januar bis Juni)

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Nr. 125-149 (2. Juni 1902 - 30. Juni 1902)
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https://doi.org/10.11588/diglit.23860#1137

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biesem oder jenem Grund, das Zengnis vollauf ohne I
jegli-che Einschränknng allgemein von allen Parteien, die
es im Lande giebt, ausgestellt werden müssen, es sei das !
Ministerium der Geradheit, das Ministerium der Ge-
rechtigkeit gewesen."

— Die „Landesztg." schreibt: Den im Budget-
Nachtrag für das Konvikt und andere Aufwendungen des
Ordinariats in Freiburg enthaltenen Forderungen hat die
Budgetcommission zugestimmt. Bekanntlich pflegtc
die Nationalliberale Fraktion bisher auch sonst ihren
allgemeinen kirchenpolitischen Standpunkt nicht gegen als
dringlich anerkannte materielle Bedürfnisse der Kurie zur
Geltung zu bringen. Da es sich bei allen diesen Positionen,
wie schon in Nr. 270 erwähnt, nicht um Erfüllung von
Rechtsansprüchen handelt, sondern um Gewährungen aus
Billigkeitsrücksichten, sollte die Zustimmung der
nationalliberalen Fraktion zu denselben, den
„katholischen* Blättern Anlaß bieten, die immer wieder-
kehrenden Behauptungen von der Kirchenfeindlichkeit der
Nationalliberalen auf ihre Stichhaltigkeit nachzuprüfen."

— Die „Freiburger Zeitung" schreibt: Auswärtige
Blätter bringen folgende Notiz: Herr Landgerichtspräsident
Fieser in Freiburg tritt in den Ruhestand und an seiner
Stelle jst Landgerichtsdirektor Weizel in Karlsruhe zum
Präsidenten des Landgerichts Freiburg ernannt. — Die
Nachricht ist, wie wir aus zuverlässigster Quelle erfah-
ren, falsch. Herr Landgerichtsdirektor Weizel in Karls-
ruhe soll vielmehr, wie uns weiter mitgeteilt wird, Präsi-
dent des Landgerichts Offcnburg werden, dessen gegenwär-
tiger Präsident. Dr. C a d e n b a ch, nach Heidelberg
kommen soll. Der Präsident des Heidelberger Landgerichts,
Herr Schember, soll die im Budget vorgesehene Senats-
präsidentenstelle am Oberlandesgericht in Karlsruhe
erhalten. Von einem Rücktritt des Herrn Dr. Fieser ist
also keine Rede. _

Wadischer Landtag.

L. 6. Karls ruhe, 18. Juni. (106. Sitzung der
Zweiten Kammer). Vizepräsident Lauck eröffnet die Sitzung
AM V4IO Uhr.

Auf der Tageso-dnung stehen Petitionen.

Abg. K i st (Natlib.) berichtet über die Bitte der Gemeinden
des Taubergrundes um Erbauung einer Bahn von Hardheim
Aach Tauberbischofsheim bezw. Brombach. Die Komission be-
antragt beide Petitionen zur Kenntnisnahme zu überweisen.

Abg. Neuhaus (Zentr.) tritt für den Bau beider Li-
inen ein.

Abg. Köhler (Zentr.) befürwortet in erster Linie das
Projekt Hardheim-Tauberbischofsheim, während

Abg. Klein (Natlib.) der Linie Hardheim-Brombach den
Porzug giebt.

Abg. Hergt (Zentr.) glaubt, datz die Regierung mit der
Zeit beide Linien bauen wird.

Abg. Zehnter (Zentr.) führt aus, datz die Verhältnisse
ahnlich liegen, wie bei den Projekten Eberbach-Mudau und
Mosbach-Mudau. Jn wirtschaftlicher Hinsicht verdiene die
Linie Hardheim-Tauberbischofsheim unstreitig den Vorzug, doch
inüsse der Bau beider Linien in Aussicht genommen werden.

Nach einem Schlutzwort des Berichterstatters wird der
Kommissionsantrag angenommen.

Abg. Kist berichtet weiter über die Petition des Eisen-
bahnkomitees Rastatt, betreffend die Fortführung der Haupt-
Lähn von R a st a t t nach K e h l. Die Kommission Leantragt
Ueberweisung zur Kenntnisnahme.

