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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Januar bis Juni)

DOI Kapitel:
Nr. 125-149 (2. Juni 1902 - 30. Juni 1902)
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https://doi.org/10.11588/diglit.23860#1160

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Beilage ;» Nr> 142 der „HeiSelberger Zeitung".

Heidelberg, den 21. Juni 1902.

Amts- «nd Kreis-Berkün-igungsvlatt.

Wekanntmachmig.

Den Verkehr niit Milch betr.

Nr. 34528. Wir bringen nachstchende Bestimmungcn der
^"ordnnng vom 10. Moi d. I. zur öffcntlichen Kenntnis:

8 1.

^ . Der Verkehr mit Kuhmilch unterliegt der gesundheitspoli-
^ilichen Ueberwachung nach Matzgabe dieser Verordnung.

8 2.

Frische (sütze) Milch darf nur als Vollmilch (ganze Milch)
°der aiK Magermilch (abgerahmte Milch) verkauft oder feil-
^halten werden.

. Als Vollmilch darf nur Milch verkauft oder feilgehalten
^klche in keiner Weise eutrahmt oder sonst verän-

Als Magermilch, abgerahmre Milch. gilt jede Milch, welche
Psch nur teilweise abgerahmt ist, insbesoudere auch jedes Ge-
""sch von Vollmilch mit abgerahmter Milch.

Die Ragermilch darf nur in Gefätzen aufbewahrt, feil-
°ehalten und abgegeben werden, welche iu deutlicher, nicht ab-
^^hmbarer Schrift die Bezeichnung „Magermilch" tragen.

8 8-

. Verboten ist das Feilhalten und Verkaufen von ganzer
abgerahmter Milch,

1- welche fremdartige Stoffe wie Eis, chemische Konser-
vierungsmittel oder Zusätze vou Wasser enthält;

2. welche zwei Tage vor dem Abkalben uud bis zu dem
sechsten Tage nach.dem Abkalben abgemolken ist;

3. welche in ihrer Farbe, in ihrem Geruche oder Ge-
schmacke, in ihrer Konsistenz oder in ihrcn Bestand-
teilen von der normaleu Milch abweicht, einerlei, wie
die Verändcruug entstanden ist (blau, rot oder gelb
gefärbte, mit Schimmelpilzen besetzte, wässerige, san-
dige, schleimige, Blut oder Blutgeriusel enthalteude,
faulig oder uach Kampfer, Aether, Chloroform, Terpen-
tinöl oder Karbol riechende, stark salzig, bitter oder
scharf schmcckende Milch, insbesondere solche, welche von
.Mheu stammt, die au Gelbsucht, Blutharnen, Wasser-
sucht und nicht infektiösen Zchrkrankheiten leiden);

1. welche von Kühen stammt, die mit giftigen Arzneimit-
teln, welche in die Milch übergehen (Arsen, Brech-
weinstein, Nieswurz, Opium, Fod, Krotonöl, Aloe,
Eserin, Pilokarpin uud anderen Alkalodien) behandelt
werden;

6. welche vou Kühen stammt, die an Cutertuberkulose, an
mir starker Abmageruug oder Durchfällen verbundener
Tuberkulose, an Milzbrand, Lungenseuchc, Tollwut,
Pocken, Euterentzündungeu. Blutvergiftnng, namentlich
Pyämie und Septikämie, fauliger Gebärmutterentzüu-
dung, Ruhr, infektiöscr Darmcntzüiidung oder anderen
fieberhaften Erkrankungen leiden, öder die des Milz-
brands oder der Tollwnt verdächtig sind, sowie von
Kühen, bei denen die Nachgeburt nicht abgegangen ist,
oder bei denen kraukhafter Ausflutz aus den Geschlechts-
teilen besteht.

Die Tierärzte sind verpflichtet, die sie in Anspruch neh-
^nden Tierbesitzer auf das Vorhandensein der Voraussetzun-

der Ziffern 4 und 5 bcsonders aufmerksam zu machen.

8 4.

Dkilch von Kühen, welche an Maul- und Klauenseuche oder

Tuberkulose leiden. soweit letzterenfalls nicht 8 3 Ziffer 5
lmwendung zu finden hat, darf nur abgekocht oder sterilistert

Verkehr gebracht werden.

a, Gleiches gilt für die Milch aus Gehöften, Ortschasten oder
d/Nwrkungeii, sowie aus Sammelmolkereieu, für welche wegen

Ausbruchs der Maul- und Klauenseuche oder wegen Seu-
stdngefahr das Weggeben nicht abgekochter Milch von der Pol,-
^vehörde verboten ist.

