Von Karls des Großen „Küſtenwacht“ bis zum Panzerschiff „Deutſchland“ ~ Zehn Jahrhunderte
Kampf um den Schutz der Küſten und entſprechende Macht zur See
Deutschland zur See + das ist ein Kapitel dentscher Geschichte, das wohl
zähen Willen zum Schutze des deutschen Landes, der deutschen Küsten aufzeigt. Zugleich ist es, wenn man die
immer neuen Rückschlägen und Vernichtungsver
den unvergleichlichen Mut und die Beharrlichkeit Deutschlands in
deutschen Meere auch jene Machtstellung zur See zu erringen,
Aufbaubestrebungen nach
41 eitungen gab es dazumal, um 892,
noch nicht, dennoch erfuhr man,
y wie die Chronik meldet, ,ßbi
J ehr kurzer Wochen“, daß die nor- |
diſchen Seekönige, die Wikinger, es nicht
mehr bei den üblichen Plünderungen an der
Küſte bewenden ließen, ſondern mit ihren
„Meerdrachen“ neuerdings in die Fluß-
_ mùndungen einsſchifften und tatſächlich rhein-
aufwärts bis Bonn vorgedrungen waren.
Not und Klagen der Küſtenbewohner
veranlaßtern Karl den Gro ß en, ſeine
„K ü ſt en we h r“ zu gründen, die erſten
;ſ; U:tt;U.; te) Uutl. Schflbtdte tt
find. Daß diese kleine Flotte ſehr bald einen
beachtlichen Ausban erfuhr, beweisſt die Tat-
ſache, daß während der Kr eu zz ü g e meh-
rere Wallfahrerflotten von den deutſchen
Küſten zum gelobten Land gingen, wo be-
sonders die Frieſen bei der Spr en gung
der Nilſperre vor Damietta hohen
Ruhm gewannen.
Das Aufblühen der deutſchen Handels.
beziehungen mit dem Ausland, hervor-
gerufen durch die Regsamkeit der deutſchen !
Kaufleute, verlangte einen Zuſammenſchiuß |
der an Macht gewinnenden deutſchen Han- |
delsſtädte.
Hanſabundes, die die Sicherheit der Han-
delswege zur See anſtrebte, zählte um 1427
rund 260 Schiffe. Der däniſche Feind über-
fiel zwei Iahre darauf hinterrücks die Flotte
und vernichtete ſie bis a uf ein ein-
zig es Schiff, das die traurige Kunde
in die Heimat brachte.
Neue Schiffe, nach den Ergebnissen der
Fu su sſtGe ceiest
Admiralsſciff „D er Adler“ war
73 Meter lang, 10 Meter breit und das
Atkertau wird als ,24 Daumen did ge-
ſchildert. Es war armiert mit 8 vierzig-
pfündigen Kartaunen, 6 halben Kartaunen,
26 zehnpfündigen Feldſchlangen, 8 Quart-
ſchlangen und 27 Steinſtücken, zuſammen mit
75 Geſchüten! An Munition führte es 6000
eiſerne Vollkugeln mit ſich, 300 Kettenkugeln,
300 Zentner Pulver und einige Tonnen
Hagel und Schrot. Dazu noch die Bewaffs
nung der Kriegsknechte und Matroſen . . .
Mit dem Verfall des Hanſabundes, der
ſich im Iahre 1630 auflöſte, verlor auch die
Hanſaslotte an Bedeutung. Da es bald an
manövrierfähigen Schiffen zur Unterſtützung
der Küſtentruppen fehlte, ließ Wallen-
ſt ein, der durch Patent vom 21. April 1628
zum „General des Ozeaniſchen und Bal-
tiſchen Meeres“ und zum „General-
kapitän der zu errichtenden
A r m a d as ernannt worden war, in Wis-
mar den Bau von zwölf Kriegsſchiffen be-
ginnen.
