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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Januar bis Juni)

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Nr. 125-149 (2. Juni 1902 - 30. Juni 1902)
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https://doi.org/10.11588/diglit.23860#1215

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Anfechtungen, insbesondere aus dem Kreise ders Be-
teiligten und Jnteressenten erwiesen. Letztere wollen
die Wahrnehmung gemacht haben, die Notare seien deni
Publikum gegenüber nicht mehr so entgegenkommend wie
früher. Erstere halten in der überwiegenden Mehrzahl
die geschaffene beamtenrechtliche Sonderstellung der No-
tare für verfehlt und erstreben die Ilmgestaltung des
Notariats nach preußischem Muster. Jnsbesondere soll
der Geschäftskreis des Notariats derart getrennt wer-
den, daß die behördlichen Funktionen Richtern, die Ur-
kunden einem frei aüszugestaltenden, eventuell mit dei
Anwaltschaft zu verbindenden Urkundennotriat übertra-
gen werden. Zur Zeit hat jedoch diese Frage kein aktu-
elles Jnteresse und kann erst in den Kreis der Erwägung
gezogen werden, wenn etwa an eine Aenderung der
jetzigen Versassung des Grundbuchwesens herangetreten
werden müßte. Vor Ueberwindung defr mit einer
Uebergangszeit verknüpften Schwierigkeiten ist eine Aen-
derung geradezu ausgeschlossen. Es soll desbalb wegen
der derzeitigen Unmöglichkeit einer grundsätzlichen Aen-
dernng der Organisation an deren Bestand festgehalten
und sollen nur zu Tage getretene Unzulänglichkeiten
beseitigt werden. Dies strebt der Gesetzentwurf betref-
fend die wandelbaren Bezüge der Notare an, indem er
die Gründe darlegt, warum die wandelbaren Bezüge
der Notare neu geregelt werden sollen, sowie die Vor-
aussetzungen, unter denen dies möglich ist. Beim Jn-
krafttreten der neuen Notariatsorganisation hatte man
keine Anhaltspunkte, die finanzielle Wirkung der Ge-
bührensätze zu übersehen und auch nnr annähernd zu er-
rnessen, welchen Betrag das wandelbare Nebeneinkom-
men der Notare erreichen werde. Die schon im ersten
Vierteljahr von 1900 gesammelten Erfährungen erga-
ben schon für diese Zeit einen den Jahres-Staatsvoran-
schlag übersteigenden Betrag und stellten eine sehr un-
gleiche Verteilung der Gebührenanteile der Notare und
deren Nebengeschäftsgebühren, sowie bei einzelnen No-
tariaten eine angemessene Höhe der wandelbaren Be-
züge fest. Es schien daher angezeigt, an Stelle der Re-
gelung der Gebühren im Verordnungswsge die gesetz-
liche Regelung der wandelbaren Beziige derj Notc-xe
und einiger damit zusammenhängender Fragen durchzn-
führen. Jn Betracht kommen hierbei die Abänderungen
einzelner Vorschriften des Rechtspolizeigesetzes (Artikel
1^6), sowie die Aenderung bezw. Neueinstellung einiger
Bestimmungen des Rechtspolizeikostengesetzes (Artikel
6—12). Die Sonderkommission der Zweiten Kamnier
ist mit den Grundgedanken des Entwurfes einverstan-
den, insbesondere auch damit, daß in Hinkunft die Privat-
urkundenfertigung gerade so wie d!e Fertigung öffent-
licher Nrkunden behandelt, daß der Kreis der Amtsge-
fchäfte erweitert und jener der Nebengeschäfte enger ge-
zogen wird. Sie beantragt, den Regierungsentwurf
mit geringen Aenderungen anzunehmen.

Ausland.

Rußland.

