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Heidelberger Volksblatt (68) — 1933 (Nr. 226-299)

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Nr. 261 - Nr. 270 (13. November - 23. November)
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Freitag, 17. November 1933



ſuuſrpreis: . Furs petersuteluuo yt. "zz: tt be. yet E:]yzftsſee gh Schriftleitung u. Geſchäftsſtelle: Heidelberg





68. Jahrg. / Nr. 265

, Bergheimer Straße 59/61, Tel. 126/127. Ge-

ten vechtrbr: betttht kein Aurceſht gv! Entſchädigung. Anzeigenpreis: Die einſpaltige L Iz: .o S s;; F!!Ôfenreu hes Keutttqn: 1140.1 f s. ur tit:
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Üilagen: Sonntag der Seele / Heimatwarte / Wiſſenſchaft und Kunst / Katholijche Welt / Soziaie Zeitfragen / Lejeſtunde



ſuzerlin, 16. Nov. Der Reichskanzler emp- liche Inſtruktion über die deutſchen außenpo- ſer auf ein zu erwartendes Dementi schon vor-
Ven am Mittwoch vormittag den polniſchen litiſchen Ziele, die an allo Auslandsvertretun- bereitet. + Es iſt im übrigen zu bedauern, daß

| e dten, der ihm ſeinen Antrittsbeſuch gen von einer hieſigen Propagandaſtelle ge- gerade angeſichts der Entwicklung der letten
ocoeIoIeaò n . Gp
it he \ébereinſtimmung beider Regierungen Stempel freier Erfindung, daß ein De- hq. . r luer ouumen j "n hets: |
tenh? Abzicht, die die beiden Länder berüh- menti, wie es hiermit in aller Form und in Verlängerung des deutſch-polniſchen

G Fragen auf dem Wege unmittel- jeder Richtung gegeben wird, für einen tiniger- Wirtſchaftsproviſoriums.

um r Verhandlungen in Angriff zu neh- maßen kritiſchen Leſer kaum erforderlich er- Warschau, 16. Nov. Das deutſch-polniſche Wirt-
h Ihe? gerver zur Feſtigung des Friedens ſcheint. Das Blatt iſt offenbar ſeiner Senſa- ſchaftsproviſorium vom 14. Oktober iſt heute bis
"endung Verhältnis Heiuguvee cf itre R- tionsmeldung so wenig ſicher, daß es ſeine Le- zum 30. November verlängert worden.

Ein polniſcher Kommennne. Deutjchlands Wille zur Verständigung

N Mz. 1§ Ns Mos zen dgulſczelte Berlin, 17. Nov. Vir haben wiederholt dar- ſuches einer deutſ<-po ln iſ <en Ver-
in "If Hitler und dem polniſchen Geſandten §W hingewieſen, daß die deutſche Reichsregierung [ ändigung ſprach. Früher hat die deutſche
lig, Lerlin, Lipski, herausgegebene Komnu- in Verfolg ihrer klaren Friedenspolitik es keines- Regierung ausdrücklich in der Begründung des
jottis wird von der offiziölen Gazeta Polska wegs bei dem Schritt vom 14. Oktober belaſſen Schrittes vom 14. Oktober auf die zu ſuchenden
(1!ndermaßen kommentiert: Ein wichtiges wird, ſondecn daß ſie in jedem gegebenen Jalle Möglichkeiten des Ab ſchluſſes von Nich t-
te ignis iſt eingetreten. Die Wichtigkeit die- durch Sonderaktionen. der Velt den Be- angriffspakten durch Verhandlungen mit
. ah, ltes ergibi ſich beſonders aus der Tat- weis führen wird, daß ſie konſequent und zielſeſt den eingelnen Staaten hingewieſen. Alſo haben
hi uiſghie Velvietnuu nd tPoletr einen l Vetſtchlglen B culsn Vhlkert hin: und onſequente yt esl uur . U:
y Mlheitsherd Europas ſah, aus dem fich arbeiten wird. Das iſt jetzt geſchehen bei der denspolitik. Es. wäre viel beſſer für die frangö-
Yewünſchte Verwicklungen ergeben konnten. EÊÊ...e=«eannnnt dem ſiſche Regierung, wenn ſie dieſe Dinge ernſt neh-
[; Nichtangriffsertlärung iſt eine feierliche polniſchen Geſandien in Berlin. Bir berichten men würde, denn auch für Frankreich beſtehen
lic 'lärung heider Parteien keinesfalls derar- an anderer Stelle darüber. Die Schriftl. Beide nach wie vor die gleichen Möglichteiten, nur
e r erwicklungen heraufbeſchwören zu wol- Regierungen, ſo tönnen wir dem amtlichen Ve- müſſen ſie genutt werden, und zwar von Frank-
je Der Verzicht auf Gewaltanwendun richt entnehmen, ſind bereit, alle die beiden reich. Deutſchland iſt dazu in jeder Stunde be-
he iſchen Nachbarn iſt immer ein Akt von uu Lärider bertigreuten Fragen auf dem Wege un- reit. Die Türe zur erſtändigung hält Deutſch-
di! edeutung. Der Locarnopakt enthielt die mittelbarer erhandlungen in ' ngriff zu neh- land jederzeit offen. Wenn in direkten Verhand-
ſyeenſeitige Ytichtangriffsverpflichtung zwi- men, außerdem zur Feſligung des europäiſchen lungen zwiſchen Deutſchland und Polen die auf