Der deutsche Fürſt, der jedoch zuerſt ſeine
Flagge auf eigenen Kriegsſchiffen entfaltete,
1260 tagte zum erſtenmal der '
„Ha nſa b un d“ in Lübeck. Die Flotte des |
Von Dr. H. Hildebrandt, Kiel
war der Große Kurfäürſt, Friedrich
Wilhelm von Brandenburg. Weitblickend,
kühn, beharrlich und opferfreudig wollte er
ein Land auch zur See kampffähig und durch
überſeeiſchen Handel reich und angeſehen
machen. Aber Eile tat not J die Schweden
mußten aus dem ihm erbrechtlich zuſtehenden
Pommern vertrieben werden. Der Große
Kurfürſt mi etet e daher von dem hol-
ländiſchen Kaufmann Raule mehrere Som-
mer hindurch einige Kriegsſchiffe, die ſieg-
Die kurbhrandenburgische Flotte,
erbaut vom Grolfen Kurfürsten, bestand ans
einigen grolien „Meeerdrachen“ und kleinen
armierten Booten
S t st; 65
holm die ſ<hwediſhe Fregatte
„L e o p a r d“ zu nehmen. Diese Fregatte
blieb im Beſitz des Großen Kurfürſlen und
wurde ſein erſtes eigenes Kriegsſchiff. Nach-
dem der Tod des Monarchen ſeinen Plan,
in Wolgaſt den Bau eigener Kriegsſchiffe
zu bewerkſtelligen, aufhob, wurde in Pillau
eine Werft gegründet. Siegreiche Kämpfe
auf den Meeren der Welt führten zur Ver-
ſtärkung der Flotte, die 1684 durch Schaffung
einer Ad mir alität in Berlin an
Stabilität gewann. Königsberg wurde die
Marineſtation der Oſtſee, Emden die der
Nordſee. Der jährliche „Marine-Etat“ be-
trug 53 600 Taler . .. Ö
König Friedrich Wilhelm I., auf
die Gründung eines tüchtigen Heeres be-
dacht, legte keinen Wert auf die überſeeiſchen
Besitzungen, die die Flotte erworben hatte,
Panzerschiff „Deutschland“,.
dias einzige moderne Kriegsschitt der
f heutigen deutschen
otte :
wie kein anderes den unbeirrharen, w
suchen betrachtet, ein Beispiel für
dem Bestreben, neben der Sicherheit der
die der Bedeutung des Heimatlandes entspricht
und verkaufte ſie 1720 um
6000 Dukaten und 6000 Gul-
den an die holländiſche Kom-
pagnie. – Friedrich der k
Gr o ß e war allzuſehr beſchäf. |
tigt mit der Sicherung und
Vergrößerung der Macht ſei-
nes Landes, als daß er an
eine Ausbreitung zur See hätte
denken können. Die kleine Flottille, die nach
des Königs Befehl
deutſchen Schiffe erhöht
Die Radkorvette „Danzig“ mit 12 Kanonen
war der Stolz der Marine um die Mitte des rorigen
Jahrhunderts
Nachdem im Iahre 1871 zu Versailles
die auf den Oderinſeln dte deutſche Kaiſerwürde neu geſchaffen wor-
den war, wurde 1873 ein neuer Flottens
gründungsplan aufgestellt, den General
von Stoſch, der an die Spitze der Marine
getreten war, bis 1883 durchführte. Der
unter ſeinen Nachfolgern eintretende Still-
ſtand im Ausbau der Flotte iſt zum größten
Teil der Unsicherheit zuzuſchreiben, die in
dieſem Uebergangsstadium der techniſchen
Entwicklung der Kriegsſchiffbauten herrſchte.