Abg. Franz (Natlib.) weist auf die Steigerung des
Verkehrs auf der Hauptbahn hin, der sich seit 1888 verdoppelt
habe. Eine Entlastung der Hauptbahn werde am besten durch
die Crstellung einer zweiten Linie erreicht. Die Hanauer Be-
völkerung habe sich erboten, das erforderliche Gelände un-
entgeltlich zu stellen. Jhrt Bestrebungen, eine Bahn zu be-
kommen, reichen bis in die SOer Jahre zurück. Eine Deputation
von Hanauer Bauern habe unter Führung des Bürgermeisters
von Linx schon vor 50 Jahren beim Grotzherzog in dieser An-
gelegenheit vorgesprochen. Als der Grotzherzog bemerkte, er
lvolle zunächst mit dem Minister sprechen, habe der Bürger-
meister erwidert: „Herr Grohherzog, Äeir brauchen Sie nicht
erst zu fragen, bei dem sind wir schon gewesenl" Redner
würde einen Antrag auf empfehlende Ueberweisung unter-
stützen.

Abg. Eckert (Zentr.) befürwortet ebenfalls empfehlende
Ueberweisung.

Abg. Hauß (Natlib.) bedauert, datz die Kommission nicht
zu dem Antrag auf empfehlende Ueberweisung gekommen ist.

Abg. Frühauf (Freis.), der mit Unterstützung von Ab-
geordneten aller Parteien einen Antrag auf empfehlende Ueber-
weisung eingebracht hat, begründet diesen Antrag. Das vor-
liegende Projekt sei zweifellos das bauwürdigste von allen.
Die von der Regierung gegen diese Linie erhobenen Einwände
seien nicht stichhaltig. Es sei nichts als eine leere Redensart,
wenn man behauptet, seit 1894 habe sich nichts geändert, was
den Bau dieser Linie notwendig mache. Wenn man den Bin-
nenverkehr aufrecht erhalten wolle, genügen zwei Geleise auf
der Hauptbahn absolut nicht mehr. Auch der internationale
Güterverkehr, der sich jetzt von der Schweiz nach Norden auf
den linksrheinischen Bahnen bewegt, könnte auf die badischen
Linieir gelenkt werden, wenn man eine direkte Linie Basel-
Kehl-Rastatt baut. Redner weist sodann noch auf die strate-
gische Bedeutung des Projektes hin und ersucht das Haus, cin-
mütig seinem Antrag zuzustimmen.

Abg. Hergt (Zentr.) glaubt, datz die bestehende Reben-
bahn Bühl-Kehl durch die Erbauung einer Hauptbahn von
Rastati nach Kehl erheblich geschädigt würde. Eine industrielle
Entwicklung ine Hanauerland sei von der Bahn nicht zu er-
warten, denn die Fndustrie werde sich im Kehler Hafengebiet
ansiedeln. Der Holzverkehr vom Murgthal werde seinen Weg
Lber Karlsruhe nehmen. Die Entlastung der Hauptbahn könne
ebensogut durch Anlegung weiterer Geleise erreicht werden.
Tr könne sich nicht entschließen, für empfehlende lleberweisung
zu stimmen.

Geh. Rat Zittel mißt der Linie als Zufahrtsstratze zum
Kehler Hafen g a r k e i n e B e d e u t u n g (I) bei. So weirig
die Heidelberger ihre Güter nach Karlsruhe bringen, um sie
nach Mannheim zu führen, so wenig werden die'Murgthäler
den Kehler Hafen aufsuchen. Als Durchgangsbahn könne die
Bahn auch nicht in Betracht kommen, weil die Hauptzüge auf
der Linie Appenweier bleiben müssen. Für den Güterverkehr
würde die Linie Kehl-Rastatt allerdings eine kleine Abkürzung

men sahen. Exner bestreitet, datz er deshalb das A;pot
nach Üondon geschickt habe.

Darauf werden die Erhöhungen des Aktienkapitals der
Leipziger Bank besprochen, die schon bekännt sind. Weiter wer-
den dic Dividenden und Kurse der Aktien vorgetragen. —-
Die Verbindung mit Kassel beganü im Jahre 1896.

bedeuten, allein wir würden deswegen keinen Zentner mehr
bekommen, weil die Linie Röschwoog-Rastatt als Gemetn-
schaftslinie betrieben wird. Eine Entlastung der Hauptbahn
würde die Linie Rastatt-Kehl nicht bringen, weil der grotze
Verkehr über den Schwarzwald und Basel geht. Die Ent-
lastungslinie mützte kürzer, nicht länger sein, als die Haupt-
linie. Datz die Bahn im Jnteresse der Landesverteidigung
notwendig sei, haben die zuständigen Behörden bis jetzt nicht
betont; der Generalstab sei im allgemeinen nicht schüchtern;
wenn er eine strategische Bahn für notwendig hält, ist er so
frei, und sagt es.