f! Deutſchland und Frankreich, die gestrige Friedens in dem Verhältnis zueinander jede politiſchem und wirtſchaftlichem Gebiet ſtrittigen
J 'lürung enthält eine ſolche zwischen Gewaltpolitik zu vevmeiden. Während in der Fragen zu einer den Interesſſen beider Länder
(it Uſchland und Polen. Eine der hauptſäch- übrigen Welt dieſer neue Schritt zur Friedens- gerechtwerdenden Löſung geführt werden Jollen,
: ſſſten Lücken des Locarnovertrages iſt ge- politik größte und zuſtimmende Beachtung fin- dann ist dazu ſelbſtverſtän lich die ehrliche Be-
. I,! aufgefüllt worden. Die Bedeutung des det, hat er auffallendevweiſe in Frankreich einige veitſchaft eines jeden Verhandlungspartners er-
de tes vom 15. November für den Frieden Ervegung verurſacht. Die franzöſiſche Preſſe ver- forderlich. Es gibt dabei naturgemäß auch Fra-
ij! Welt iſt nicht "! leugnen. Ve mehr. die ſucht in unangebrachter Weiſ- die deulſche Frie- gen, an denen die ganze Welt intereſſiert iſt, die
heſlic e Praxis in q! uu. men der bei- denspolitit wieder zu sabotieren, will es ſo hin- ihren Urſprung hahen in jenem unmöglich ge-
Mik änder, je mehr die geistige Einſtellung stellen, als ob bbeide, Berlin noch Warſchau, es wordenen Zwangsdiktat und die bereinigt wer-
j Maſſen ’ denen der geſtrige ‘Akt den Frie- ernſt meinten mit den Abmachungen. : den müſſen, wenn ein bauerhafter Frieden ge-
je! zu ſichern wünſcht dem Buchstaben und In zuständigen Berliner Regierungskreiſen funden werden ſoll. Aber darüber öffentlich vor-
u Geist dieſes dem 'Frieden hervorragend wird erklärt, daß die Ausſprache zwiſchen dem weg zu ſprechen, halten wir nicht für angebracht.
qu lend " ſ(danzler und dem polniſchen Geſandten hoch nur Denn es ſſt die Aufgabe unſerer Regierung,
ialttertiäcung hattte". etyudtt tin d!§ am 17. Mai in ſeiner Reichstagsrede kundgege- finden und zu gehen.
Pe,derherſtellung der Sicherheit und des ben hat, als er von dex Möglichkeit eines Ver
hae tauens in Europa und außerhalb Euro- : HT
ig, ſein. Die Erklärung des Kanzlers im .

lug mus. als erster S it yieſet. Kichn . .-. ' / .
Usui uff. Konferenz des Vier



mächteyaktes

tarktes Intereſſe in Frankreich gondon, 16. Nov. Sir John Si mon und gen zwischen Deutſchland und Frankreich leb-

& Pari \ _ Uneerttaatsſekretär E d en werden morgen zur haft begrüßt. Sollten dieſe jedoch in der nächſte
tusgeg s, 16. Nov. Das geſtern in Berlin Beratung mit Henderſon und wie ua! hit lat uüht t sguen v s f nädſet
halniſ gene Kommuniqué über die deutſch mit anderen intereſſierten Delegierten nach wie man in Völterbundskreiſen glaubt, der bri-
gls ein E Beziehungen wird von der Preſſe Genf reiſen, um eine Wiederaufnahme der tiſche Premierminiſter Macdonald maiglicher-
gödeutu reignis bezeichnet, das von größter Alhrüſtungskonferenz herbeizuführen. Reuter iſt weiſe die Jnitiative zu

