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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Januar bis Juni)

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Nr. 125-149 (2. Juni 1902 - 30. Juni 1902)
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Samstag, 21. Jum r9tlH.

Iweites Blatt.

44. Jahrgaug. — Zir. 142.

-rscheint täglich, Sonntags ausgenommen. — Preis mit Familienblättern monatlich 50 Pfg. in's Haus gebracht, bei der Expedition und den Zweigstellen abgeholt 40 Psg. Durch die Post be-

zogen vicrteljährltch 1.35 Mk. ausschließlich Zustellgebühr.

Elnzeigenpreis: 20 Pfg. für die Ispaltige Petitzeilc oder deren Raum. Reklamezeilc 40 Pfg. Für hiesige Geschäfts- uud Privatanzeigen ermäßigt. — Für die Aufnahme von Auzeigen an bcstimmt
»vrgeschriebenen Tagen wird keine Verantwortlichkeit übernommen- Anschlag der Jnserate anf den Plakattafcln der Heidelberger Zeitung und den städt. Anschlagsiellen. Fernsprech-Anschluß Nr. 82

Uom 6. internationaLen WoHnungskongreß
in Düsseldorf.

^ >>ii der zweiten Sitzuncx am 17. ds. — sprnch
^ C r ü g e r - Berlin übcr die s e l b st h ü l f e der
o h n u u g s b e ü ü r f t i g e n auf dem Gebiete des
Aohnungswescns. Der Reduer behandelte zunächst die
örgge des Baugeuüsseuschaftswesens, das zwar die Woh-
bungsnot nicht voüständig beseitige, wohl aber zu einem
ürotzen Tcil lindernd wirken könne. Das Erbbaurecht
"tzf die Genossenschaften auzuwenden, hält der Redner
^icht für vortcilhaft, es müsse bci Grüudung von Bau-
^uossenschaften stets die zukünftige Entwickelung des
Genieinwesens, in denen Baugenossenschafteu erri-chtet
ch^rden sollten, im Auge behalten werdeu. Nach eiuer
'^utistischeu llebersicht bestanden in Deutschland im Iahre
^71 16 Genossenschaften, 1876 erhöhte sich die Zahl

zkrselben auf 63, 1888 sank die Zahl auf 28, um dauu
chieder eiuen kräftigen Aüfschwung zu nehmeu: heute sind
I"- Teutschland bcreits 476 Baugenossenschaften vorhan-
^u. Diese Bewegung der Zahl der Baugeuosseuschafteu
^gebe zur Genüge, daß dcr wirtschaftliche Rückgang in
80cr Jahren auch auf die Entwickelung dieser Art
^er Genossenschaften von Eiuflutz gewesen sei. Zu der
'chage des Kredits ist der Rednee dcr Ansi-cht, datz .Üre-
At den Baugenossenschaften in geuügender Weise zur
ivErfügung stche. Toch sei es empfehlenswert, datz den
^rnossenschaften während des Bauens Kapital gegebeu
^rrde, natürlich unter Kontrolle des Baues. Vou der
^rjchtnug von Baubanken verspricht sich Redner be-
^tiders aus wirtschaftlichen Rücksichten keiue Vorteile.
^ tadelt die Angriffe der §aus- und Grundbesitzer-Ver-
^iie^gegen die Baugenossenschaften. Es sci zwcckmätzig,
r'E Subventinonierung der Baugenossenschaften fortfal-
^i zu lassen und diese ebenso zu behandelu wie die
-iidern Grundbesitzer; daun würden die Angriffe von
tost aufhören. Mit der Einrichtuug von Baugenossen-
^laften auf deni Laude habe es besondere Schwierig-
»iten. Realkreditgenossenschaften hätten sich in Deutsch-
chiid noch nicht einzubürgern vermocht, während man
^ in Amerika vielfach findc. Ueber die Zukunft des
- angenosseuschaftswesens könne nichts Bestimmtes ge-
M werden.