— Das Bti t t e I s ch u l w e s e n Ru ß l a n d s erlei-
Let zur Zeit eine durchgreifende Aenderung, die der Ge-
genstand eifriger Verhandlnngen und lebhafter Erörte-
rungen ist. Jm vergangenen Mai wnrde zur Beratung
der neuen Lehrpläne beim Ministerium für Volksauf-
klärung ein besonderer Ausschuß gebildet, zu dem aus
jedem Lehrbezirk ein Gymnasial- und Realschuldirektor
beigezogen wurden. Diese in zwei Unterausschüssen für
Gymnasien und Realschnlen vereinigten Direktoren haben
folgende Vorschläge gemacht. 1. Für die Gymnasie nt
in der 1. Klasse (Sexta) soll anstatt zweier neuen Spra-
chen nurmehrdie deutsche gelehrt werden, mit
der 3. Klasse (Ouarta) könnte dann die fakultative Er-
lernung einer zweiten neuen Sprache beginnen. Damit
träre, wenn diese Vorschläge die ministerielle Genehmi-
gung und ihre wirkliche Durchführnng fänden, in den
Gymnasien die französische Sprache aus der herrschenden
Stellung, die sie seit Beginn des russischen Mittelschul-
wesens, also seit mehr als 160 Jahren behauptet hat,
verdrängt, an erste Stelle träte die deutsche Sprache,
die von der 1. Klasse an gelehrt wird, während die fran-
Zösische Sprache, erst mit der 3. Klasse (Quarta) einsetzt.
Es ist auch anzunehmen, daß die Schüler eher bei der
Crlernung der deutschen als der französischen Sprache
bleiben, wenn sie von der 1. Klasse an darin geschult
werden. 2. Für die Realschulen: in der 1. Klasse

da sagten sie, das wäre ihre Tonne - und als ich sagte,

rneine Tante hätte die Tonne von ganz weit her dahin ge-
rollt, da sagten sie, ich sollte meine Tante grüßen — —-
und überhaupt, furchtbar frech waren sie — und der eine
tvohnte schon in unserer Tonne."

Die Erinnerung an diese Thatsache berührte Fritz so
fchtnerzlich, daß er von neuem losbrüllte.

Aber auch Lisbeth war jetzt sittlich enrrüstet. Das er-
hebende Bewußtsein, die Tonne mit Mühe und Not vom Wen-
nigstädter Strande herangeholt zu haben, gab ihr die Kraft,
Len Kampf mit jenen Männern aufzunehmen. Sie faßte den
Jungen bei der Hand und schritt streitlustig quer über den
Sand.

Das Sylter Strandleben machte in diesen sonnigen Mor-
genstunden sonst entschieden einen harmlosen und friedlichen
^indruck. Möglichst hoch aufgeschürzt patschten unschuldige
Minder im Wasser herum. Rudel- und familienweise lagen die
vernünftigeren Leute faül im Sande. Einige mit besonderer
Thatkraft begabte Jünglinge beschäftigten sich threr Jndividua-
lität gemäß entweder mit der Unterhaltung von jungen Da-
men oder der Anlage von großartigen Sandbauten.

Zu einer solchen Strandburg, die kühn mit grotzen Schutz-
dämmen ans Wasser herangebaut war, führte Fritz jetzt
seinc Tante.

„Das siud die Männer — und das ist meine Tonne",
sagte er. Käthe entdeckte zuerst einen dicken, ganz gutartig
aussehenden Herrn, der gemütlich oben auf dem seewärts
gelegenen Sanddamme saß, wo man mit Hilfe von ein paar
Wrettern und Flaggenstangen so eine Art von Balkon hergestellt
hatte. Die Besitzer dieser Burg schienen sowohl Ordnungs-
tvie Eigeutumssinn zu haben. Eine gut gehaltene Sandtreppe
führte von dem Ausguck hinab ins Jnnere, und auf der Land-
seite Lieser Behausung war sinnreich die Tonne angebracht.
Khren Hohlraum benutzte ein junger Mann praktischerweise,
nm sich möglichst vor Wind und Sonne zu schützen. Seine
langen, mit weißen Flanellhosen bezogenen Beine hingen aller-
dings heraus und waren der Macht der Elemente preisge-
geben.

wird deiitsch gelehrt, in der 2. Klasse deutsch und sranzs-
sisch (wahrscheiiilich fakultativ). Auch an den Realschuleu
hat also uach diefen Vorschlägeu das Frailzösische seine
vorherrschende Stellung verloreu. Es ist klar, daß diese
Vorschlüge, wenu sie wirklich durchgeführt werdeu, von
großer Bedeutung werdcn könuen, nicht nur für die reine
Geistesgymnastik der Sprachstudien, sondern für die ganze
Beurteilung des Deutschtums uud des Franzosentums.
Darum ist erklärlich, daß die nakionalistisch antideutsche
Presse Rußlands jetzt schon gegen diese Vorschläge sich
ausspricht.

Aus Stadt und Land.