Abg. Geck (Soz.) tritt namens seiner politischen Freunde
für empfehlende Ueberweisung ein. Die Bahn Rastatt-Kehl
würde zwcifellos auf die industrielle Entwickelung des Han-
auerlandes befruchtend wirken. Eine Entlastung der Haupt-
bahn sei dringend geboten und könne am besten durch den
Bau einer neuen Linie herbeigeführt werden, die selbstver-
ständlich bewohnte Gegenden berühren müsse. Jn der Begrün-
dung der Anforderung für den Bahnhofumbau Offenburg
wurde die Ueberlastung der Haupilinie zugegeben, hier werde
sie bestritten. Das sei ein seltsamer Widerspruch.

Geh. Rat Zittel kann die genaue Trace einer etwa zu
erbauenöen Entlastungslinie nicht angeben; datz sie aber nicht
über Kehl, sondern über Offenburg-Appenweier führen mutz,
sei zweifellos.

. Abg. Klein (Natlib.) glaubt, datz die Kommission für
Stratzen- und Eisenbahnen gegen den weitergehenden Antrag
Frühauf nichts einzuwenden hat. (Bravol)

Abg. Wittum .(Natlib.) erinnert daran, datz Minister
von Brauer selbst schon die Anlegung weiterer Geleise für
notwendig erklärt hat. Wenn weitere Geleise gelegt werden,
mützten sie selbstverständlich durch Gegenden führen, die noch
keine Bahn haben. Er stimme daher für den Antrag Frühauf.

Nach weiteren Ausführungen der Abgeordneten Hautz Und
Neuhaus und einem Schluhwort des Berichterstatters wird
der Antrag Frühauf mit allen gegen neun
Stimmen angen 0 mmen .

Schluß der Sitzung halb 1 Uhr. Morgen: Nachtragsetat.

Aus der Karlsruher Zeitung.

Karlsruhe, 18. Juni. Der Großherzog hörte
heute Vormittag verschiedene Vorträge. Der Kronprinz und
die Kronprinzessin von Schweden und Norwegen begaben
sich heute Nachmittag 3 Ühr 35 Minuten nach Baden.
Die Großherz 0glichen Herrschaften folgten eine
Stunde später dahin nach.

Ausland.

Afrika.

Prätoria, 18. Juni. Lord Kitchener hat den
Burenführern Delarey, Botha und de Wet Tele-
gramme übersandt, in denen er ihnen seine hohe Aner-
kennung für die Thatkraft und die Feinfühligkeit ausspricht,
mit denen ste das Werk der Uebergabe erleichtert
hätten. Die Art und Weise, in der die Burghers die
Waffen niederlegten, habe den König angenehm berührt
und einen tiefen Eindruck auf das britische Volk gemacht,
das die Burghers als Mitbürger herzlich willkommen heiße.
Er hege die feste Znversicht, daß uunmehr eine Art voll-
kommener Versöhnung in Südafrika Platz greise. 4-

Aus Stadt und Land.

Heidelberg, 19. Iuui.

Von der Universität. Anlätzlich der bevorstehenden fünf-
zigjährigen Jubelfeier der Universität 'Sydney wird unsere
Universität ein Glückwunschschreiben dahin abgehen lassen.

-r- Ein Sonderzug nach Berlin und Hnmburg wird am
7. Juli von Basel (Badischer Bahnhos) abgefertigt werden.
Hier in Heidelberg kommt der Zug abenüs 6.11 Uhr an und
hält zum Abendessen der Passagiere §is 7,02 Uhr. Die nach
Berlin bestimmte Abteilung trifft dort am anderen Morgen
um 9,15 Uhr ein, die nach Hamburg bestimmte in Hamburg
um 9 Uhr. Preis von Heidelberg nach Berlin und zurück
3. Klasse 24,60 M., 2. Klasse 36,70 M.; nach Ham-
burg unb zurück 28,70, beziehungsweise 40,60 Mark. Die
Rückfahrt muh innerhalb 45 Tagen erfolgt sein.