M Als abgekocht gilt diejenige Milch. welche bis aiif
Grad O erhitzt oder einer Temperatur vou 90 Grad L
^rch mindestens 15 Minuten ausgesetzt worden ist.

8 6.

^Gefätze aus Kupfer, Messing, Zink, gebranntem Thon mit
Zpchier oder schadhafter Glasur, Blei, vcrbleitem Eiseublech,
mit bleihaltigem, rissigem oder brüchigem Email, oder
i„Z°stete Gefähe dürfen weder zur Aufnahme noch zum Aus-
'len der Milch verwendet werden.
tj. Sämtliche zur Aufnnhmc und zum Ausmessen von Milch
»i^uden Gefähe sind sorgfältig rein zu halten nnd durfen
verwendet werden zur Aufbewahrung von andereii Ge-
kij^änden, welche deu Geschmack der Milch bceinirnchtigen
"len, insbesondere von Spülicht.

8 6.

-ch^ie Räume, in deueu für den Verkauf bestimmte Milch
ye^tvahrt wird, sollen sorgfältig rein und möglichst staubfrer
>ich, sten nnd täqlich ausgiebig gelüftet werden. Jn Raum-
leSstten, die zuiii Sck,lafen oder zur Unterbringung von Kran-
diintzt werden, soll sür den Verkauf bestimmte Milch uicht
btvahrt werden.

8 7.

welche an anstcckenden Krankheiten oder an Haut-
«kn^tägcn leidcn, oder welche mit der Pflege vou an anstecken-
a» "nkheiteu crkrankten Personen befatzt sind, sollen weder
ihjf Mrtung oder das Melken der Kühe besorgen, noch sonst
tditjlm Vehandlung oder dem Vertrieb der Milch irgendwie un-
'dar sjch befassen.

^eidelberg, den 14. Juni 1902.

KroßH. Mezirksamt.

Dr. Guth-Bender.

Aekarmtmachung.

Die Erlassung einer neuen
Straßenpolizeiordnung für die
Stadt Heidelberg betreffend.

Nr. 31158. Wir bringen hiermit zur öffentlichen
Kenntnis, daß wir mit Zustimmung des Stadtrats und
unter Vollziehbarkeitserklärung des Großh. Herrn Landes-
kommissärs in Mannheim vom 27. v. M. die nachstehende
ortspolizeilrche Vorschrift

Straßenpolizeiordnung für die Stadt
Heidelberg betr.

erlassen habcn.

Heidelberg, den l. Juni 1902.

Kroßh. Uezirksamt:

Iti . Guth-Bender.

Slraßenpotizei-Hrdnung.

Vorbemerkung.

Als öfsentliche Straßeu inr Sinne dieser Vorschrift
gelten neben ösfentlichen Plätzen und Vriicken auch
Privatstraßeu, welche dem ösfentlichen Verkehr geöss-
uet sind.

I Benützung der öffentlichen Stratzen.

8 2.

Jm Allgemeineu.

Jede Benützung der öffentlichen Straßen muß so
erfolgen, wie sie bei Aufwendung gewöhulicher Sorg-
falt den allgemeinen Verkehr am weuigsteu behiudert,
das miudeste Geräusch verursacht uud die geringste Ge-
fährduug vou Personen oder Sacheu mis sich bringt.

I'm einzelnen siud ueben deu uachfolgeuden Vor-
schrifteu die jeweiligeu Anordunngen der Polizeiorgane
zu befolgen.

8 3. .

A u s st e I lu u g uii8 Lagerung v o u

G e g e u st ä u d e u. A e u d e r u n g e u a u
s t r a ß e n k ö r p e r u.

Die Beinitzimg der öfsentlicheu Straßen zur Auf-
stellung und Lagerimg von deu freieu Verkehr behin-
derudeu Gegenstäuden oder zu gewerblicheii Ziueckeu,
sowie jede Veräiiderung der Straßenoberflüche, insbe-
soudere durch Grabarbeiteu Seitens Privater ist mit
den iu den folgeudeii BSftlmmungeu gestatteteu Aus-
nahmen ohne vorherige Erlaubnis des Bezirksamtes
verboten.

8 4.

