Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Volksblatt (68) — 1933 (Nr. 226-299)

DOI Heft:
Nr. 261 - Nr. 270 (13. November - 23. November)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.43179#0505
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext









Schriftleitung u. Geſchäftsſtelle: Heidelb
tytſtuten: 7.30 bis 18 Uhr. Spre

gegugsyreis: Durch Botenzuftellung und Poſt monatlich 2.00 &. M, ber der Geschäftsstelle ab-
| Linea; § t GuÜl:t: 10 Z§ Erſveiut wöteutlth 6 mal. U: die zeitung am Er
/ Lillimeterzeile t mea breit) 10 rs. ere! hcüriguns. m ert!e!: Hie eur iyt luge „ [| UW
ft gerichtlicher Beitreibung oder Konkurs erliſcht jeder Rabatt. Gerichtsſtand: Heidelbere„ .

Veilagen: Sonntag der Seele / Heimatwarte / Wiſjenſchaft und Kunit / Katholi

Ar Volkskanzler fü

Eine Unterredung Adolf Hitlers mit einem Vertreter des „Malin“ / Wir wellen alles zur
Und zur Befriedung Europas tun, was ſich mit unjerer Ehre vereinbaren läßt!

dcr, Paris, 22. Nov. Wenn die Iugend in Deutſchland in Reih’ und recht zu erhalten. Ich bin ein Menſch, der han-
Unie? „Matin“ veröffentlicht den Inhalt einer Glied marſchiere, wenn ſie die gleiche Kleidung delt und der ſeine Verantwortung übernimmt.
ſithe, redung, die der Außenpolitiker des franzö- trägt, ſo deshalb, weil ſie dieſe neue Ordnung und Bürge mit meiner Perſon vor dem Volt, das ich
for en weitverbreiteten Wirtſchaftsblattes „L'In- ihre Garantie verkörpere. führe und das mir die Kraft gibt.
§iîttien;, de Brinon, mit Reichskanzler Adolf Has Gespräch wandte ſich sodann den Mitteln Aber ſprechen wir von der franz öſi ſ h en
lihe gt. üatte. Brinon hebt die zwangloſe herz- zu, durch die das deutſch-franzöſiſche Problem be- Si her heit! . . ..

der ; Auſnahme durch den Reichskanzler hervor, reinigt werden könnte. Der Reichstanzler führte Wenn man mir ſagen würde, was ich für ſie
Ieret Gegenſatz zu anderen Staatsmännern jedes nach der Schilderung de Brinons au: tun kann, würde es es gerne tun, wenn es ſich nicht
uns mon um eine Unehre oder eine Drohung für mein Land
handelte. Ein engliſcher Iournaliſt hat geſchrie-
ben, daß man zur Beruhigung Europas eine Ver-
ſtändigung zwiſchen Deutſchland und Frankreich
herbeiführen und Frankreich die zuſäthzliche Sicher-
heit eines Verteidigungsbündniſſes mit England
geben müßte. Wenn es ſich um ein derartiges
Bümn d nis handelt, will ich es gern unterſchrei-
ben. Denn ich habe keineswegs die Abſicht, mei-



..
Sicherheit Frankreichs



iell und jedes Inſzeneſezen vermeidet, gyie die Verſtändigung zwiſchen glei c-
tomme len inneres Feuer belebend zum Ausdruk y ¿r e c<tigten Nachbarländern verwirklicht
.. Dex Re f ;. ; werden kann? Mein Vaterland iſt nicht eine
Vrinon eich skanzler habe erklärt, ſchreibt de \weitrangige Nation, ſondern eine große Ration,
lleiche einleitend, daß ſeine Einſtellung ſtets die her man eine unerträgliche Behandlung aufge-
Ipra g?liehen ſei. Er wünſche die A u s- zwungen hat. Wenn Frankreich ſeine Sicher-
"in p und Verſtändigung, weil er vo~ hei t auf der gefährlichen Unmöglichkeit Deutſch-
ücale hq ttantie für den Frieden erblide. Er lands, ſich zu verteidigen, aufzubauen gedentt,
len L daß dieſer wahrhafte Frieden zwiſ ;