c Än der Diskussion wird von verschiedenen Seiten be-
^ iit, datz es bedenklich sei, die Kündbarkeit der Anteile
dauernden Werten zu verbindeu. Eine Massenküu-
E tznng der Anteile könue sofort eine Vaugenossenschaft
s lint machen. Dic Franzosen betoneu, datz dies Beden-
bei i-hnen die Entwickelung der Geuosscnschaften ge-
ÜNdert hätte. In Frankreich hätten aus diesem Grunde
s>1s Genossenschaften zu weuig Kredit. Die Gesetzgebung
h "e darum in Frankreich nuf die Aktiengesellschaften
ii tfviesen. Laudesrat Brandts betont, datz sich auch
^eutschland vielleicht allmählich cin Verkauf der An-
tzin nnd damit die Erleichterung des Ueberganges der
^iiossenschaften iu Aktiengescllschafteu mit kleiuen (20
Anteilen empfehlen könne. Doch wird zugegeben.
iin^ ^i-'her von einer Niassenk'ündigung von Anteilen
^Ziichts bekanut sei.

ijz ^odann erfolgt uoch ein Zusammenstotz mit einem
mUi'eter der Haus- und Grundbesitzervereine (Leise
stz^rfeld). Dieser Herr, der aber ganz vereinzesi

tznst verlangt, daß die Privatunternehmer zu gleicheu
' ^.iiigunaeu öffentliche Geldcr erhieltcu wie die Genos-


Der Forstmeister.

Einc Gcschichte vom Walchensee.
Von FriedrichDolch (s-).

(Fortsetzung.)

Sie meincn den Berger Sepp, Hcrr Assistent?" rief

„ 's°>nmandant.

Ddp? suhr dcr Forstmcister in die Höhe. „Der Berger
chtT Jst der gcstern wiedcr hier aufgetaucht? Scinc Straf-
.schon vor cinigcn Tagcn zu Ende. Hättc aber nichi

Pz"' daß sich der Halunke in seiner Heimat noch einmal
i. „So^ickcn lassen-"

Ap 1?arum nicht?" crwidcrtc der Kommandant. „Der
a'd frech wie eine Wanz'n und fragcn thut der nach Gott
Iilj/i' Welt nichts. Zuzntra.n'n wäre ihm cine solchc That
'Lar wohl, und Gruud hätte xr auch gehabt, sich an dem
Ndtij.Mrstmeister zu rächen, aber die That kann er selbst doch
AkhiPich begaugen habeu, denn ich selbst habe ihn den ganzen
"icht aus den Augen gelassen, nnd er blieb im Post-
i>, h,j "s^ bis tief in dic Nacht hinein bei einigen Holzkncch-
d, dencn cr trank und spielte, sitzen."
i a/-ii" "uch'" nieintc Gruber, „ein scharfes Auge sollte
„ ü den Burschen doch^fcrner noch haben. Wär's denn
(?iseii Ä'ch' dah der fremdr Jägcr, dcn der Horneggcr ge-
S?i'8er' ^"'"isalls cin entlassencr Sträfling ist, nnd dah der
iiiychL .Gp' dcr seine Bekanntschaft'vielleicht im Zuchthause
s» „itz ihn zu dicser Rachethat angestiftet hat?"

( iijg, i ^ott, Gruber," suhr hastig der Forstmcister auf,
i>iss "I sniui Sie könnten, auf Ehre, wahrhaftig recht
(ÄG "Melleicht hat der Horneggcr dem Schurken doeh einen
i si^, .Tcnkzcttcl 'gegeben, und der verwundcte Verbrecher
me»! „Ibtzt am Endc gar in dem Häuschen des Berger Sepp

^in

"usgezeichneter Einfall," rief der Kommandant er-

senschaften. Er erhält zur Antwort, daß kaum ein
Prioatmann die Bediugungen, wie geringe Rentabilität,
liukündbarkeit der Miete usw. eiugehen würde.

Am Nachmittag erstattet Laudesrat Liebrecht -
Hannover sein Referat über die geiiiciniiützige llnter-
stützung der Bauthätigkeit. Nach einem lleberblick über
das Ausland beschäftigte sich dcr Refereut iu Deutschlaud
hauptsächlich mit der Thätigkeit derIiivaliditätsanstalten.
Es war natürlich, daß er eingeheud auf die vorzüglich
geleitete Jnvaliditätsanstalt iu Haniiover Bezug uahm.
Von Bedeutung ist, datz die Austalt au 800 läudliche
Arbeiter Darlehen gegeben hat, ebenso au Privatunter-
nehmer unter gewissen Bedinguugen. Auch die Anstalt
in Hessen hat 600 ländlichen Arbeitcrn Wohnungsbauteu
ermöglicht, und die iu Oldenburg giebt Ansiedeluiigs-
gelder auf Hochmoorländereien unter Stantsgarantie.
Der Vortrageude erwähnte dann das hessische Gesetz, das
demnächst den Kammern vorgelegt wird, uud lietz seine
Ausführungeu gipfeln in der Forderung eineS R e i ch s-
wohn u ii g s a m t s.