V o r ii b e r g e h e n d e Beuützuug ö f s e u t-
l i ch er Straße n.

1. Jn den von deu Geleisen der Straßeubahn be-
rührteu Straßenstreckeu ist das Aufstelleu vou Fuhr-
werken nnr insoweit gestattet, als dadurch der Verkshr
nicht gehiudert wird. Den auf deu Fuhrwerksverkehr
augewiesenen Gewerbetreibendeu dieser Straßenstrecksii
kanu behiifs vorübergeheudeir Aufstellung vou Fuhr-
werken eiu entsprechender Raum iu deu Seitenstraßeu
von der Polizeibehörde angewieseu werdeu.

L Das Holzmachen in den ösfentlichen Straßeu
ist uutersagt. Abgeladene Breiiiimaterialieu siud sofort
iu die Häuser zu verbriugen.

Die Erlaubnis zur vorübergeheiiden Beiiützung
der öffeiitlichen Straßen wird hiermit im AllgemeiueN
erteilt:

3. Bei Vornahme von Bauten und baulicheu Aus-
besserimgeu zur Lagerimg von Baumaterialien usw.
uach Maßgabe der bezüglichen Bestimmungen der städt.
Bauordiiimg.

4. Deu Wirten zur Aufstellung deir bei ihnen ein-
kehreudeu Fi.ihrwerke. Auf der Hauptstraße ist jedo-ch
eine Aufstellimg solcher Fuhrwerke verboteu; deu auf
der Hauptstraße wohnenden Wirten ist die Anfstellimg
der bei ihnen einkehreudeu Fuhrwerke an solgenden
Plätzeu gestattet: auf den Straßeu auf der Ost-, West-
imd Südsejtc des Karksplatzes, wofür zur Meßzeit der
östliche Teil der Karlstraße nebst der Plankengasse be-
uützt werdeu kann.

8 6.

Beleuchtung vou Straß e n h e m m u i s s e u
während der Nachtzeit.

Alle Hemiimisse dos Straßeuverkehrs siud voin
Eintritt der Duukelheit an während der gauzeu Nacht-
zeit je uach Ilmstäudeu durch eine oder mehrere nach
allen Seiteu hellleuchtende Laterneu, vollstäudigs
Straßeusperruugeu durch rote Laternm bemerklich zu
macheu.

8 6.

Das Beladeu und Entladeu vou F u h r-
werkeu nuf den Straßen.

Werden Wageu zum Zwecke des Beladeus und Ent-
ladeus aus der Straße aufgestellt, so müssen sie dicht
am Gehweg und parallel mit demselbeu halten.

Das Abwerfeu schwerer Gegenstäude aus das
Pslaster oder die Gehwegdeckung ist uutersggt; iusbe-
sonderö müssen Fässer,. Kisten uud dergleicheu beiim
Aus- inid Abladen so gehandhabt werden, daß die da-

nüt beschäftigten Persouen sie jederzeit aiizuhalten ver°
mögen.

Wo die Beschaffeuheit und die Zugänge der Grunü-
stücke es gestatten, hat das Beladcn und Entladen von
Fuhrwerkeu überhaupt nicht auf der Straße, soudern
iunerhalb der Grundssticke zu geschehen.

8 7.

Errichtung von H a n d e I s st e I l e n.

Wer auf ^ öffeiitlichen Straßen anßerhalb der
Marktplätze außerhalb der Marktzeit einen Verkaufs'-
stand errichten oder sonst Gegenstände öffentlich seil-
halten will, bedars einer besonderen Erlanbnis des Be-
zirksamts mit Zilstimmung des Stadtrats.

8 8.

A u s h ä n g e n oder Aufstellen von V e r-
k a u f s g e g e u st ä u d e n,

Z i e r p f l a n z e u, Tischen u. s. w.

Das freie Aushängeu oder Aufstellen von Auslagen,
Vorkaufsgegenständen an der üutzeren Wand dsr
Häuser, das Aufstellen von Zierpflanzen, von Sstik^
len, Bäiiken, Tischen zu gewerblichen Zwecken ist nur
mit Erkaiibnis des Bezirksamtes statthaft.

8 9.

Bewegkiche V o r d ä ch e r, Schilder, A u s-
I e g e - V o r r i ch t u n g e u.

1. Bewegliche Vordächer aus Leiuwand müssen in
der Höhe mindesteus 2,25 Meter von dem Gehwege
abstehen uud dürfeu höchsteus eine Breite habeu, welche
um 4tt Centimeter geriuger ist, als die Breite des da-
rimter befindlichen Gehwegs.