.

chen loya- hann iſt nichts zu machen, denn die Zeiten, in de-

dergsegnern geſchloſſen werde. Er habe dies wie- ren das möglich wäre, ſind zu Ende. nen Nachbar anzugreifen. Polen ſieht das jetzt
du t erklärt, aber man habe ihm immer nur Wenn Frankreich aber ſeine Sicherheit in ein. Aber weil Polen öſtlicher liegt als Frank-

reich, kennt es uns beſſer.“

De Brinon wirft ein, daß der Rücktritt Deutſch-
lands vom Völkerbund eine tiefe Erregung ausge-
löſt habe und fragt an, ob Deutſchland nach Genf
zurückkehren werde. Die Antwort des Reichskanz-
lers lautet nach den Worten de Brinons: „Als ich
Genf verließ, habe ich eine notwendige Handlung
vollzogen und ich glaube, damit zur Klärung der
Lage beigetragen zu haben.

Wir werben nicht nach Genf zurückkehren.
Der Völkerbund iſt ein internationales

einem A b k o m m e n finden will, bin ich be-
reit, alles anzuhören, alles zu begreifen, alles
zu unterneyſmſne. .
Man weiß ziemlich genau, worin die von Deutſch-
land geforderte Gleichheit beſteht. Moraliſch
handelt es ſich um ein abſolut gleiches Recht. Die
praktiſche Durchführung kann etappenweiſe erfol-
gen, und man kann über die Einzelheiten verhan-
handeln. Aber man ſagt mir: Gewiß, Gleichheit,
jedoch keine Gleichheit ohne Gegenleiſtung. Welche
Gegenleiſtung? Man müßte endlich den Inhalt

ha Mißtrauiſche Worte geantwortet. Sein Wille
ertlz ſich jedoch nicht gewandelt. „Ich glaube“, ſo
Vo kte der Reichstanzler, „daß das Ergebnis der
neue Sa b ſtimm ung meinem Wunſche eine
Urs, Kraft gibt. Wenn früher Streſemann und
dar, ng verhandelten, ſo konnten ſie ſich nicht
.f berufen, daß das Volk hinter ihnen stehe.
M hah, her habe ganz Deutſchland hinter mir. Ich
Da. Jem Volke nicht verheimlicht, was ich wollte.
Y, 1k hat meine Politik gebilligt.“
liche g Geſpräch ging dann auf das deutſch-franzö-

Ê3S.icoeIe2 oc.
LJ utſch-franzöſiſchen Berſtändigung: Auf den Hinweis Brinons, daß man in Frank- niſſe ſind dort verſchärſt, anſtatt gelöſt zu werden.

reich auch die Gewißheit haben möchte, daß nach Ich bin stets bereit und ich habe das bewieſen,
endgültiger Regelung der Differenz nicht neue Verhandlungen mit einer Regierung aufzuneh-
Schwierigkeiten auftauchen, erwiderte der Kanz- men, die mit mir ſprechen will.“

ler: . De Brinon zieht aus ſeiner Unterredung mit
m Reichskanzler den Schluß, daß das Urteil des

Reiss abe die Ueberzeugung“, ſo erklärt der
Ne stanzler, „daß, wenn die Frage des Saar -
jt. u ? ts, das deutsſches Land iſt, einmal geregelt
zu qithts Deutſchland und Frankreich in Gegenſatz
keine U!der bringen kann. Elſaß-Lothringen iſt
trie
Mi dlen müſſen, daß wir weder abſorbieren
bon irt was nicht zu uns gehört, noch daß wir uns
nicht fzetsu jemand lieben laſſen wollen, der uns
Streitz ut! In Europa besteht nicht ein einziger
dlißt sigel, der einen Krieg rechtfertigt. Alles
eln th iwiſchen den Regierungen der Völker re-
Verang.enn ſie das Gefühl ihrer Ehre und ihrer
lerläyp e tlichkeit beſiszen. Es gibt ein von va-
. Venige iſchem Geiſt beſeeltes Po l e n uad ein nicht
De,! er an ſeinen Traditionen hängendes