8L. Karlsruhe, 27. Juni. (N o t st a n d s a r b e i t e n.)
Nach dcr nunmehr fertiggestellten Abrechnung haben die von
der Stadtgemeinde im Laufe des vergangenen Winters ver-
anstalteten Notstandsarbeiten einen Aufwand von 37 508 Mk.
verursacht, wogegen der Wert der geleisteten Arbeit sich auf
21 992 Mk. beläuft. Die hiernach verbleibenden Mchrkosten
mit 15 515 Mk. sollcn als Armenanfwand bchandclt und aus
der Armenkasse der Stadtkasse ersetzt werden.

LE. Karlsrnhe, 27. Juni. (S o n n t a s r n h c.)
Einem übereinstimmenden Antrag der hiesigen kaufmännischen
Vereinigungen entsprechend, beabsichtigt der Stadtrat zu be-
antragen, daß die derzeitigen statutarischen Bestimmungen über
die Sonntagsruhe im Handelsgewerbe aufgehoben und dnrch
Bestimmungen ersetzt werden, wonach Gehilfen, Lehrlinge und
Arbeiter im Handelsgewerbe an Sonn- und Feiertagen, so-
fern an diesen Tagen eine Beschäftigung derselben nach Para-
graph 105 d Abs. 2 und 105 c der Gewerbeordnung zulässigen
Ausnahmen in den Monaten September bis einschließlich
April nicht länger als 3 Stunden und in den übrigen Mona-
ten nicht länger als 2 Stunden beschäftigt werden dürfen.
Die Tagesstunden für die hiernach zulässige Beschäftigung
sollen für die Monate September bis einschließlich April auf
mittags 11—2 llhr und für die übrigen Monatc anf mittags
11—1 llhr festgcsetzr wcrden. Ausgenommen von diescn
Bestimmungen sollen nur die sogenannten Bedürfnisgewerbe
sein. Zunächst sollen die Beteiligten aufgefordert werden,
etwaige Bedenken gegen die geplanten neuen Bestimmungen
odcr anderweitigc Vorschläge spätestens bis zum 31. Juli
dieses Jahres mit Begründung einzureichen.

Eggenstein A. Karlsruhe, 27. Juni. (A pothek e.) Herrn
Apotheker Karl Fleischmann von Sinsheim ist die persönliche
Berechtigung zum Betrieb einer selbständigeu Apotheke hier-
selbst verliehen worden.

80. Pforzheim, 27. Juni. (Unlauterer Wett-
bewerb.) Die Jnhaber eines hiesigen Geschäftes, welches
sich in Konkurs befindet, haben zur Ergänzung ihres Waren-
lagers neue Waren bezogen nnd waren daraufhin von dem
hiesigen Verein selbständiger Kaufleute wegen unlauteren
Wettbewerbes zur Anzeige gebracht worden. Jn der Ber-
handlung des Schöffengerichts stellte sich heraus, daß dic
Waren notwendigerweise (?) ergänzt werden mußten, um
dadurch den Ausverkauf der übrigen Wiaren zu ermöglichen.
Das Gericht gelangte deshalb zur Freisprechung der
Angeklagten, wie des mitangeklagten Lieferanten mit der Be-
gründung: „daß das Nachschieben von Waren, welche un-
bedingt zur Aufrechterhaltung des Ausverkaufs notwendtg
sind, gestattet sei. Dieser Auffassung ist bekanntlich auch das
Reichsgericht, was von der Geschäftswelt lebhaft beklagt wird.

Pforzheim, 27. Juni. (U e b e r f a h r e n.) JnUnter-
reichenbach verunglückte gestern der Stationswärter
Baier dadurch, daß er beim Rangieren von einer Maschine er-
faßt, ü b e r f a h r c n nnd gräßlich verstümmclt wurde. Der
Tod trat sofort ein.

Aus Badcn. Die Rheinische Hhpothekenbank in Mannheim
hat dem Großherzog anlählich der Feier des 60jährigen
Regierungsjubiläums zur Verwendung im Jnteresse der Land-
wirtschaft die Summe von 20 000 Mark zur Verfügung ge-
stellt. Seine Königliche Hoheit hat einen Teil der Summe
wiederum zur Gewährung von Beihilfen zur Deckung der durch
Umwandlung nicht amorrisablcr in amortisablc Darlehen er-
wachsenden Kosten bestimmt. Das Ministerium des Jnnern ist
deshalb in der Lage, fernerhin wieder derartige Beihilfen zu
bewilligen.