Den Verkehr störende seitliche Vorhänge dürfeu an
>soimeiidächerii iiicht augebracht werdeu.

2. Schilder und audere Gegenstände, welche in den
Straßenraum vorspringen, dürfen uur iu einer Höhe
vou miudestons 2,40 Meter über dem Gehweg ange-
bracht werden und höchsteus eineu Vorspruug vou 1,20
Meter gegeu die Straßen haben, keiuenfalls aber die
Gehweggreuze überschreiteu. Abgesehen hiervon sind
dieselben in Bezug aus die zunächst befiudlicheu öffent»
lichen GaSlaterneii so hoch anzubringen, daß die Be-
leuchtuiig des Verkehrsraumes uicht beeinträchtigt
wird.

Vor Aiibringiing eiues Schildes oder auderen der-
artigen Gegeustaudes ist jeweils unter Eiureichuug einer
Plauskizze beim Bezirksamt um Genehmiguiig hierzu
uachzusuchen, über das Gesuch wird uach Anhörung
des Ortsbaukoutrolleurs uud der Direktiou der städt.
Gas-, Wasser- uud Elektrizitätswerke vom Bezirksamt
eutschiedeu.

3. Automaten, Aiislegekafteu uud dergkeicheu dür-
fen iiicht über die uach der städtischeu Bauordnimg zu-
lässige äußerste Nusladimg an Gebäudeteilen vorsprin-
geu. Sluslagevorrichtimgen au Häusern, welche keine
oder eiue geringere als die uach der ftädtischeu Baü-
ordmmg zulässige Sockelausladung habeu, dürfen uicht
mehr als 10 Centimeter über die Baufluchtlinie her-
vorrageu.

Bewegliche Auslagevorrichtuugeu siud während der
Nachtzeit zu entfernen oder einzuzieheu.

4. Waren, welche iu Fensteru und Thürgestelleu zur
Schau ausgestellt oder ausgehäugt werdeu, dürsen uicht
über die Bauflucht des Hauses hervorrageu. Fleisch
und audere Wareii, dereu Berühruug beschmutzt, dürfen
uicht an Thürgestelleu uud überhaupt uicht in eiuer
Weise ausgehäiigt 'werdm, daß Vorübergeheiide da-
durch beschniutzt werdeu köuneu.

5. Ausiiahmen vou den unter Ziffer 1 bis 3 ge-
gcbeueu Varschrifteu köuueu mit Zustimmuiig des
Stadtrates vom Bezirksamte zugelasseu werden, wenn
dadurch keine Gcfährdung oder Beeinträchtiguug des
Gehwegverkehrs herbeigeführt wird.

Ebeuso bleibt es dem Bezirksamte vorbehalteu, die
vorstehendeu Vorschriften anch auf besieheude Anlageu
der bezeichueteu Art zur Anwenduiig zu bringen und
eine entsprechende Abäuderung derselben dami zu ver-
laiigeu, weiiu durch dieselbe der Gehivegverkehr ei-heb-
lich beeinträchtigt oder gefährdet wird.

8 10.

H a u s u u m m e r u, S t r a ß e u s ch i I d e r u u d
L a t e r u e n.

Ieder Hauseigentümer muß eS dnlden, daß die
Straßeimamen, Hausimmmeru, Gas-, Wasser- uud
Kabelzeichen, sowie die Bezeichuimgen anderer öffent-
lichen Eiurichstmgen irgeud welcher Art au seiuem Eigen-
tum durch Einmnuerii ader auf audere Weise aiigebracht
imd ausgebessert, auch di? zur Straßeubeleuchtimg er-
sorderlicheu Laterneu imd die Rosetteu der elektrischen
Straßeubahii dort befestigt werden.

Vor der Anbringimg ist der Hauseigentümer zu ver-
ständigei, imd ist dessen Wünscheu hiiisichtlich der Art
und Weise der Nnbringuug der fraglichen Gegonstände
möglichst Rücksicht zu trageu.

8 11- '?

G e s a h d r o h e ii d e s Uufste11eu von
G egeu st äude n.

Blumeiitöpfe und Gegeustüude, welche durch Herab-
fallen Vorübergehende beschädigen könuen, dürfen ohne
ausreicheiide Befestigmig durch Latteu oder eiserne
 
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