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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Januar bis Juni)

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Nr. 125-149 (2. Juni 1902 - 30. Juni 1902)
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Auf der Versauunluttg in Heideib.rg herrschte in diesem
Bctracht gegenüber dem Staat nur eine Stimme der
Auerkennung; was diese Befriedigung trübte, war nicht
die von der Regierung angestrebte und vorläufig erzielte
Lösung der Praktikantenfrage, sondern die dcm Vernehmen
nach besteheni^e Absicht der Regierung, bei der Ergänzung
des Oberschulräts, entgegen den wohlbegründeten Anregungen
der Budgetkommission und des Berichterstatters für die
Mittelschulen, des Herrn Abgeordneten Obktrcher, nicht das
schulmännische, sondern das juristische Element zu stärken:
soll doch nicht nur die neugeschaffene Stelle eines vor-
sitzenden Rates, sondern auch die dadurch voraussichtlich
freiwerdende Ratsstelle durch einen juristischen Verwaltungs-
beamten besetzt werden. Darin erblickt unser Stand eine
Beeinträchtigung seines Ansehens und Einflusses, nicht aber
in dem Aufschub der Neuregelung des Gehaltstarifs, auf
die nun einmal alle akademisch gebildeten Beamten bis zu
einer neuen Hebung der Finanzlage sich gedulden müffen,
so tief sie auch alle, im Einklang mit allen billig denkenden
Laien, die Unzulänglichkeit der Gehalte der höheren Beamten«
stufen gegenüber den Anforderungen des heutigen LebenS
rmpfinden. Allein für den Augenblick hat die Regierung
durch die Erhöhung des WohnungSgeldes und für unseren
Stand insbesondere durch die ausgiebige Vermehrung der
Profefforenstelle ehrlich gethan, was sie thun konnte. Das
wollen wir auch einmal hier in der Oeffentlichkeit
aussprechcn als die Ueberzeugung aller besonnenen
Standesgenoffen."

Madischer Landtag.

— Die Erste Kammer hat am Samstag zwei
Sitzungen gehalten und am Schluß der Nachmittagsitzung
das Finanzgesctz genehmigt.

Einer der Punkte der Tagesordnung betraf den Bericht
der Budgetkommission über den Nachtrag zum Budget des
Ministeriums dcs Jnnern, Ausgabetitel XH und Einnahme-
titel VII (Heil- und Pflegeanstalten) und zu L Z 3
(Errichtung zweier neuer I rrenanstalten,
1. Rate 400000 Mk.), erstattet von Freih. v. Göler.

Der Berichterstcrtter verweist auf den eingehenden Hericht
des Abgeordneten Wacker in der Zweitcn Kammer und aüf die
Regierungs-Denkschrift. Gestern Abend habe das audere
Haus die Genehmigung ausgesprochen, die Kommission der
Ersten Kammer stellt Antrag in gleichem Sinne. Mit der
Wahl der Plätze in Wiesloch und Reichenau ist die Kom-
rnission einverstanden.

Geh. Hofrat Dr. Schäfer spricht sich gegen die Los-
lösung der Universitätsklintken aus dem Verband des Unter-
richtsministeriums und Unterstellung derselben unter das Mni-
sterium dcs Jnnern aus, wie sie der Abgeordnete Wacker in
seinem Bericht empfiehlt. Redner bedauert, daß man jetzt
in diesem hohen Hause wichtige Vorlagen so rasch abthun
müsse.

Minister,Dr. Schenkel erklärt, eiice neue Organisation
des Jrrenwescns könne bei dieser Gelegenheit nicht in Frage
kommen. Der jetzige Zustand der getrennten Oberleitung lasse
bei gutem Willen cine gute Verwaltung zu. An einen Aus-
druck des Vorredners anknüpfcnd, sagt der Minister, der Vor-
redner sei nicht als Vertrcter der Universität Heidelberg,
sondern nur von der Universität hierher geschickt, um die Jn-
tereffen des ganzen Landes wahrzunehmen.

Geh. Hofrat Dr. Rümelin ist mit Geh. Hofrat Schä-
fer einverstanden. Daß in Universitätsfragen die Sachver-
ständigen das Wort ergreifen, sei natürlich, in juristischen Fra-
gen sprächen auch die Juristen usw., die Zurückweisung des
Ministers sei daher nicht nötig gewesen. Redner rügt, daß
zu der Denkschrift, insbesondere Wgrenzung dcr Bezirke, die
Universitätskliniken nicht befragt worden seien.