— Diestnachrichtcn. Versetzt wurdc »: die A k -

tuare: Helmstädter, Philipp, beim Landgericht, Freiburg,
zum Oberlandesgericht. Fassing, Wilhelm, beim Oberlandes-
gericht, zum Amtsgericht Pforzheim. Steinmann, Karl, beim
Amtsgericht Lörrach, zum Landgericht Freiburg. Weitz, Karl,
beim Amtsgericht Durlach, zu jenem in Karlsrnhe. Wäsch,
Karl, beim Amtsgericht Neustadt, zum Notariat Weinheim II.
Link Friedrich, beim Notariat Weinheim II, zum Amtsgericht
Neustadt. Benz Reinh., beim Notariat Emmendingen II.
zum Notariat Freiburg V. Knaus, Wilhelm, beim Notariat
Emmendingen I, znm Notariat II daselbst. Wickenhäuser,
Adolf, Gerichtsvollzieher in Schwetzingen, zum Amtsgericht
Lörrach, unter Zurücknahme der Versetznng nach Mannheim.

Eingesandt.

Heidclberq, 30. Juni. Strasienbnlmlciüe». Jn der ncucn
Straßenpolizeiordnung steht ein Paragraph, wonach jede Bc-

„Bittc, wollen Sie meinem Neffen nicht seine Tonne
wiedergeben?" rief Liesbeth dem dicken Herrn von unten zu.

„Ach so — —- sind Sie viclleicht die Tante, mit deren
Kommen uns so gewaltig gedroht wurde? Sehr erfreut —- —
ich hatte mir die Sache viel schlimmer gedacht. Aber erlauben
Sie — die Unterhandlungen eröffnen lvir nur auf unserem
eigenen Grund nnd Boden — Sie miissen schon ein wenig
näher kommen, meine Gnädige. Hans, mache der Dame mal
schleunigst die Thüre aufl — — Hier links herum, wenn

ich bitten darf, mein berehrtes Fränlein-denn verheiratet

könnten Sie doch beim besten Willen noch nicht sein?"

Aus der Tonne kroch mit vieler Mühe und wenig Grazie
ein langer, junger Mensch hervor. Liesbeth hatte unterdes
den Eingang entdeckt, eine Lücke im Sandwall, wo ein zwischen
Stöcken befestigter Bindfaden das „Burgthor" markierte. Die-
sen Zugang öffnete der jüngere Herr jetzt mit einiger Feier-
lichkeit.

„Bitte, nehmen Sie Platz," sagic er mit eincr tiefen
Verbeugnng zn Tantc Liesbeth. Er zeigte auf eine rote Reise-
decke.

„Dies nennt sich unser Sopha, und Damenbesnch kommt
bei uns immer anfs Sopha. — So, mein Jung', du kannst dich

hier ruhig in den Sand setzcn-- nein, bitte, nicht gerade

aus Onkels Flaschenkeller, So nnd nnn erzähle uns noch ein-
mal die hübsche Geschichte von deiner Tonne und deiner Tantel"

Der dicke Herr war unterdes von seinem Walle herunter-
gestiegen und setzte sich Liesbeth gegenüber neben seinem Nef-
fen in den Sand. Sie sahen beide so vergnügt aus, daß
Liesbeth in Versnchnng kam, mit ihnen zu lachcn. Aber beim
Anblick der Tonne fiel ihr noch rechtzeitig ihre moralische
Entrüstung ein.

„Jch wollte Sie nur bitten, meinem Neffcn diese Tonne
wieder zn geben", sagte sic ernsthafi.

„Diese Tonne haben wir heute Morgen mit Lebensgefahr
aus der Nordsee anfgefischt", sagte der Dicke. „Wünschen
Sie, daß ich Zeugcn her«ihole?"