Utuuzilt vuc'ttte Zuuulhen Li Ujlue tu scoite MU Unt ut. dhjittet:. Fuhr: Ü;
Ìcn...GGh. > EËEStSStIaCSuty

liéhungelpannung der deutſch-polniſhen Be- ja re des Viermächtepaktes in Rom Sovohl auf italieniſcher wie auf britiſcher
puch die yf!t. Üebernahme der Fégiceuns zu veranſtalten. Unabhängig von dem, was Seite beſtehe Bereitwilligten, Deu t ſ<1 and
Il wrilher gate li uu 19 hieicht einiger Sagt qe! tun te u Zukunft bezüglich ſtiner Forderungen nach
Me, Menen V nene Abtom- Nit lun könne, werde „roy ritannien fort- Gleichberechtigung auf dem Rüſtungsgebiet ent-
Mien fi erhandlungen zu einem Abkom- fahren, den britliſchen Konv tionsentwurf als k :
Kurt führen, wie das gestern ausgegebene Uu tags aller tünfti tttiqnsen wur as gegerzuummen.
allIIaeaÓlòôŸe. 1.1 E UU . UP
hay, opa beseitigt §i Fuze Relchsre tctuns nach Genf morgen um 20.40 Uhr in Paris ein- Genf, 16. Nov. Der Präsident der Abrü-
Ê be urch eu ig lein: e itt hr “! Fric. treffen und um 21.50 Uhr weiterreiſen. Sie wer- ſtungstonferenz, Henderſon, teilt in einem
!? eine ren Akt ihren rie. den uiÿt die zeit habet, ſch mit Patl-Bon- Konzmuniaus it. daß er von der Abreiſe des
die "t Tour“ {z!een. Es ist noch zu früh, um cour auszuſpeeen. .. engliſchen Außenminiſters Simon Kenntnis
Uh Stäike dio! Ve dem 'Oſten kommenden uuns 18 Pan. ... erhalten habe. Der franzöſiſche Außenmini-
. U ſls feſtzuſtellen "Sb “! Gelrarche des poln. . Genf, 16. Nov. In den Kreiſen der Abrü- ſter Paul-Boncour habe mitgeteilt, daß er
gPeauafters Lipski ei Antwort auf die Rede ſtungskonferenz wurde am Donnerstag das ſehr bald nach Genf kommen werde. Der ſow-
qlruill!s iy-li eine Untnart ouſ die Regt Ehleiben beiptehen, welches Präſdent Y e n - ſehuſiithe Hetegiecie. (atihafter Lewgele]!!
iligett diplomatiſch Abenteuer hat zuvor- derſo.n an alle an der Konferenz beteiligten in Paris, der ſich in Genf befindet, habe er-
wenq!et wollen lyen tu.. kommt es Mächte gerichtet hat, um ſie auf die ſchwierige klärt, daß er für die Fortſetzung der Konfe-
alt g an. Ieder gute Europäer vird jeden- Lage hinguweiſen. Tatſächlich iſt zur Zeit in renzarbeiten zur Verfügung ſtehe. Henderſon
! s heute rer e *uroylier yr ~ Genf ein volltändiger Etitſsss t dtn Berae hahe weiter die Verichterſtatter für die Luft-
L Vet, Vürchen des „Petit Parifient. wut eue ct ius h .. ! Etrttssen&ciilen, unter. gets
der lin, 16. Nov. Amtlich wird mitgeteilt, In den Kreiſen der britiſchen und ita, gungen ſie ihr vom Büro der Ahrüſtungston-
. »Petit Pariſien“ veröffentlicht eine angeb- lien i ſchen Delegation. würden Verhandlun- ferenz anvertrautes Mandat erfüllen wollten.

/ Die Gtholle / Aus der Wélt der Frau



Außenpalitiiche umichau

_ Im Stadium der Ueberlegung. !

Von einer ganz neuen Baſtion aus werden wir
nach der Volksabſtimmung vom 12. November
nunmehr unſere Außenpolitik führen können. Der
Schritt der deutſchen Regierung vom 14. Oktober
iſt vom ganzen deutſchen Volt ſanktioniert. Genf
und Verſailles haben höchſtens noch einen pro-
blematiſchen Wert für die Neuordnung auf dem
europäiſchen Feſtland und auch für die Welt.