Geh. Hofrat Dr. Schäfer bedarf keiner Belehrung über
seine Pflichten in diesem hohen Hause, auch von Seiner
Excellenz dem Minister des Jnnern nicht. (Sehr richtigl) Von
dem, was er gesagt habe, habe er nichts zurückzunehmen. Er
habe sprechen müssen, denn die Universitätskliniken seien nicht
gehört worden.

Minister des Jnnern Dr. Schenkel : Mit der jetzt aufge-
stellten Auffassung über die Rechte der Mitglieder sei er ein-
verstanden; Geh. Hofrat Dr. Schäfer habe vorhin gesagt, er
könnte von dem Universitätskollegium zur Rechenschaft gezogen
werden, wenn er nicht gesprochen hätte. Das habe er jetzt
zurückgenommen, und damit sei es gut. Es handle sich hier
iim zwei neue Jrrenanstalten, die dem Ministerium des Jn-
nern unterstehen, daher sei es Sache des genannten Ministeri-
ums, die Sachverständigen zu wählen. Die Nichtbefragung
der Universitätskliniken wäre deswegen keine Zurücksehung.
Jn der lehten Konferenz habe allerdings der Freiburger Ver-
treter gefehlt, warum wisse Redner nicht. Ueber die wichtig-
sten Punkte seien die medizinischen Fakultäten, allerdings nicht
-ie Jrrenkliniken allein befragt worden.

Geh. Hof.rat Dr. Rümelin: Der Vertreter Freiburgs
sei krank gewesen. Die beteiligten Ministerien hättcn sich
verständigen sollen. Auch das Unterrichtsministerium habe sein
Erstauneu über die Behandlung der Sache ausgedrückt.

Geh. Hofrat Dr. Schäfer ist sachlich mit dem Bericht-
'erstatter einverstanden. Jn den Darstellungen Lber die Bor-
gänge bestünden Widersprüche, die durch die Erklärungen des
Ministers nicht aufgehellt seien. Von seiner ersten Aeuße-
rung habe er nichts zurückgenommen.

Der Berichterstatter Freiherr v. Göler schließt sich dem
Wedauern Schäfers an, daß das Haus wichtige Dinge gegen
Schluß des Landtags in drängender Eile erledigen müffe. Das
treffe jedoch auf den vorliegenden Fall nicht zu, diese Frage
habe man schon lange und eingehend in der Kommiffion be-
handelt.

Der Antrag der Budgetkommission wird einstimmig ge-
nehmigt, und bamit werden die eingelaufenen Positionen für
erledigt erklärt.

Den Bericht über den übrigen Teil der Verhandlungen
lassen wir morgen folgen.

Karlsruhe, 28. Juni. (116 Sitzung der Zweiten
Kammer.)

Präsident Gönner teilt mit, daß Petitionen, die jetzt
noch einlanfen. Anspruch auf Berücksichtigung nicht mehr
rnachen können.

Es folgt die Beratung des F i n a n z g e s e tz e s.

Abg. Gießler, als Berichterstatter, leitet seinen Vor-
trag mit dem Hinweis ein, daß die Budgetkommiffion trotz der
mißlichen wirtschaftlichen Lage ein offenes Auge und Herz
für alle großen Aufgaüen gehabt habe und auch den Wünschcn
der Beamten durch die wesentliche Erhöhung des Wohnungs-
geldes, soiveit wie nur möglich, entgegengekommen sei. Der
schlietzliche Fehlbetrag des Budgets beläuft sich auf 16 258 841
Mark, zu deren Deckung, soweit die sich ergebenden Betriebs-

überschüsse nicht reichen, die Amortisationskasse herange-
zogen werden soll.

Jn der Generaldebatte tritt Wg. Wilckens namens
der nationalliberalen Partei für den Kommissionsantrag auf
Genehmigung des Finanzgesetzes ein.

Abg. Binz (Natlib.) wendet sich gegen die Art der Be-
handlung dcr Karlsruher Bahnhofsfrage durch dcn Freiherrn
von Neubronn in der Ersten Kammer, der in moquanter und
animoser Weise das Verhalten der Budgetkommission der Zwei-
ten Kammer und der Karlsruher Abgeordneten einer Kritik
unterworfen habe. die bon dcm höchsten Richter des Landes
als recht wenig passend bezeichnet werden müsse.