Ein weiteres Fenster für die Gedächtniskirche in Speyer.
Jn der hiesigen Glasmalereianstalt H. Beiler
sen. wurde in den letzten Tagen ein gröheres Glasgemälde
fertig gestellt und in der Gedächtmskirche in Speyer eingesetzt.
Das Bild stellt die Berufung Calvins durch Farel dar; es
wurde dieses zehn Meter hohe und ca. vier Meter breite
Glasgemälde bon der Stadt Genf gestiftet. Bedauerllcherweise
konnte dieses grotze Fenster hier nicht ausgestellt werden, da
kein geeigneter grotzer Raum hiefür vörhanden ist. Es ist
dres das dritte grohe Glasbild, welches Herr Beiler sen.
neben weiteren kleineren Fenstern für diese Kirche geliefert
hat. Die Kommission hat für die künftlerischen Ausführungen
Herrn Beiler grotze Anerkennung ausgesprochen.

- -Zur Etnführung der elektrischen Strlrtzenbahn. Seit
einigen Tagen schon Iverden in der Nähe des Bahnhofes die
Leitungsd.rähte für den elektrlschen Bahnbetrieb gelegt und
man hofft, mit dieser Arbeit auf der ganzen Linie in etwa
vier Wochen fertlg zu werden. Leider ist die zur Zeit im
Bau begriffene Remise zur Aufnahme der elektrisch betrie-
benen Wagen in ihrer Fertigstellung noch soweit zurück, datz
es Ivahrscheinlich Spätjahr wird, bis der ekektrische Stratzen-
bahnbetrieb eingeführt werden kann.

-1- Polizeibericht. Eine Itäherin wurde wegen Umher-
ziehens verhaftet. Wegen Unfugs kamcn siebeix Personen zur
Anzeige.

? Dossenheim, 18. Juni. (U n s e r e Kirschenpro-
duzenten) erzielen dieses Jahr eine schöne Einnahme in-
folge bes sich immer so ziemlich gleich bleibenden hohen Prei-
ses. Bis jetzt werden immer noch 22—25 Pf. für das Pfund
bezahlt. Billig wie in sonstigen Jahren, wo der Preis für
das Pfund auf 10—14 Pf. herabgesunken ist, werden sie in
diesem Jahre nicht. Die Autzenhändlex selbst glauben nicht,
daß sie unter 20 Pf. im Ankaufspreis herabkonimen, da jeder
derselüen viel einkaufen, verpacken und versenden will. Jn-
folge dessen ist die Nachfrage eine grotze und die Händler
streiten sich um die Ware. Bisher war das kühle Wetter für
das Reifen der Kirschen von Vorteil, kommt aber solches
Wetter wie heute, so springen ste auf und die Beförderung
mutz schnell vonstatten gehen, sonst beginnnen sie auf dem Baum
zu faulen. Der grötzte Teil derselben dürfte bei günstigem
Wetter diese Woche gebrochen und fortgeschickt werden. Jst
das Kirschengeschäft beendigt, so beginnt alsbald das Ab-
nehmen und Pflücken der Johannisbeeren und
Stachelbeeren, welche in diesem Fahre besonders gut
geraten sind, da die Stöcke zum Brechen voll hängen. Sie
beginnen sich schon zu färben. Wie man'hört, dürfte in diesem
Jahre nicht so sehr viel Joharmisbeerwein, wie sonst, gemacht
werden, da eine andere Obsternte sowohl in Aepfeln als in
Birnen in Aussicht steht. Es hat den Anschein, als ob das
Johannisbeer-Einmachen mit jedem Jahre mehr im Abnehnlen
begriffen ist, denn lvill man einen guten Tischlvcin aus den-

selbe bereiten, so kommt derselbe alles zusammen gerechnet, gar
nicht so sehr billig.

f Mannheim, 18. Juni. (Städtische autzeror-
dentliche 1i n t e r n e h mu n g e n.) Der hiesige Bürger-
ausschutz wird sich in seiner näcysten Sitzung mit Lem vom
Stadtrat aufgest»llten Voranschlag für die antzerordentlichen
Unternehmungen der Stadt zu beschäfttgen haben. Aus
diesem Voranschlag geht hervor, datz die Stadt für die Fertig-
stellung der begonnenen Unternehmungen und Bauten und für
die Ausführung der in den nächsten Jahren notwendigen
nenen Unternehmungen die stattliche Summe von Mark
38 431 471 aufzuwenden hat. Davon sind im Jahre 1902 rund
10 Millionen zu verausgaben, die übrigen 28 Millionen ent-
fallen auf die nächsten 4—°5 Jahre. Bon diesen Bauten und
Unternehmüngen sind die bedeutendsten: Neubau eines Kran-
kenhauses 214 Millionen, Neubau einer zweiteu Neckarbrücke

