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Karlinger, Hans [Hrsg.]; Bayern / Staatsministerium des Innern für Kirchen- und Schul-Angelegenheiten [Hrsg.]
Kunstdenkmäler des Königreichs Bayern (3,1): Bezirksamt Ochsenfurt — München, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.26554#0106
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I. B.-A. Ochsenfurt.




Der Chor umfaßt fünf ungleich große Polygonseiten. Kappengewölbc mit eben-
falls ungleichen Kappen. Eintach gekehlte Rippen, welche ohne Vermittlung der Wand
entspringen, Schlußstein mit Relief des hl. Gallus. Chorbogen spitz; beiderseits gekehlt.
Langhaus mit vier Jochen. Seiten-
schiffe östlich gerade geschlossen. Acht-
eckspfeiler tragen die weit gespannten,
in den drei östlichen Jochen spitzbogigen,
im westlichsten Joch stichbogigen Scheid-
bögen. Wölbung aus könne mit Stich-
kappen, der Scheitel in den Seiten-
schiffen ca. 2 m niedriger. Figuration
mit gotisierendem Sternmuster; die
dachen Rippen haben halbrunden Stab
und doppelte Kehle; sie ruhen auf Kon-
solen mit Renaissanceprofil über einem
Engelskopf, eine in der Juliuszeit beliebte
Ersatzform des gotischen Kragsteins.
(Vgl. unten Kleinochsenfurt, S. 131.)
Schildbogen in den Seitenschiffen rund,
mit Schildrippen. Schlußsteine fehlen,
im Scheitel des Mittelschiffs drei runde
profilierte Öffnungen.
Westempore durch alle drei Schiffe.
Unterwölbung Kreuzgewölbe mit Netz-
figuration. Doppeltgekehlte tiefe Rippen.
Sie entwachsen den Mittelpfeilern ohne
Vermittlung, an den Wänden ruhen sie
auf Konsolen. An den Ostecken figür-
liche Konsolen: zwei kauernde Stein-
metzen tragen die Rippen. Bei der
südlichen Figur (Eig. 59) über der Achsel
kleines Schildchen, ohne Zeichen. An
den Westecken sind die Konsolen mit
Schilden belegt, der nördliche nicht erhalten. Auf dem
Tartschenschild südlich ein 3g cm hohes Steinmetz-
zeichen zwischen den spätgotischen Minuskeln /% A
(Fig. 60.) Da sich das Zeichen auf einem Schild befindet,
ist es zweifellos als Meisterzeichen zu betrachten, wofür
auch die ungewöhnliche Größe spricht. Nach den oben
erwähnten Notizen (vgl. S. 82) hat 1515—1517 Meister
Hans Bock, Dombaumeister zu Würzburg, an der Kirche
gebaut. Die Anlage der Empore gehört stilgeschichtlich
dem frühen 16. Jahrhundert an. Demnach darf wohl an-
genommen werden, daß die genannten Buchstaben die
Anfangsbuchstaben seines Namens sind und das Zeichen sein Meisterzeichen ist.
Die Empore hat eine reiche, spätgotische Maßwerkbrüstung. Im Obergeschoß süd-
lich Türe, die in das mit der Kirche zusammenstoßende Rathaus führt. Am süd-
lichen Emporenpfeiler unten verschiedene Hochwassermarken, die älteste von
 
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