Abg. Dreesbach (Soz.) giebt namens seiner Fraktion
die Erklärung ab, daß sie gegen das Finanzgesetz stimmen
werde. Gerne habe seine Fraktion den Ausgaben für Kultur-
aufgaben zugestimmt, doch seien auch Anforderungen für
Zwecke bewilligt worden, die nicht notwendig seien, während
Mittel für durchaus notwondige Zwecke zurückgestellt werden
mußten. Aber auch in rein politischer Hinsicht verdiene die
Regierung kein Vertrauen, wie das Verhalten in der Wahl-
rechtsfrage beweise.

Abg. Frühauf (Freis.) wendet sich gegen die Haltung
der Sozialdemokraten, die wahrscheinlich in Vcrlegenheit kom-
men würden, wenn ihr Beschluh, gegen das Budget zu stim-
men, einen greifbaren Erfolg hätte. Der Redner erörtert so-
dann nochmals in ausführlicher Weise die Forderung der
Eisenbahnrcform. Tarifverbilligung und Verkehrserleichterung
sei das einzige Mittel, den Verkehr und damit die Eisenbahn-
rente zu steigern.

Abg. Muser (D. Vp.) erklärt, daß seine politischen
Freunde fiir das Bndget stimmen werdcn. Er bedaure die
Halrung der Sozialdemokraten, die nur Waffer auf die Müh-
len der Scharfmacher sei. Mit denselben Gründen hätten die
Herrcn auch auf dem letzten Landrag gegen das Budget stim-
men können. Man müsse immcr so stimmen, um die Konse-
guenzen der Abstimmung verantworten zrr können, wenn sie
thatsächlich in die Erscheinung treten. Die Haltung der Re-
gierung in der Wahlrechtsfrage werde durch die Zustimmung
zum Budget natürlich nicht gcbilligt. Mit der Zustimmung
zum Budget stellt man der Rcgierung überhaupt kein Ver-
trauensvotum aus, !vie die Sozialdemokraten ja auch dem
Ministerium Eisenlohr auf dcm letzten Landtag kein Ver-
traucnsvotum geben wollten, als sie für das Budget stimmten.

Abg. Wacker (Zentr.) schließt sich diesen Äusführungen
an.

Abg. Eichhorn (Soz.) erklärt, daß seine Partei aller-
dings in der Zustimmung zum Budget eine Art Vertrauens-
vornm der Regierung gcgenüber erblicke. Die politische Haltung
der Regierung, die den Volkswillen und den der Volksver-
tretung nicht respektiert, könne man kein Vertrauen entgegen-
bringen, deshalb stimme seine Fraktion gcgen das Budgct.

Finanzminister Buchenbcrger führt aus, daß die So-
zialdemokraten sich als kleine Fraktion wohl den Luxus ge-
statten können, das Budget zu verweigern. Eine große Partei
könne es nicht, da sie mitverantwortlich sei für die Verwaltung
des Landes. Die Dreesbachschen Gründe seien aber auch
materiell nicht gerechtfertigt, denn sonst hätten sie unter dem
letzten Ministerium Eisenlohr auch zur Mlehnung des Budgets
führen müssen. Wünschenswert sei es allerdings, wenn die
sozialdemokratischen Abgeordneten unbeirrt von dem Terro-
rismus bon Parteibeschlüssen das thun würden, was nach
Lage des Landes sich als nottvendig erweise. Die wirtschaftliche
Lage habe sich noch nicht gebessert, so datz eine vorsichtige Fi-
nanzgebahrung sich als notwendig erweise. Frühaufs Eisen-
bahnpolitik könne er nicht mitmachen, wie er auch die Äuf-
nahme von Staatsschulden für allgemeine Staatshaushal-
tungszwecke als neuen Grundsatz nicht acceptieren könne, son-
dern ihn als eine Versündigung gegen die spätere Generation
ansehen müsse. Das Fincmzministerium habe den Gedanken
eincr Steuererhöhung im Hiiwlick auf die ioirtschaftliche De-
preffion fallen lassen. Er möchte nur wünschen, datz er
für die nächste Budgetperiode nicht wieder aufgcnvmmen wer-
deu müsse.