..leÀtf-2.Ë.Ë.Ò.ÒÖË.Ët..,_tÔÊ.
reitfrage. Aber wie lange noch wird man Jr es c L' e halten:
Was iſt alſo noch notwendig? Ich habe keinen von deſſen Au
Thron geerbt. Ich habe M auf- trifft. . |

Nath dem Vertagungsbeschluß in Genf
keijer [Hl gn d. Zwiſchen ihnen beſtehen Differ Genf, 22. Nov ; Die Situng des Büros der ſekretär des Völkerbundes und dem Präſiden-
SSG G EE
G koſtbarſte Blut zu vergießen, denn es nut ruhen hnlerbreitete Bericht über inzwiſchen weiter fortgeſezt werden Jollen.
{kües. Da fie Peſtet. q t tu ez Htilachtfelveen tie Bertaguuig des hauptarsichuſes his zus Genf, 22. Nov. Die Dele ationsführer wer-
len ej, Dashalb iſt zwiſchen Deutſchland und Po- Januar wurde von der Kommiſſion ohne jede er EU t üben Iggatugustuguen '
Diskuſſion angenommen. ; en heute abend Genf verlaſſen. Es werden nur
In jeiner Erklärung wies der Präſident auf die zur Beſeßzung der beiden techniſchen Aus-
tf. rut gt tdw dm t
mit der Frage der Umwandlung der kontinental-
europäiſchen Heeresorganiſationen und der an-

Grund einer Unterredung mit dem Reichskanzler
frichtigkeit überzeugt wurde, zu-





qr aut-nachbarliches Abkommen möglich.“
. g beleidigt mich“, ruft der Reichskanzler é „rtlärun, o !
üer ge ſzon Sttterhin erklärt, daß ich hie Eciude hin, die ihn veranlaßt hitlen, tte
D,. Vollen ? g will. Sollte ich Wahnwitziges Vertreter der vier Mächte ſowie den igepräßt
jo „Kriegp Er würde keine Regelung bringen hett z tet “er h!teſatter ver ? ettereus
bag ern nur die Weitlac e st sg Er 1.0 g! é ttherbanh un mut t ttſeei- dere mit dem Problem der Kontrolle befaßt, ſol-
Und de unſerer Raſſen bedeuten, die Eliten ſind qu t tat. geweſen ſei rf es einziq dem len vor der Hand die angefangenen Bergtungen
W it der Folge der Zeiten würde man ſehen, Büro oder dem Hauptausſchuß der Konferenz Veiterführen. ſrätdett henberjon with sten.
dex V Aſien auf unſerom Kontinent feſtſeßt und zukomme, Entſcheibungen zu treffen. Man habe falls Genf nicht verlaſſen. , ,
tinen gihewismus triumphiert. Wie ſolite ich tingejehen, daß die beſtehenden Divergenzen y qtt vo herbeclen run Hulegti:
NRG O US
i§'1,§9 vente nigs jc §ie'Eburuwart. fanden jcs qu quni gen Reſzltgien ühteh nzie hn: det, 1
aß das m

[trenzktetien nach wie vor der Ansicht, daß dieſe
der Vorbereitung einer Konferenz der Groß-
aus der auch Deutſchland vertreten sein



lange "te an die Zutunft. Ich habe vor mir eine folgedeſſen ſei vorgeſchlagen worden, ä Ñ eutſchl .!

dem V nnerpolitiſche Ar b eit. Ich habe Büro fich darüber einigen ſolle, ob ihm eine würde, außerhalb Genf dienen ſollen. Dieſer
I nigle den Begriff seiner Ehre wiedergegeben. Vertagung des Hauptausſchuſſes angezeigt er- Plan ſcheint jedoch in den lezten Tagen keine
ten. [l ihm auch die Lebensfreude wieder ſchen- ſcheine. Das genaue Datum würde durch den weſentlichen Fortſchritte gemacht zu haben.
die arge betämpfen das Elend. Schon haben wir Präſidenten nach Beratung mit dem Vigepräise __ .ÚÛÔÂÔÑncc