Das Korreferat des Geh. Baurats Stübbeu-.llöln
bewegte sich in ähnlichen Geleiseu. Aus der sehr um-
fassenden Diskussiou erwähnt der Bericht der „F-rankf.
Zeituug" die Rede eines belgischen Delegierten, der be-
tont, datz iu Belgien noch das Einfamilieiihaus Regel
sei. Belgieu hätte bei 6,7 Millionen Einwohnerii uoch
1,3 Millionen Häuser. Bei ihneu seien feruer die Ar-
beiterfahrkarten sehr billig. 62 Prozent aller Häuser
seien in Steuerlasteu bevorzugt. 62 Kreiswohnungs-
kommissionen seien vorhanden, dic iu einzelneu Fälleu
recht gut arbeiteten. Minister Borgesius-Holland em-
pfiehlt mit warmeu Worten nnter lebhaftem Beifall
die Einführung des holländischen Enteignungsrechts iu
Deutschland. Das Schließuugsrecht unpassender Woh-
nuiigeu sei bei ihnen durch Geldbewilliguug für Brauch-
barmachurig der Wohuungen gemildert.

Miuisterialdirektor B r a u u - Darmstadt erläutert
das hessischc Gesetz, das demnächst.der Kammer vorge-
legt wird, uud das zum erstenmale iu Deutschlaud nüt
Staatsgelderu dem allgemeineii Wohnungsban aufhelfeu
will. Weun vorläufig auch nur 3—-400 000 Mark da-
für angesetzt seien, so solle eben die Staatshilfe nur die
letzte Jnstauz sein. Durch verwaltuugsgerichtliches
Streitverfahren soll uuter Umstäiiden eine Gemeinde
gezwungen werden köuuen, Vereiue zu iintcrstützen,
wenn eiu notorischer Wohuungsmangcl vorhanden sei.
Rediier befürchtet t'eine erheblichen Schwierigt'eiten bei
der Feststellung des Begriffs des thatsächlicheu Woh-
nuugsmaugels. Der Staat verlaugt eiue Perziusnng
seiner Gelder zu 3s/> Prozeut, eiue Amortisation von
^ Prozent mit eiiiem fünften Freijahr, das heitzt mit
der Erlaubnis, die NmortisationStösten des füusten
Jahres zu Reparatiiren zu vcrwenden oder dasür zu-
rückzulegeu. Baueu die Gemeinden selbst, so erhalten
sie den vollen Wert der Baukosten, bauen Vereiue, so
erhalten sie durch Vermittlung der Gemeiuden 90 Pro-
zent. Die Landeskreditkasse soll zu diescn Zwecken auf
17 Milliouen Mark erhoht werden. Die Wohlthaten
des Gesetzes sollen nur den Unbemittelten, das heitzt
allen deneu zugute kommen, die nicht mehr als drci Zim-
mer nebst Küche besitzeu. Eine umfasseiide Wohnungs-
fürsorge und Jnspet'tiou soll ebeufalls das Gesetz uuter-
stützen. Reduer hofft, daß durch diesen ersteu Versuch '

für Deutschland eine segensreiche Bahn beschritten werde.
(Lebhafter Beifall.)

Deutfches Neich.