2 Millwnen, Einleitung der Fäkalieii in den Rhein 7 Millio-
ueu; hierzu' kommen zahlreiche Millionen für den Ausbau
des elektrischen Stratzenbahnnetzes, sowie für die Erbanung
notwendiger Vorortsbahnen, für den Weiterbau des Jndustrre-
hafens, die Vergrüherung des Elektrizitätswerkes und der
Wasserleitung, für eine große Anzahl notwendiger Schulhaus-
bauten, Straßenherstellungen usw. Von den 38 Millionen, die
erforderlich sind, wird allerdings ein großeL Teil wieder zu-
rückerstattet durch den Verkauf städtischer Bauplätze, Jndustrie-
hafenplätze usw. Andere Anlagen wieder verzinsen und amor-
tisieren sich.

817. Tauberbischofsheim, 18. Jnni. (D e r 84. V e r -
bandstag der unterbadischen Krediige-
n 0 s> senscha f-t e n) 'findet am Mittwoch, den 25. und
Donrierstag, . den 26. Juni hier jtatt.

8dl., Karlsrulic, 18. Juni. (Nebenb.ahn Stadt-
p r 0 z e l t e n - W e r t h e i m.)" Das heutige „Gesetz- und
Verordnungsblatt" veröffcntlicht den Vertrag, der zwischen
der badischen und der batjerischen Regierung wegen Fortsetzung
der Nebenbahn Miltenberg-Madtprozelien bis Wertheim abge-
schlossen lvurde. Derselbe b'esteht aus 15 Artikeln und be-
stimmt u. a. Folgendes: Die Bahn wird bei Hatzloch mit einer
festen Eisenbahnbrücke über den Main auf bädiAes Gebie.k ge-
führt. Diese Brücke wird von Bayern zur Ausführung ge-
bracht; der anf badisches Gebiet entfallende hälftige Kostenan-
teil wird von Baden crsetzt. Der Bau der ganzen Strecke
Stadtprozelten-Wertheim soll binnen vier Jahren vollendet
sein. Die Nebenbahnen Miltenberg-Stadtprozelten-Wertheim
werden dnrch dre bayerische Staatsbahnverwaltung betrieben,
welche für die ersten fünf Jahre sämtliche Betriebseinnahmen
ohne Vergütung an Baden bezieht, welche aber auch sämtliche
Betriebsausgaben trägt. Die Handhabung der Bahnpolizei
erfolgt auf der Strecke Stadtprozelten-Wertheim durch bave-
risches Personal. Tarife und Fahrpläne werden durch die
bayerische Verwaltung festgestellt.

8E. Karlsruhe, 18. Juni. Die Einnahmen der badi-
schen Bahnen betrugen im Monal Mai 6 555 710 M.,
das heißt 150 870 M. weniger als im gleichen Monat des
Vorjahres. Auffallenderweise ist diesmal der Personenverkehr
mit 122 260 M. stärker als der Güterverkehr (41 420 M.)
an dem Ausfall beteiligt. — Die V e r b r a u ch s st e u e r n
lieferten 1901 folgendes Erträgnis: Weinsteuer 2 604 195
M., Mersteuer 8 207 591 M-, Fleischfteuer 827 508 M-, zu-
sammen 11 639 295 Mark.

X Patentbericht für Baden vom 17. Juni 1902, mit-
geteilt vom Jnternationalen Patentbureau C. Kleyer in
Karlsruhe (Baden), Kriegsstraße 77. (Auskünfte ohne Recherchea
werden den Abormenten dieser Zeitung kostenfrei erteilt.
Die Ziffern vor den betreffenden Nummern bezeichnen die Klaffe-
Patentanmeldungen: 70b. K. 22320. Federhalter. Fritz
Krüger, Karlsruhe i. B-, Westendstr. 26. 5. Dezember 1901.