Wir erwarten nunmehr die Antwort des Aus-
landes. Die noch in Genf verbliebenen Mächte
haben ſich uns gegenüber zu erklären, ob ſie die
unerläßlichen Vorausſetzungen für die Wieder-
aufnahme der Abrüſtungsverhandlungen auf
einem ganz neuen Boden außerhalb von Genf
schaffen wollen. Bisher haben sich diele Mächte
auch nach dem 12. November auf eine Verteidi-
gung ihrer Politik beſchräntt. Sie ſuchen nach

Fixierung einer deutſchen Schuld, verlieren ſich in

Ausreden von angeblichen Mißverſtändniſſen über
ihre Abſichten. Deutſchlands Gleichberechtigung
ſei gar nicht beſtritten worden, es hätte nur ab-
warten und nicht einfach die Konferenz verlaſſen
ſollen. In dieſen und ähnlichen Tonarten vers
nehmen wir die Ratloſigkeit und Unsicherheit, die
bei den Genfer Mächten herrſcht, zwiſchen denen
keineswegs mehr eine Einheitsfront beſteht, wie
man es vor dem 14. Oktober hinſtellen wollte, und
nach der auch jetzt nach dem 12. November Frank-
reich angsterfüllt ruft.

Die Lagerung der Kräfte.

In Genf noch war die Grundkonſtellation ſo,
daß der d eutſchen Friedenspolitik mit
der Forderung auf Abrüſtung der anderen Mächte
nach den Beſtimmungen der Verträge die Si-
<erheitspolitit der Franzoſen ger
genüberſtand mit dem möglichſten Feſthalten am
gegenwärtigen Rüſtungssſtand. Daran hat ſich
bisher wenig geändert. Die anderen Mächte wie
Amerika, Italien und England zogen ſich auf eine
beſtimmte Vermittlertätigkeit zurück, um die Ab-
rüſtungskonferenz halten zu können, aber weil ſie
ihrerſeits die notwendige Initiative vermiſſen
ließen und ihre geſunden Ziele der französiſchen
Machtpolitik unterordneten, wurden auch ſie mit-
ſchuldig an dem Zusammenbruch der Konferenz.
Dieſe Vermittlergruppe iſt heute ziemlich durchs
einander geraten.

Amerika hat ſich von Europa gänzlich losge-
agt. Es hat andere Sorgen, die mit den Fern-
Oſt-Problemen zuſammenhängen. Die Amerika-

en Uebereinkommen, wie es die Nicht- )43 wahr macht, was der Reichskanzler bereits allein hier den rechten Wog zum rechten Ziel zu „\,1 ſagen, die Abrüſtungsidee in Europa ſei tot,

nunmehr müßten ſich die Vereinigten Staaten um
die Sicherung des eigenen Landes kümmern und
deshalb a uf r üſt en. Dieſe Aufrüſtung ſolle
allerdings mehr dem Schutze gegen die Iapaner
dienen und deshalb führt ja Amerika gleichzeitig
die aufſehenerregenden Verhandlungen mit Ruß-
land, welche im Hinblick auf die unheilvolle
Lage in Europa für die Großmächte nicht unbe-
denklich erſcheinen kann.

Italien müßte ~ ſo wurde es wenigstens
vor kurzem noch angenommen ~ die Vermittler-
tätigkeit fortſeßen, entweder unter Zuhilfenahme
des Vier- Mächte - Paktes oder durch eine
von ihm geforderte Ausſpracheannäherung zwi-
ſchen Deutschland und Frankreich. Denn Italien
steht gewiſſermaßen im Mittelpunkt der Mächte-
konflikte. Es iſt die Macht, die beobachtend bei-
ſeite ſtehen und ebenſo aktiv eingreifen kann, ganz
gleich, ob es zu vermitteln gilt zwiſchen Deutſch-
land und Frankreich. Nachdem nun aber die
engliſch-französiſchen Verhältniſſe in der letzten
Zeit und vor allem vor dem 14. Oktober einander
auffallend angeglichen wurden, zieht sich nunmehr
Italien auffallend ſtark zurück und läßt über die

tdermutliche Politik wiſſen, daß ſie ſich dahin feſt-

zulegen habe, daß gegenwärtig noch keine Mög-
lichkeit beſtehe, irgend eine Aktion einzuleiten,
weil die allgemeine Lage in Europa durch den
deutſchen Schritt vom 14. Oktober noch keinerlei
abſchließzende Prüfung und Beurteilung zuläßt.
Das bedeutet, daß Italien nicht nur nicht ver-
mittelt, sondern daß es vor jeder neuen Aktion

warnt und zum ruhigen Abwarten anrä. In

dem gleichen Sinne hat ſich auch der italieniſche
Vertreter in Genf ausgeſprochen, indem er ſagt,
daß er den weiteren Verhandlungen der Abrü-
ſtungskommission nur noch als Beobachter beiwoh-
nen könne. Auch Muſſolini, der in ſeiner letzten
Rede ſcharf vom Völkerbund abrückte, ſprach von
der Notwendigkeit des Ab w artens, ſo daß
alſo von Seiten Italiens für die nächſte Zeit kei-
nerlei Initiative zu erwarten ie .

































 
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