Mit dem Regierungsantritt Kaiſer Wil-
helm II. im Iahre 1888 begann die Entfal-
tung der deutſchen Seemach. A d miral
von Tirpigz ſchuf nach dem erſten Flotten-
geſeß von 1898 eine leiſtungsfähige Flotte
von 17 Linienſchiffen, 9 großen und 26 klei-
nen Kreuzern, nebſt entſprechenden Reſers
ven. Schon das zweite Flottengeſez von
1900 forderte die Verd o pp e lun g dieſer
Schlachtflotte! 1908, nach Einführung der
engliſchen Schlachtgiganten, d er Dread
n o ug h t s, wurde die Kampfkraft der
auf Kosten der
Lebensdauer, das Bautempo ſtabilifiert. Auf
Das deutsche Torpedoboot ,.S 18
während des Weltkrieges in voller Fahrt auf der Nordsee
gelandeten Schweden in Schach halten ſollte,
wurde nach wochenlangem Kampf in der
Odermündung im September 1759 vernich-
tet. Die gefangenen Preußen, die
f! uu ez cg t tert.
ſelbſt rantioniert und Schiff und Volk ge-
gwungen, am 22. Oktober in den Kolberger
Hafen einzulaufen. Sonſtens ſind noch
pure Fhulett §' Pn. 1
1761 verſchwand dann, nach einem
ſiegreichen Gefecht der Schweben, die
preußiſche Kriegsflagge für faſt
ein Jahrhundert von der See.
Als man nach den Stürmen
des Jahres 1848 die deutſche
Einigkeit geſchaffen zu haben
glaubte, forderte man die ſchleu-
nige Bildung einer Flotte. Am
16. August des gleichen Iahres
lief unter großen Feierlichkeiten das
Kanonenboot,Strela-Sun d“
in Stralſund vom Stapel. Aus be-
ſcheidenen Anfängen ~ fünf Dampfer,
î 96 Kanonenſchaluppen und ſechs Ka-
Uu rtZ eat ſs tuen
jr sz vie pecetieng.:
hatte, ihre Fähigkeiten in den Kriegen
von 1864 und 1866 zu erweiſen. Am
1. Oktober 1867 wurde an Stelle der
Fete dert.
16. Juli 1869 erhielt Deutſchland in
Wilhelmshafen den er ſt en
îKriegshafen an der Nordſee.
Norddeutſchland beſaß damals =sieben-
„ unddreißig Kriegsſchiſfe. |
dieſer geſetlichen Grundlage konnte Deutſche
land ſich eine Wehrmacht zur See erhalten,
die ſeinen wirtſchaftlichen Intereſſen und
ſeiner Weltmachtſtellung entſprach.
Nach dem vierjährigen Ringen des Welt-
krieges vernichtete das Di kt at vo n V ere
ſa ill es die vorbildliche deutſche Flotten.
l§értug bis auf die kleine Organiſatien
er heutigen Reichsmarine. Sie besteht, neh
Artikel 181 des Verſailler Vertrages, aus
6 Schlachtſchiffen der I
„Lothringen“-Klaſſe, 6 kleinen Kreuzern,
12 Zerſtörern und 12 Torpedobooten. Das
bedeutet eine Herabſetzung der deutſchen Sen.
ſtreitkrääte auf weniger als ein
Zehntel ihres bei Kriegsende vorhan«
denen Tonnageraumes ..
Die effektive Stärke der heutigen Reichs-
marine liegt aber noch unter der erlaubblen
Höchſtgrenze. Die Schlachtflotte besteht aus
den veralteten Linienſchiffen „Schleswig-
Holſtein“, „Heſſen“ und „Schleien“ -~ dis
D u F C: w FvUter qu:
geſtellten Panzerſchiff „D eut ſ< l a n d“.
Die Aufklärungsſtreitkräfte beſtehken aue.
vier Kreuzern D. „Königsberg“, rLeipzig".,
„Karlsruhe“, „Köln“ ~ und zwei
pedobootsfloltillen, die etne za acht Tore
pPedobooten (statt zwölf), die andere zu aekeVÛ
Zerſtörern (ſtatt zwölf). s h
0rn.