Jn einer persönlichen Bemerkung wendet sich Abgeordneter
Dreesbach gegen die Unterstellung, als ob seine Fraktion
nicht nach Ueberzeugung, sondern nach Parteirücksichten ab-
stimme. Schließlich wird das Finanzgesetz mit allen
Stimmen gegen die der Sozialdemokraten angcnvm m e n.

Nächste Sitzung Montag 4 Uhr. Kleine Vorlagen.

Wnrttemberg.

Stuttgart. 28. Inni. Die Kammer hat die Ei n-
kommensteuer mst 17 gegen 2 Stimmcn angenommen,
dagegeu irit 47 gegen 34 Stnnmen den Ant ag abgelehnt,
der ersicn Kammcr im Budgetrechl eine Konzcssion zu
machen.

Aus der Karlsruher Zeitung.

— Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben
dcn Revisor Joseph Tröndle bei der Steuerdirektion lan-
dcsherrlich angestellt, den Zollverwalter Richard Röm in
Brnchsal wcgcn leidender Gesundheit nnter Anerkennung seiner
langjährigen treugeleisteten Dienste, ebenso den Expeditor Aug.
Rosenfeldbei der Oberdirektion des Waffer- und Straßen-
baues auf sein Ansnchen wegen leidender Gesundheit in den
Rnhestand vcrsetzt.

—- Hauptamtsassistent Ferdinand Litterst beim Haupt-
steueramt Heidelberg wurde in gleicher Eigenschaft zum Fi-
nanzamt Sinsheim zur Versehung einer Steuerkontrolleur-
stelle daselbst verseht.

— Zollberwalter Franz Röttingerin Pforzheim wurde
nach Bruchsal versetzt.

Karlsruhe, 28. Juni. Der Großherzog und
die Großherzogin besuchten hente Vormlttag von
10 Uhr an die Jubiläums-Kunst-Ausstellung .in Baden.
Jhre Königlichen Hoheiten wurden vom Ausstellungs-
komits empfangen und begrüßt. Die beiden Gesangvereine
Aurelia und Hohenbaden erfreuten die höchsten Herrschaften
durch schönen Gesang, worauf Jhre Königlichen Hoheiten
von drei jungen Damen Blumensträuße überreicht wurden.
Eine der jungen Dameu sprach dabei einen poetischen Gruß.
EIn Rundgang durch die ganze Ausstellung, die teils Bilder
aus Privatbesitz, teils solche aus dem Besitz der Stadt
Baden enthält, nahm die Zeit bis halb 1 Uhr in Anspruch.
Jn hohem Grade befriedigt, verabschiedeten sich die Groß-
herzoglichen Herrschaften von den führenden Herren und
Damen des Ausstellungskomitees unter dem Ausdruck des
Wunsches, diese schöne Sammlung recht bald wieder be-
suchen zu können. Der Großherzog nahm sodann mili-
tärische Meldungen entgegen. Die Fürstin Sophie zur
Lippe traf heute Mittag 1 Uhr, von zwei Damen begleitet,
aus Rothenfels in Schloß Baden ein und nahm an der
Großherzoglichen Frühstückstafel teil, zu welcher auch die
Prinzessin Amelie zu Fürstenberg erschien. Außerdem
waren noch mehrere Personen dazu eingeladen. JhreGroß-

herzogliche Hoheit die Fürstin zur Lippe kehrte nach 3 Uhr
nach Rothenfels zurück.

Aus Stadt und Land.

Heidelberg, 30. Juni.

Geschenk des Groüherzogs. Von S. K. H. dcm Großherzog
ist auch der Universitäl ein vergrößerter Abgnß der Ju-
biläumsmedaille aus Bronze mit dem Wunsche zugewiesen
worden, ,,daß diese Medaille aufbewahrt werde zum Gedächt-
nis an Höchslihr SOjähriges Regicrungsjubiläum und als Er-
innerungszeichen der Dankbarkeit, die Se. Kgl. Hoheit für
alles empfinden, was Höchstderselben von Seiten der Hoch-
schule als Ausdruck treuer Gesinnung und liebevoller An-
hänglichkeit während der Festlichkeiten entgegengebracht wor-
den ist." Von Seiten der Universität ist für den neuerlichen
Beweis gnädigsten Gedenkens und huldvollster Gesinnungen
Sr. Kgl. Hohcit des Großherzogs^em Duxchlauchtigsten Rektor
magnificentissimus der ehrerbietigste »Dank ausgesprochen
worden.

