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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 17.1906

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Michel, Wilhelm: Ludwig Hohlwein, München
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https://doi.org/10.11588/diglit.12313#0157

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INNENDEKORATION

AlEIN-HEIM- ^^^^^^^^ MEIN-STOLZ

XVII. 3HHRGHI1G. Dcirmlfcidt 1906. aimi-HOT.

LUDWIG HOHLWEIN-MÜNCHEN.

Einen Künstler so zu charakterisieren, dass das Material ist hier schwer und stofflich, und schon
geschriebene Wort neben dem Anschauungs- der künstlerische Wille ist ein anderer als bei der
material einen selbständigen Wert bietet, ist für Erzeugung eines Werkes der freien Kunst,
den Essayisten wohl eine anspruchsvolle, nicht Bisher haben es sich die Publizisten, wenn sie
aber eigentlich schwere Aufgabe. Kunst ist etwas das Bild eines Kunstgewerblers entwarfen, oft recht
allgemein menschliches. Ihre seelischen Werte leicht gemacht. Sie haben immer und immer
überragen das Gegenständliche, die geistige Be- wieder die tiefsinnige Weisheit verkündet, dass
deutung ihrer Linien und Farben drängt sich die Arbeit des Kunstgewerblers, den sie gerade
unmittelbar auf und erlaubt gerne jene Nach- unter der Feder hatten, i. einfach, 2. material-
dichtung im Wort, in welcher die Aufgabe des gemäß, 3. konstruktiv, 4. zweckstrebend sei, und
modernen Essayisten gipfelt. hielten damit ihre Pflicht für erfüllt. Man sollte
Wesentlich höhere Schwierigkeiten bietet das sich nachgerade davon überzeugen, dass diese
kunstgewerbliche Schaffen. Denn während die Eigenschaften keinen »Steckbrief«, keine positive
Kunst lediglich Ausdruck produziert, nämlich den Charakteristik eines bestimmten modernen Kunst-
Ausdruck der Künstlerseele, schafft das Kunst- gewerblers bedeuten können. Sie finden sich bei
gewerbe tote Dinge und Gebrauchsgegenstände, allen vor, sie sind elementarer Natur und ver-
deren Entstehungsprozess von zahlreichen äusseren stehen sich von selbst. Sie haben höchstens den
Motiven gefördert und beschränkt wird. Der Wert einer generellen Unterscheidung, aber auch
geistige Gehalt dieser Dinge ist äusserst vager mit der eigentlichen Individualisierung haben sie
und flüchtiger Natur, daher viel schwerer ein- nichts zu tun.

zufangen und darzustellen, als der des Kunst- Die Verlegenheit, diese Individualisierung zu

Werkes, wo jede Linie in den klarsten Worten der schaffen, zeitigt manchmal merkwürdige Blüten.

Menschensprache zu reden scheint. Die Zweck- Gerade Ludwig Hohlwein könnte davon erzählen,

bestimmung überragt das, was auch an toten Ist ihm doch vor nicht langer Zeit von einem

Dingen Seele und Ausdruck sein mag. Das solchermaßen verlegenen Publizisten gesagt worden,

1906. VI. 1.
 
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