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Karlinger, Hans [Hrsg.]; Bayern / Staatsministerium des Innern für Kirchen- und Schul-Angelegenheiten [Hrsg.]
Kunstdenkmäler des Königreichs Bayern (3,1): Bezirksamt Ochsenfurt — München, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.26554#0273
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St. Kunigund.

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einem karniesartigen Brohl umsäumt. Oben
gerade geschlossen mit rundbogigem Tym-
panon; dieses mit Kreuz zwischen Blatt-
werk in Flachrelief ornamentiert. (Fig. 167.)
Der Tür entspricht eine in der Ostmauer
des Langhauses angebrachte, mit Rund-
bogenfries geschlossene Blendnische. Am
Fuß derselben weitausladende Kragsteine,
die wohl einen Podest trugen; kleinere
über der Nische, für eine Bedachung be-
stimmt. Vermutlich stellt das Ganze eine
Außenkanzel dar, auf die man durch die
erwähnte Tür gelangte.
Das Langhaus ist wesentlich einfacher.
Von den romanischen Fenstern ist nur das
westlichste auf der Nordseite mit reicher
profilierter Leibung ausgestattet. Unter dem
Fensteransatz der romanischen Fenster an
der südlichen und nördlichen Langhauswand
je fünf Kragsteine. Vermutlich trugen sie
die Pfetten für seitliche Dachungen, die
auf hölzernen Freistützen ruhten. Da die
Kirche im Mittelalter auch Mittelpunkt
eines Marktes gewesen sein soll, so wäre
eine derartige Anlage zur Aufnahme des
zuströmenden Volkes wohl zu denken.
Der Turm hat über dem Chor ein-
faches Gurtsims aus Platte und Schmiege.
Das Obergeschoß besitzt nach Osten ein
doppeltes, rundbogiges Schallfenster; jetzt
bis zur Kämpferhöhe zugemauert. (Fig. 168.)
Dem Tragpfosten des Sattelsteins ist eine
karyatidenartige weibliche Statue vorgesetzt.
(Fig. 168 und 169.) Sie trägt ein enges
Kleid mit Überwurf, auf dem Kopf ein
Diadem, in den an die Brust gelegten Hän-
den einen Reif und eine Lilie. Die Haare
hängen teilweise über die Schultern nieder.
Gewand und Haare in langgezogenen pa-
rallelen Riefeln stilisiert. Die Figur war
ehedem bemalt, wie aus Spuren am Diadem
und an den Haaren zu konstatieren ist.
Die Augen sind aus grünem Glasfluß ein-
gesetzt, erhalten ist nur das linke. Nach
den Attributen ist zu vermuten, daß in der
Figur die hl. Kunigundis dargestellt sein
soll. Die Haltung der Figur sowie der
Ausdruck des Gesichtes ist streng archaisch.


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