— Ueber die Burenei n w a n d e r u u g in
D e u t s ch - S ü d w e st a f r i k a hat die Kolouialab-
teiluug des Auswärtigen Amts auf eine Eingabe des All-
deutschen Verbanües erklärt, ihr sei von.einer Verfügung
des Gouverneurs, die den in das deutschsüdwestafrikani-
sche Schutzgebiet geflüchteten Buren Aiisweisung androhe,
falls sie sich nicht binnen einer Frist von sechs Monaten
durch Pacht oder Kauf seßhaft gemacht habeu, nicht s
bekannt. Der bezüglicheu Berichterstattung sei viel-
mehr zu eiitnehmeii, datz die >L-chutzgebietsverwaltung
Lestrebt sei, die genannten Einwanderer, sofern sie ein
geeignetes Ansiedlerelemeiit darstellen, zur dauernden
Niederlassung zu veranlassen. Um dies in die Wege
zu leiteu, wurdeu ihneu unter Mitwirkung der Lokal-
behörden die erforderlichen Grundstücke im Landgebiete
der South Afrit'au Territories zuuächst Pachtweise über-
lassen, indem mau dabei vou der Annahme ausging, daß
dieses Besitzverhältuis mit der Zeit zur eigeutümlichen
Erwerbung der Farrnen führen würde. Nach Bericht
des kaiserlichen Distriktschefs von Warmbad sollen die
gestellten Pachtbedingungcn durchaus günstige sein. So-
weit amtliche Nachrichten hier vorliegen, beträgt die
Zahl der seit Eude 9Nai vorigen Jahres iu den Süden
des Schutzgebietes eingewauderteu Burenfamijlie.u 36
mit 313 .üöpfen. Von weiteren Nachzügen ist nichts be-
kaunt. Der Kölouialdirektor hat den Gouverneur an-
gewieseu, sich über die behauptete Verfügung zu äußern
und inzwischen von etwa beabsichtigten rigoroseu Maß-
regeln gegen einzelne Burenfamilien abzusehen.

Baden.

— Die Nr. IV des VerordnmigSblattes des Großh.
Oberrats der Jsraeliten enthält die Anordnung einer Gottes-
dienstlichen Fürbitte für Jhre Königltche Hoheit die Frau
Prinzessin Max aus Anlaß ihrer bevorstehenden Entbindung.

— Der sozialdemokratische „Volksfreund" ist sehr
böse übcr die Bewilligung der Nachtrags-
forder u u g für die K u r i e. Er fchreibt: „Für die
Lcrechtigten Forderungen der Lehrer uud der Volksschule
hat die badische Regierung nicht geuügeud Geld. Die
Atehrheit des Landtags glaubt's und beugt sich dein kate-
gorischeu Nein des Finnuzministers. Für die Eisenbahn-
arbeiter und niedereii Bediensteten hat die Regierung
überhaupt nichts übrig. Die Mehrheit des Landtags
glaubt's uud vertröstet die Eisenbahnarbeiter mit den
schonen Worteu uud einem Wechsel auf die Zukunft. Da-
gegen hat die Regierung mehr als genügeiid Geld für
Forderungen der Kurie, zu deren Erfülluug staatlicher-
seits gar keine rechtliche Verpflichtuug vorliegt. „Bil-
ligkeitsgründe" sprecheu für die Geuehmiguiig, ergo mutz
die Laudtagsmehrheit vor der Regieruug den Kotan
mnchen und nahezu eine Viertel Million für das Priester-
seminar und Könvikt bewilligen." In diesem Tou geht
es dann weiter. Die Nationalliberalen werden von ihin
scharf mitgenommen, weil sie für die Bewilligung ge-
stimmt haben. Nun, auf den Beifall der Sozialdemokra-
ten oder irgend eincr andern Partej habeu sie dabei nicht
gcrechnet, wenn nur die eigene Portei mit der
Bewilligung einverstanden ist.

freut, aber doch mit einer klemcn Bcimischung von Verlegenhcit

und Acrger, während er hastig von seinem Stuhle aufsprang.
„Da Ivollen wir denn auch keine Zeit verlicrcn nnd den Käfig
znsperren, ehe der Vogel ausgeflogcn ist. Wir wollcn uns
anfmachcu und die Baracke von obcn bis untcn aufs genauestc
durchsuchen. Dcr Kerl darf es nicht wagen, Widcrspruch da-
gegen zu crhebcn. Liegen doch Verdachtsgründe gcnug gcgen
ihn vor, und überdics steht er ja auch uutcr polizcilicher
Aufsicht."

„Gut," sagte der Forstmcister, „so machen Sic sich denn
allsogleich an das Geschäft. Natürlich nchmen Sie, licber
Gruber, auch die beiden Jagdgehilfcn mit, deu» wcun der
Verbrechcr wirklich dort versteckt sein sollte, dürftc es, da die
bciden Schurken sich gutwillig jedenfalls nicht gcsangen gebcn
werden, ohne Kampf, und vielleicht auch Blutvcrgicheu kaum
abgehen."

