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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 23.1909

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Saal, A.: Gelatine in der Photographie und verwandten Fächern
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https://doi.org/10.11588/diglit.44941#0149

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Gelatine in der Photographie und oerroandten fächern.

kein brauchbares. Die Gelatine war riesig gequollen, in ge-
waltige falten geschrumpft und teilweise in feßen zerfallen.
Hile Tage oersuchte ich eine andere Behandlungsweise, scßte
lösende mittel sowohl in das Chromierungsbad, als auch in das
Entwicklungswasser und kürzte die Trocknungszeit der sensi-
bilisierten Papiere künstlich auf ein ITlinimum - mit dem (End-
resultat, daß das fast für uerloren gegebene Papier schließlich
doch noch fehlerlose Bilder lieferte. Später wurde das gelbe
Papier merkwürdigerweise uiel schlechter als die beiden anderen,
llach ein paar JTlonaten stellten sich auch bei dem roten schon
Schimmelflecke ein, wodurch sie alle beide unbrauchbar ge-
worden sind, llur das blaue ist noch einigermaßen zu gebrauchen.
Ganz anders steht es mit „ITlulticopapier“. Da blieben
alle Bemühungen uöllig erfolglos: Die Pigmentschicht befindet
sich schon in einem Stadium der Unlösbarkeit, daß sie selbst
in dem Zustande, wie das Papier aus der Verpackung kommt,
nicht aufzulösen ist, wenn auch das Wasser bis zum Sieden
erhißt wird. Ich kann dafür keine andere Erklärung finden,
als daß die Pigmentschicht Gerbstoffe enthält. Sind diese nun
nicht mit Absicht einuerleibt, wie anzunehmen ist, so muß man
sie in den farbstoffen suchen, die unter den eigenartigen Ein-
flüssen des tropischen Klimas zur Geltung kommen und die
farbengesättigte Gelatine unlöslich machen. Diese merkwürdigen
Einflüsse des Tropenklimas müßten noch studiert werden. Jammer-
schade, daß europäische forscher so wenig Gelegenheit haben,
sich mit der Tösung dieser rätselhaften Erscheinung zu befassen.
Ueber die „Einflüsse des tropischen Klimas auf die Photographie“
habe ich in der „Phot. Korresp.“, Juli 1908, und im „Atelier
des Photographen“ 1908, Heft 5 u. 6, näheres mitgeteilt. Um
das uöllig aufzuklären, reichen die Beobachtungen eines einzelnen
noch nicht hin. Ich rechne hierbei auf Bereitwilligkeit welt-
bekannter forscher, sich der Sache anzunehmen, und sende
uorläufig das in Rede stehende „ITlulticopapier“ Herrn Hofrat
Prof. Dr. J. 111. Eder in Wien zu, mit der Bitte, selbiges in der
unter seiner Eeitung stehenden k. k. Graphischen lehr- und
Versuchsanstalt untersuchen zu lassen, ob das Papier dort
uielleichf doch noch brauchbar ist. Wenn nicht, wie ich annehme,
aus welchen Ursachen läßt sich dann dies unbeabsichtigte Un-
löslichwerden erklären? Photographische Platten und Papiere
haben die Eigenart der Gelatine stets treu bewahrt: sie lösen
sich meist uöllig auf, sofern keine maßregeln getroffen werden,
um dies zu uerhindern. Um so wunderlicher erscheint die Un-
löslichkeit der Pigmentschicht des Kohlepapieres. Einer Auf-
klärung dieses Gegensaßes dürften wohl weite Kreise mit
Interesse entgegensehen.
 
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