X Rudersport. Das Schiedsgericht hat i» Uebereinstim-
mnng mit Neucnheim College den endgiltigen Sieg im Ren-
nen vom lctzten Freiiag den Akademrkern der Rudergesellschaft
Heidelberg zugesprochen, mir der Begründnng, datz der in
letzter Nummcr erwähnte Fehler keinen Einflus; auf den
Ausgang des Rennens haben konnte und die bessere Mannschaft
gewonnnen habe. Das anf Dienstag festgesetztc Entschei-
dungsrenncn fällt also ans.

X Die Ausstellung der iu Armcnien von armen Witwen
uud Waisen gefertigten Haiidstirkereien, die Fräulcin Ludwig
im Auftrage des dentschen Hilfsvereins heute und morgen
im klcineii Saale der Harmonie veranstaltet, wird alle Kreise
der Bevölkernng lebhaft intereffieren. Die Eigenartigkeit der
Arbeiten in Seide und Gold zu den verschiedensten Preisen
(kleinc Tabletts und Besätze, Bänder, Decken, Teppiche usw.)
zn sehen, ist schöne Gelegenheit geboten. Da 20 Pf. Ein-
trittsgeld erhoben werden, ist kein Kanfzwang. Junge Da-
nicn von hier haben sich freundlich zuc Hilfeleistniig in den.
Stunden von 10 bis 1 Uhr nnd 3 bis 7 Uhr angeboten. Durch
Bcschen odcr Kaufcn wird die Sache dcr armenischen Witwen
und Waiscn gcfördcrt. Möge dcr morgige zweite und letzte
Tag der Ansstcllung nnd des Verkaufes zahlreichc Bcsucher
aufivcisenl

DoPPcl - Konzert. Jn einem Doppel-Konzert strirt
gcstern die Grenadierkapelle aus Karlsruhe unter Boeirges
Leitnng mit nnscrm städrischen Occhester nntcr Radigs Führung
um die Palme dcr Guiist des Publikums. Beide fanden Icb-
haftcn Voifall. Dic Blasmusik hat aber im Frcicn den Vor-
teil voraus, daß sic das Ohr dcs Hörcrs auch in Pianostellen
sicher errcicht. Das Konzert in der Schloßwirtschaft war
nngemein zahlreich bcsucht. Auch abends im Stadtgarten waren
viele Zuhörer anwescnd, cbensobicle fast promenierten vor
dem Garten auf und ab und genossen von da die Gaben der
beiden Kapellen.

Hofschmied. Schmiedmeister Jean Justus K r a u t, Plöck
Nr. 22, wurde vom Großherzog znm Hofschmied ernannt.

X Besitzwechsel. Herr Älois Ve t h, Zimmermeister, ver-
kaufte sein Haus, Eppelheimer Landstrahe, an Metzgermeister
Adolf Hock, hier. Der Verkanfsabschluß erfolgte dnrch Kauf-
mann Georg Morr.

-I- Plötzlicher Tod. Einem Herzschlag ist hente Nacht der
Kirchendiener Spieß erlegen. Spieß war gestern Abend nocy
beim Konzert im Bremeneck. Hente Morgen fand man ihn
tot im Bette liegen. Durch seinen laiigjährigen Dienst an
der Heiliggeistkirche war der Verstorbene hier eine bekannre
Persönlichkeit.

-p Nnfklle. Beim Abladen cines Steinwagens an einern
Nenbau in Neuenheim fiel cinem Maurer ans Heddesheim
ein 8 bis 10 Zentner schwerer Stein anf den Oberschenkel, wo-
durch dieser einen Bruch erlitt. —- Bei Erstellung einer
Mauer am Hotel Bellebue fiel einem Maurer ein Stein auf
das linke Bein, wodnrch ebenfalls ein Bruch entstand. Beide
Vernnglückte wurden ins Akadcmische Krankenhaus verbracht.