3 a. Sch. 18 382. Kragen mit Vorrichtung zum Verstellen sein-r
Weite. Richard Schlösstnger, Heidelberg, Hauplstraße 55.

22. Februar 1902. Pa tentert e i l un g e n: 63s. 133493.
Luftpumpe mit teleskopartig ineinander verschiebbaren Zylindern,
deren den Hub begrenzeude Anschläge dnrch Herausdrücken der
Wondungen gebildet sind. Emanuel Kraus, Aue bei Durlach-

23. August 1901. Gebrauchsmuster-Eintragungen.'

201. 176 693. Weichenlaterne mit umsteckbaren Pfeilen. Her-
mann Maier, Bruchsal, 3. Mai 1902. 33 ä. 176 707. Reisemütze
mit daran befestigtem Lustschlauch, welcher im aufgeblasenen
Zustande auch abgeschlossen wirden kann. Fritz Hambnrger,
Freiburg i. B., Kaiserstr 106. 9. Jnni 1902. 79 b. 176774.

Brandprobevorrichtung sür Zigarren mit einem Gummidruckball
zur Erzeugung von Saug- und Diuckwirkungen. Albert Reiß,
Bruchsal. 28. April 1902. 33 ä. 176 708. Aufblas-und abschlteß-
barer Luftschlauch als Kopfring, welcher durch über den Kopf
laufende Bänder gehalten und dessen Weite durch ein mit Schnalle
versehenes Band eingestellt werden kann. Fritz Hamluge, Frei'
burg i. B., Kaiserstraße 108. 9. Mai 1901.

Heidelberger Vereinsangelegercheiten.

1 Der Arbeitcrbildungsverein hielt gestern Abend in seinertt
Lokale in der Sandgasse die halbjährige Generalver-
sammlung ab, die stark besucht war. Herr Jung-
Schriftführer, berichtete über den Stand der Mitgliederzahl,
der in dem letzten Monat auf 27 aktive und 2 passive Mitgliedec
sich vermehrt hat. Herr Kassier Jakob berichtete über dev
Kassenstand, der ein erfreuliches Resultat bot. Der erste
Vorstand, Herr Oberlehrer Herrtgel hielt einen Vor-
trag über „Erdbeben", der mit großem Beifall aufgenommeb
wurde. Am Schlusse der Ve'rsammlnng gab Herr Herrigel
seiner Freude über das Wachsen und Gedeihen des Vereines
und den Lerneifer und die STrebsamkeit der jungen Mitgliedet
Ausdruck. Er wünschte, daß noch mehr Eltern ihre S-öhne-
Lehrherren und Meisier^ihre Pflegebefohlenen in den Arbeiter^
bildungsverein schicken möchten, wo die juirgen Leute zU^
Sparsamkeit und zur Pflichttreue erzogen würden und wv
durch einc reichhaltige Bibliothe'k, dur^ Vorträge, UnterrE
in der Buchführung, im Schreiben, Rechnen usw. die Weiter^
bildung der Mitglieder gefördert werde. Eine stattliche Anzam
sehr angesehener Handwerksmeister und tüchtiger Arbeiter iä
Heidelberg sei durch den Arbeiterbildungsverein -seinerzeit
gangen oder gehören demselben heute noch an und alle seie>'
im Herzen dem Arbeiterbildungsverein noch öankbar für de>s
Unterricht, den sie genossen hättcn und für jede gute Anrt(
gung, die fie erhalten chätten. Herr Herrigel forderte dann
die Anwesenden auf, in ihren Kreisen Mitglieder für
Verein zu werben, aber nur ernste, strebsame junge Lente-
die es im Leben zu etwas bringen wollten; für die Genuß
sucht untr VergvügungsswM die sich rn unseren Tagen zE
Unghjick für so manche Familie flberall breit mache, sei
Arbeiterbildungsverein kein Raum.

Kleine Zeitung.

— GermerSheim, 18. Juni. Der Kommandant vo^
Germersheim, Generalmajor Freiherr von Feilitzsch, ^
Bruder des Staatsministers, erlilt, während er auf bev
Exerzierplotz ritt. einen Schlaganfall uvd starb alsbalv'
— Kiel, 18. Juni. Der gelegentlich einer Mess^
stecherei in Euskirchen verhastete Assistenzarzt Klein^
wurde wegen mehrerer Diebstähls, begangen
Universitäten und Krankeninsütuten, zrl fünf Monat^
Gefängnis verurteilt.
 
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