(Schluß folgt.)

nützung der öffentlichen Straßen so erfolgett muß, iv i e sie
das mindeste Geräusch verursacht. Die Bewoh-
ner der Rvhrbacher Straße geben sick der Hoffnung hin, datz
dieser Paragraph auch auf die elektrischen Straßenüahnen znr
Anwendung gebracht werden wird. Jeder einsichtige MensH
wird sich in die Belästigungen finden, welche die Entwicklung
des modernen Verkehrswesens notwendig mit sich bringt,
um so entschiedener musz er abcr verlangen, daß das Maß des
Notwendigen nicht überschritten wird und letztcres ge-
schieht hier n. a. mit den K l i n g e l s i g n a l e n der elektri-
schen Straßenbahnen; in andern Städten (nicht nur in Groß-
städten, sondern auch z. B. in unserer Nachbarstadt Mannhsim)'
beschränkt man sich beim Halten und Abfahren und bei Stra-
ßenkreuzungen auf einen einzigen Schkag der Klingel, mehr-
fache Signale werden nur bei besonderen Anlässen gegeben,
z. B. wenn ein einmaliges Warnungszeichen nicht beachter
wird. Sollte dies nicht auch hier genügen?! Hier wird meist
geklingelt, als ob das ganze Viertel es hören mützte, ja es
kommt vor, daß ein Fahrer von eincr Straßenkreuzung bis
znr andcrn einfach gar nicht aufhört, oder daß wenn an Halte-
stellen der Führer des borderen Wagens nicht rasch genug
abfährt, der des hinteren ihm seine Ungedüld durch energisches
Klingeln zu erkennen giebt. Das macht die Straßenbahnen
für die Anwohner zeitweise geradezu zur Plage und wir appel-
lieren dringend an die Behörden nm Abhilfe; zunächst an die
Polizcibehörde, dann aber auch an die städtische Verwaltung;
handclt es sich doch hier um dic Jnteressen ganzer Straßen
iin Änrzem kommen ja nuch Hauvtstraße nnd Beraheimersrraße
in Betracht, zu deren Wahrung der Einzelne nicht im Stande
ist. Möge hier gleich anfangs vorgesorgt werden, wie schwer
es später ist, zeigt das Schicksal der Bergheimerstraßel Das
Gleiche gilt von zwei weiteren Uebelständen, von den gewal-
tiaen S t a n b w ol k e n, die nbermäßig rasches Fahren erregt
(bier könnte wenigstens im Saimner durch hänfigeres Svrcngen
geholfen werden) und von der Erschütterung kleinerev
Häuser, die dann eintritt, wenn die Wieslocher Elektrische
mit mehreren Waaen zngleich fäbrt und die in einzelnen Hän-
sern (n i ch t Neubauten) schon Risse und Sprünge verursacht
hat und die zu der Frage drängt, ob denn die Zahl der Wagen
eines Zuges im Belieben der Wieslocher stehtl? Bei der Zu-
uahme des Verkehrs wäre das eine erfreuliche Aussicht für uns«
Endlich sei es noch gestattet, für die neuen städtischen Straßen-
bahnen zwei WLnsche vorzubringen. Der eine geht auf An-
bringung erheblich auffallenderer Tafeln zur Bszeich-
nung der Haltestellen (der Fremde findet die jetzigen
kaum); der zweite dahin, daß die Vorschrift, wonach ausj
dem Hinterperron nur eine biestimmte Anzahl von
Personen stehen diirfen und auf der Einsteigeseite ein PlaZ
frei gehalten werden muß, streuger durchgeführt werde, denN
es' ist, zumal bei Regenwetter, für Damen oft geradezu pein-
lich, wie sie sich zwischen den Leuten anf dem dicht gefüllten
Hinterperron durchquetschen müssen. —

Mon der Mersammtung des deutschen Mereins
von Kas- nnd Wajferfachniännern in Düsset-

dorf.

Aus dem Jahresbericht des Vorstandes ist hervorzuheben,
daß der Verein die künstlerische Seite der Gasbeleuchtung»
namentlich unter Verwendung von Gasgliryücht, durch Anlage
künstlerisch wertvoller Lüster, Lampen, Laternen usw. mittelst
eines Preisausschreibens fördern will. Die Mitwirkung her--
vorragender Künstler ist dazu gesichert. Dem Verein für

Wasservcrsorgung und Abwasierbeiertigung, der mit dcr tgl.