-s- Polizeibericht. Verhaftet wnrden neun Personen, nnd
zwar ein Frauenzimmer wegen Trunkenheit, ein Taglöhner
wegen Landstreicherei, ein Zigarrenarbeiter wegen Betrugs-
bersuch nnd Beleidigung usw., 2 Taglöhner wegen Diebstahl,
ein Kaufmann wegen Betrugs, ein Former wegen Bettelei und
ein Kellner wegen Ruhestöruiig, 18 Personen kamen wegen
Unfug, bezw. Ruhestörung zur Anzeige.

Wicblingen, 30. Juni. (Welchen Scherz) zur
Abwechselung sich ein Führer und ein Heizer der Nebenbahn
Heidelberg-Weinheim crlanben kann, das zeigt Folgendes:
Gestern Vormittag fuhr eine Maschine von Heidelberg nacki
Mannheim zu; zwischen Wieblingen nnd Edingen machteu die
Lekter der Maschine Halt, stiegen ab, sprangen in einen Klee-
acker, rnpften sich ein wenig Klee und fuhren dann weiter.

li. Bruchsal, 30. Iuni. Gestern hielt der Verband
der Kanfmäiinischen Vereine Badens und der
Pfalz sciiien 12. Verbandstag hier ab. Die meisten der
verbündeten Vereine hatten Vertreter entsandt. Aus deM
erstatteten Bericht des Vorsitzenden, Herrn Iulins Witzig/
mann-Mannheim, ging hervor, dah dem Verband zur Zesi
20 Vereine mit etwa 7000 Mitglieder» angehöreii. Die sest
Mai in Kraft getretene UiiterstLtzungsabteilung wurde bis
jetzt in Anspruch genommen. Außer den dnrch die Satz^
ungen vorgeschriebencn Punkteii der Tagesordnung bildete die
Schaffung eines Verbandsblattes Gegenstand eingehender Be^
ratung. Der seitherige Verbandsvorstand, bestehcnd aus de»
Herren Witzigmann-Mannheim, Karl Ueberle-Heidel-
berg und Dörr-Ludwigshafen wurde wiedergewählt, ebenso
die Ersahmänncr Kranß-Frankenthal und Liepmannsohn^
Karlsruhe. Als Versammlungsort für daS nächste Jahr wnrds
cinstimmig Konstanz bestimmt. Nach Beendigung der Be-
ratungen wurde eine Besichtignng des Schloffes und der Stcrm
vorgenommcn, sodann vereinigten sich die Abgeordneten wck
zahlreichen Mitgliedern des Bruchsaler Vereines und den Veri
tretern dcr Behörden im Gasthof „Post" zu einem Mahle, be'
dem Oberbürgermeister Stritt in herzlichen Worten die
schienenen namens der städtischen Verwaltung begrüßte. Abendo
ffand ein Militärkonzert im „Schützen" statt, das, wie dre
gcmze Veranstaltnng, den schönsten Verlauf nahm. — Zu e^
wähnen ist noch, daß mit dem Verbandstag eine Ausstellnng
der städtischen Handelsschule verbnnden war. Die aufgelegte^
Schülerarbciten und Lehrmittel bswiesen, auf welch erfrenlicm^
Höhe sich das kaufmännische Fortbildungsweseii in Brnchin'
befindet. ^

2dl. Karlsruhc, 27. Iuni. (Die Terrain- u»o
B a u g e s e l l s ch a f t „Südende Karlsruhe"i
sich hcute nnter Beteiligung Frankfurter Finanziers als Akticw
gesellschaft konstituiert. Das Aktienkapital beträgt 600 00
Mark. Zweck des Unternehmens ist zunächst Verwertung dc
über 400 000 Quadratmeter großen, unter dem Nawe
Weiheracker bekannten Terrains am genehmigten neuen Bahn

hof. , ^

8n. Milggensturm, Amt Rastatt, 29. Juni. (SKade)
feuer.) Gestern Vormittag kurz nach 11 Uhr bracki
im Anwesen des Hyronimus Götzmann ein Brand aus, o .
leider größere Dimensionen annahm. Es wurden eingeäsche -
6 Häuser und 7 Scheuern. Zwei der Brandbeschädigten U

nicht versichert. Die Ursache der Entstehung ist nicht bekan
geworden, doch wird erzählt, daß an einem Spirituskowf^
Milch gewürmt wurde, Die große schwarze Hauskatze tvoa
 
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