. Viſſcre kitsloſigteit zurückgedrängt, aber ich will denten und dem Berichterſtatter der Konferne. . . ,
U v08: leiſten! Ich werde noch Iahre brauchen, feſtgeſett werdbdeeaSm.... ..... ,.. Miünchen. In St. Tohann in Tirol wurde
Meine Min zu gelangen. Glauben Sie, daß ih Es ſei angeregt worden, daß im jeßigen Sta- ein Nationalſozialiſt von einem Heimwehr-

'tbeit Krieg zunichte dium die Arbeiten der Abrüſtungskonferenz am mann durch einen Meſſerſtich meuchlings le-

' gut: .Ÿ..Ò._.2ÄÔÄanu.v eheſten erleichtert würden durch parallel lauſende ümgeführuich verlete.
IBL ts .und ergänzenve Anſtrenqu ngen Fujn0 " weit: Kopenhagen. Das Folkething erteilte mit
herrjigtlhland finde: Die Freude und die Ver- gehende Ausnuzung des diplomatiſchen Räder- 124 gegen die beiden kommuniſtiſchen Stim-
bette dung der Kraft. Der Reichskanzler erwi- -were..,-. , , ggg,,, ac. «:, Men die Erlaubnis, ein gerichtliches Verfah-
Ju y darauf, daß Deutſchland fähig ſein miſſe, fch Es ſei ebenfalls angeregt worden, daß die ren gegen den kommunistiſhen Folkething-
d te idi g en. Sein Programm laſſe ſich Regierungen den Präſidenten über ihre Anſtren- Abgeordneten Axel Larſen wegen Verhöh-
ermaßen präziieeeae O.. qungen auf dem Laufenden halten und ihm nung einer fremden Macht einzuleiten. Lar-
jüe ! Deutſcher 'für einen neuen Krieg, aber über die endgültigen Ergebniſſe Bericht erſtatien ſen hatte in einer Verſammlung in Apenrade
Ute Verteidigung ſeines Vaterlandes vas ſollten, damit er nach Beratung mit dem Vize- eine Hakenkreuzfahne zerriſſen und Jie eine
vlomte Vun. : präſidenten, dem Berichtarſbatter, dem General- „Mörderflagge“ genannt.

durch einen neuen

. folge

erg, Bergheimer Straße 59/61,
<ſtunden der Redaktion: 11.30 b
<luß: 9 Uhr, Samstag 8.30 Uhr vorm. Für telefoniſch übermittelte Aufträge wird keine

Notizen vom Tago



lands und wenn ich mein Wort gebe, dann bin engliſchen Tournaliſten G. Ward Price, der af



68. Jahrg. / Nr. 270



61, Tel. 126/127. Ges
is 12.80 Uhr. An-

Gewähr übernommen. Poſtſchec-Konto Karlsruhe Nr. 8105. Geſchäftsſtelle in Wiesloch: Tel.
Amt Wiesloch Nr. 204. Unverlangte Manuſpripte ohne Rückporto werden nicht zurückgeſandt.

[It / Goziaie Zeitfragen / Leſeſtunde / Die Scholle / Aus der Welt der Frar

t

Das überwältigende Treuebekenntnis der
deutſchen Katholiken am 12. November ver-
anlaßi die „National-Zeitung“ (Nr. 316) zu
höchſt beachtlichen Feſtſtelungen. Die erfreu-
liche Tatſache des 12. November, ſo heißt es
hier, rage wie ein majeſtätiſcher ſtolzer Dom
aus dem Wahlergebnis hervor und bilde ein
Ruhmesdenkmal in der Geſchichte des deut-
ſchen Katholizismus. Der Führer habe ſich
die Herzen der Katholiken faſt hundertpro-
zentig erobert. Man ſolle in dieſem Augen-
blick nicht Vergangenes wieder aufrühren,
das verbiete ſchon die tiefe innerliche Freude
über das Sich-Selbſt-Finden der deutſchen
Katholiken. „Die römiſch-katholiſchen Deut-
ſchen haben ihre deutſche Voltsſeele wieder-
gefunden und ſsich vor aller Welt in überwäl-

ligender Treue zu Deutſchtum und Natin.