Preußischen Versnchs- und Prüfungsanstalt für die gleichen
Zwecke in Verbindung steht, ist der Verein mit einem Jahres-
beitrage von 500 Mark beigetreten. Die Mitgliederzähl des
Vereins beläuft sich auf 2 Ehrenmitglieder, 719 Mitglieder
und 166 Genossen. Dem Vereine gehören 8 Zweigvereine
an. Die Einnahmen des Vereins beliefen sich im Jahre
1901—1902 auf 31 481 Mk., die Ausgaben auf 292,08 Mk-
Das Vermögen des Vereins beträgt 93 406 Mk. Aus dein
Unterstützungsfond, der ein Vermögen von 86 880 Mk. besitzt,
wurden 5995 Mk. an llnterstütznngen gezahlt. Aus dem

Simon Schiele-Fond, der 21 800 Mk. beträgt, sollen deM

Jngenieur Kienle in Köln, dem Betriebsingenieur Handke in
Posen und dem Maschiuentechniker Hegner zusammen 1300 Mk-'
zu wissenschaftlichen Zwecken bewilligt werden. Der Vorast-
schlag für 1902—1903 wurde in Einnahme uud Ausgabe auf
32 000 Mk. abgemessen.

Den Bericht der L i ch t m e ß k o m m i s s i o n erstattete
Herr Direktor Thomas-Zittau. Fortschritte in Bezug auf
höhere Leuchtkraft der.Glühkörper sind im allgemeiuen im letz-
ten Jahre nicht erzielt worden. Hingegen sind manche SorteN
bei dem Bestreben, durch Vevwendung von dünnem Garn hohr
Leuchtkraft zu erzielen, in der Haltbarkeit und BrenndaueL
Wesentlich zurückgegangen. ^

Jn Vertretung des Herrn Dr. Killin-Düsteldorf spraw
Herr Dr. Scharrer-Hagen ilber mikroskopische Glubkörpcnmter-
suchungen. Durch diese ist eine ausgezeichnete Methode zur
Untersuchung auf Verfälschung Pon Glühkörperasche gegeben.
Die Glühkörperasche bildet einen Handelsgegenstand, der niast
bloß als Rohstoff für die Darstellung von Thoriumnitrat, son-
dern auch als vorzügliches Putzmittel für Edelmetalle sehr
geschätzt wird. Den Bericht der^ G a s m e s s e r k o m m i i ^
s i o n erstartete Herr Direktor Söhren-Bonn, dcn der HeiH
messerkommission Herr Direktor .Körting-Hamwver. Die HKzs
kommission will jetzt auf den Vorschlag des Herrn Profeßor
Junkers an die Aufgabe herantreten, Regeln für die Auf-
stellung sowie für Prüfung von Gasheizapparaten auszuam
beiten.

Herr Direktor Wobbe-Wien macht Mitteilungen iwer

Neuerungen an Gaskoch-, G a s h e i z a p p a r M

ten und Gasbrennern, u. a. über einen Badeofen, der
den oft gehörten Klagen Lber üblen Geruch, Schmelzen diw
Lötungen und der Notwendigkeit umständlicher Ausbesserungen
abhilft. Ferner über Verfahren, Kachelöfen für die Gasfeu^
rung einzurichten und über die Möglichkeit, der schnellen Liam
abnahme bei Auerbrennern durch Anwendung einer Regulrer

schraube abzuhelfen.

Die Kommission izur Aufstellung von Schutzmatzregew
für R o h r l e i t u n g e n gegen Strahenbahnströme, udo^
deren Thätigkeit Herr Baurat Lindley-Frankfurt a. M,
richtete, soll künftig unter Znziehung von SachverständigW
selbständig arbeiten, da eine Vereinbarung mit der Erdstrow
kommission des Verbandes deutscher Elektrotechniker bisäA
nicht erzielt werden konnte. Der gleiche Berichterstatter gss"
auch eine Uebersicht über die Thätigkeit der Kommission l^
Wassermessernormalien, die zu dem Schlusse g ^
kommen ist, daß der Rotationsmesser in seiner verschiedeiw
Verwcndungsart kein aichungsfähiger Gegenstand isr "
einer Aichung nach einmal vorgenommener Prüfung uwl
weniger bedarf, als die aus der Aufstellung und Benutz""
solcher Wasscrmesser sich ergebenden Abweichungen von "
richtigcn Anzeige mii verschwindenden Ausnahmen stets °
Gunsten der Verbraucher hervortreten.

Herr Wasserwerkdirektor Wollmann-Charlottenburg braw^
diebehördlichen Verfügungen zur Sprache, dw^ ^
der letzren Zeit in vcrschiedenen Regiernngsbezirkczi nber r
Betrieb von Wasserwerken erlassen sind, u. a. dahin, datz S
Ablesung der Wassertemperatnr Fernrohre aufgestellt wer
 
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