Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 23.1909

DOI Artikel:
Kampmann, Carl: Zur Systematik der graphischen Künste
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44941#0175

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
1 62 Zur Systematik der graphischen Künste.
Zur Systematik der graphischen Künste.
Von C. Kamp mann, k. k. Lehrer in Wien.
Hlan spricht so vielfach non „Graphik“ und non „Graphi-
schen Künsten“, und doch ist nicht nur das große Publikum,
sondern auch in Fachkreisen ist man mitunter nicht genügend
orientiert, was man eigentlich unter diesen Bezeichnungen ver-
steht und welche Tätigkeiten damit gemeint sind.
Streng genommen, mut] man zunächst die Graphik und die
graphischen Künste auseinander halten, da diese zwei ganz
verschiedenen Gebieten angehören.
Als G r a p h i k bezeichnet man das heute vielfach ange-
wandte Verfahren, ziffernmäßige oder statistische Beobachtungs-
ergebnisse, räumlich durch Linien oder Figuren verschiedener
Stärke, Größe oder färbe, systematisch darzustellen, und besißen
solche graphische Darstellungen den Vorzug eines leichten
Lieberblicks und guter Leserlichkeit.
Unter den Begriff „Graphische Künste“ fallen dagegen,
die gesamten Tätigkeiten zur Herstellung von Vervielfältigungen
von Schriften oder Bildern im Wege der Reproduktionsverfahren,
und diese Bezeichnung ist eigentlich ein Sammelname für die
große ITlenge der hierbei in Anwendung kommenden Techniken
und Verfahren.
Bei den graphischen Reproduktionsoerfahren sind folgende
drei Hauptmomente zu unterscheiden:
1. Die Herstellung des Originals,
2. die Herstellung der Druckform,
5. das Druckverfahren.
Die graphischen Künste können somit in zwei Gruppen ge-
teilt werden:
A) Die sogen, „freien Künste“ und
B) Die konzessionierten Druckgewerbe.
Als freie Künste kann man zunächst alle Tätigkeiten des
Hlalens und Zeichnens, und somit in weiterem Sinne auch das
Lithographieren, das Stechen und Radieren in ITletall, die Xylo-
graphie und ähnliche Verfahrungsweisen bezeichnen, bei welchen
mit der Ausführung der Zeichnung oder der Malerei zugleich die
Herstellung einer, dem entsprechenden Druckverfahren angepaßten
Druckform erfolgt.
Diese Tätigkeiten bezeichnet man darum als „freie Künste“,
weil die Ausübung derselben an keinerlei behördliche Bewilligung
resp. an keine Konzession, keinen Befähigungsnachweis oder
eine sonstige Beschränkung gebunden ist, sondern von jeder-
 
Annotationen