bekannt. Der Artikel erinnert an den Aus-
ſpruch des Papſtes Leo AII. in der Enzyklie.
„Bapientiae christianae‘', „daß die überr
natürliche Liebe zur Kirche und die natür-
liche Liebe zum Vaterland Schweſtern ſind
da Gott ſelbſt der Urheber und die Quelle
beider ist; folglich iſt ein Konflikt zwiſchen
beiden nicht möglich." Der Artikel erinnert
bei dieſer Gelegenheit daran, daß die völlige
Entpolitiſierung der Kirche eine Voraus-
sezung reibungsloſer Zuſammenarbeit dar-

ſtellt und daß der 12. November von nrnuem

bewieſen habe, daß die deutſchen Katholiken
in politiſchen Fragen bereitwillig und rück-
altlos dem neuen Reiche zu folgen gewillt
ſind. „Im Intereſſe der Kirche und des Va-
terlandes möchten wir wünſchen, daß die
Wegweiſungen der Biſchöfe in Zukunft ſich
wirklich nur noch auf das rein religiösſe Ge.
biet beſchränken, damit Zweifel irgendwelcher
Art im Intereſſe ihrer kirchlichen Autorität
gar nicht mehr aufzutreten vermögen.“ Dieſe
Ausführungen ſind ein weiterer Beweis für
die glückliche Entſpannung, welche durch das
Ereignis des 12. November in unſerem Vas
terlande eingetreten iſt. vu
* *
1 .

Wenn ein katholiſcher Menſch, der bei der
politiſchen Neuordnung perſönlich recht derbe
Stöße abbekommen hat, ſich ſeinen privaten
Erlebniſſen zum Trotz rückhaltlos zu den
Grundſähßen des neuen Staates bekennt, ſo

verdient dieſes Bekenntnis beſonders ernt .
genommen zu werden, denn dann walltet nicht

Opportunismus, ſondern ehrliche Ueberzeu-
f4 "tt. ht Vl. 'écchettt
iel! '! t Gant Vingich "1933)
überzeugend nach, daß ſich der Katholik mit
dem neuen Staat nicht erſt abzufinden
braucht, wie mit den früheren liberalen
Staatsformen, ſondern daß er hier Bestäti-
gung und Verwirklichung wesentlichſter Le-
bensgrundſätze findet. Während der laute
und lärmende Interesſenkampf der Parteien
und Gewertſchaften früher oft die kirhlihe
Autorität ſolbſt aufs ſchlimmſte gefährdet
habe, während ein augenblinzelnder Oppor-
tunismus nur zu oft zwiſchen dem Grundſatz
und der praktiſchen Anwendung unterschieden
habe, könnten heute Kirche und Staat in ver-
ſchiedenen Sphären für die gleichen Ziele

wirken. Die vom Staat verlangte Gemein.

ſchaftshaltung, die heldiſche Grundaufsaſſung
des Lebens, die Kampfanſage gegen den Libe-
ralismus, die Freiheit von Blut und Bo-
den, Sprache und Volk, Bildung und Schictk-
ſal, ſeien geiſtiges Eigentum einer Kirche, die
ſtets Vorausſeßungsloſigkeit und Vermaſſung
abgelehnt, die organiſchen Bindungen aner-
kannt und gepflegt und den Geiſt des Opfers

und der Liebe gepredigt habe. Brauer erklärt

auch den „unbedingten Führungsanſpruch“
für vertretbar, falls Reife der Autorität und
Reifungsmöglichkeit der Perſönlichkeit, damit
zugleich alſo katholiſche Gewiſſensfreiheit ge-
ſichert erſcheint. Was viele Katholiken als
koſtbare Fernziele angeſtrebt hätten, werde
uns nun unverhofsſst in einem gewaltigen Ge-

meinſchaftserlebhnis nahe gebracht, das „Des

innere Erdreich gelockert, die Möglichkeit zur
Verwirklichung geſchaffen“ habe. „Seien wir
uns reſtlos darüber klar, daß ſolche Ereigniſſe
Gnadengeſchenke der Gottheit ſind; vor alleml.
aber, daß ſie in Demut und williger Hingabe

benutzt ſein wollen. In ſolchen Zeiten muß


 
Annotationen