Grubcr nickte nnd vcrließ dann, vom Kommandanten gc-
folgt, rasch das Gemach. Wenigc Minutcn spätcr schritt der
kleinc bewaffncte Trupp die Dorfstraße hinab, dcm halbver-
fallenen Häuschen des Berger Sepp, das außerhalb dcs Dorfes
mitten auf einer sich gegen die Bcrge hinziehenden Wiese
stand, zu.

Bald standen sie vor dcm unheimlich und vcrwahrlost nus-
schendcn Gebäude. Da die Hausthüre, wie cs schieu, fest
verfchlossen und vcrricgelt war, sie widerstcmd nämlich allcn
Versuchen, sie zn öffneu, hartnäckig, stieß dcr Kommandant
mit dem Gewehrkolben heftig gegen die Thüre nnd bcgehrte
mit lauter Stimme Einlaß. Zwei- bis dreimal wicdcrholtc
er die Aufforderung, zu öffuen, allein nicht das gcringste Ge-
räusch ließ sich im Hause vcrnehmen. Jnzwischcn war Franzl
nach der Rückseitc des Hauses gcgangen, in der Absicht, eines
der schlechtverschlossenen Fenster einzudrückcn, um auf diese
Weise cincn Eiugang in das, wie es schicn, vcrlassenc Gcbäude
zu gcwinncn. Plötzlich hörten die Zurückbleibcnden ein lautes
Geschrei hinter dem Hause und gleich darauf zwci rasch hinter-
einander fallcnde Schüsse. Wie der Sturmwind fuhren sie

um das Gebäudc, nnd der erste Gegenstand, auf dcn ihre Blicke

fielcn, war der Berger Scpp, dcr, die rcmchendc Büchsc noch iu
der Fanst, und den Verfolgcr dicht auf den Ferscn, mit gcwal-
tigcn Sätzcn über die Wicse gegen üie Berge hin floh. Wohl
strcngte er seine Kräfte aufs äußerste an, allein Franzl war
stbnellfüßiger als cr, und nach weuigen Minuteii hattc cr dcn
Flüchtling eingeholt und mit cisernem Griff gefaßt. Knirschend
vor Wut holte der Bcrger Sepp mit der Waffc zum Schlage
aus, abcr im Nu hatte sie ihm Franzl aus der Faust gewunden,
nnd als cr nach seincm Messcr grcifcn wollte, wurdc cr von sei-
nen Verfolgcrn, die inzwischen alle hcraugckommcii waren,
gcpackt, zu Bodcn geworfen und gcbnndcn. Wie ein wildes
Tier biß cr um sich, aber scin verzweifelter Widerstand war
umsonst, er war und blieb in den Händen seiner Feinde.

Bald daranf wurde dcr Gefangene, dcr in finstcrcm Schwei-
gen allcs über sich ergchen ließ, ivieder emporgerissen und zu
scinem Hausc zurückgebracht. Während die beidcn Jagdgehil-
fen als Wächtcr bei dcm Gefangcnen zurückblieben, trateu
Gruber nnd dcr Kommandant, nachdcm sie vorh'er die Haus-
thürc gewalisam geöffnct, ins Haus, um dassclbe vom Hcu-
boden bis zum Kellcr aufs sorgfältigstc zu durchsuchcn. Aber
obwohl sic in dcm fast ga»z leercn Gebäude beiuahe jeden
Strohhalm umkehrteu, fanden sie, außcr einem Abschraubge-
wehr, das im Kachelofen vcrstcckt war, und einigen leeren Bier-
flaschcn nnd Spciscresten, doch durchaus nichts, was sie auf die
Spur des Gesuchteu hättc bringcn könncn.

„Er scheint hicr doch »icht vcrsteckt gewcsen zu sein," mcinte
der Kommandant, während er nachdcnklich das Abschraubgcwehr
bctrachtctc. „Odcr wcnn cr auch wirklich da übcrnachtet hat,
die lccrcn Bierflaschen und die Spcisereste tönntcn für eine
solche Annahmc sprechen, so hat er sich ohnc Zweifel schon vor
Tagcsanbruch Ivicder aus dem Stanbe gemacht. Warum aber
hat dann dcr Bursche, der Sepp, uicht öffnen wollen imd bei
seincr Verhafrung fo vcrzweifelten Widcrstaud gcleistct? Ein
solchcs Vcrhalten ist mir ganz imbegreiflich, uud schr vcr-
dächtig."
 
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