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Karlinger, Hans [Hrsg.]; Bayern / Staatsministerium des Innern für Kirchen- und Schul-Angelegenheiten [Hrsg.]
Kunstdenkmäler des Königreichs Bayern (3,1): Bezirksamt Ochsenfurt — München, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.26554#0329
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Kunststatistische Übersicht.

283

Formen tritt am Turm der Pfarrkirche zu Ochsenfurt auf, der wohl gegen das Ende
des 13. Jahrhunderts erbaut worden ist.
Kleinere Kirchen dieser Zeit, die noch ganz spätromanisches Gepräge tragen,
stehen in Riedenheim und Sommerhausen.
Ziemlich reich ist der Bestand an romanischen Türmen. Zumeist sind sie mit
hübschen Klangarkaden ausgestattet. Wir verzeichneten Türme aus dem 12. bis
13. Jahrhundert in Eibelstadt, Eßfeld, Frickenhausen, Gnodstadt, Lindelbach, Ritters-
hausen, Sommerhausen und Winterhausen.
Besondere Erwähnung verdient der spätromanische Turm zu Bolzhausen, der
mit einem gewölbten Geschoß unter der Glockenstube ausgestattet ist. Vermutlich
dienten derartige Anlagen zur Aufbewahrung von Urkunden (vgl. S. 141) und anderen
wertvolleren Gegenständen, namentlich wohl in Kriegszeiten. Ähnliche Türme aus
etwas späterer Zeit in Euerhausen und Zeubelried. In Euerhausen steht der Turm
von der Kirche getrennt und gehörte sicher zur Friedhofbefestigung.
Dem Anfang des gotischen Stils um 1300 entspricht die profanierte Mauritius-
kirche in Winterhausen. Der Turm, der den Chor enthält, ist mit einer Krypta
ausgestattet. Etwa gleichzeitig oder wenig später entstanden die Kirchen in Zeubel-
ried und Erlach. Beidemal ist der Chor im Turmuntergeschoß angeordnet.
Aus der Zeit des entwickelten gotischen Stils nennen wir als bedeutendstes
Denkmal den Hauptbau der Ochsenfurter Pfarrkirche aus der zweiten Hälfte des
14. Jahrhunderts. (Vgl. S. 141 ff.) Eine Parallele dazu bildet der ehemalige Kapitel-
saal im Kloster Tückeihausen. Bei der Ochsenfurter Pfarrkirche scheint zuerst der
Sandstein in ausgedehnterer Verwendung als Baumaterial aufzutreten, während die
älteren Bauten vorwiegend aus Muschelkalk aufgeführt sind.
In Ochsenfurt erstanden im Laufe des 15. Jahrhunderts die Michaelskapelle
(1440—1492), die Kapellenanbauten an der Pfarrkirche und der Chor der Spital-
kirche (1499). Nach 1463 wurde die Wolfgangskapelle in der Nähe der Stadt
erbaut. Dem Ende des 13. Jahrhunderts sind das Langhaus der Pfarrkirche zu
Winterhausen, die Kreuzkapelle in Goßmannsdorf, die Chöre in Gnodstadt und
Lindelbach und der Turm in Geichsheim zuzuzählen. Eine interessante Bauinschrift
von 1492 ist in letzterem Ort erhalten.
1480 begannen die Eibelstädter mit einem Neubau ihrer Pfarrkirche, der bis
nach 1323 dauerte. 1314—1516 wurde das Langhaus der Pfarrkirche zu Fricken-
hausen erneuert, um 1515 entstand die Pfarrkirche zu Hopferstadt.
Die älteren gotischen Dorfkirchen haben meist den Chor im Turmuntergeschoß,
wie dies z. B. außer den oben erwähnten Kirchen auch in Gaubüttelbrunn und
Eichelsee der Fall ist. Diese Anlage tritt aber auch noch im 16. und 17. Jahrhundert
auf (vgl. unten). Das 13. Jahrhundert gibt dem polygonal geschlossenen Chor den
Vorzug; Beispiele hiefür die Michaels- und Spitalkirche in Ochsenfurt, die Wolf-
gangskapelle, die Chöre in Lindelbach, Goßmannsdorf (Kreuzkapelle), Gnodstadt
und Hopferstadt. Der Turm steht in letzterem Falle, soweit es sich nicht um schon
vorhandene ältere Türme handelt, nördlich oder südlich vom Chor.
Uber die Disposition des Turmes zwischen Chor und Langhaus, wie in Lindel-
bach und Röttingen, vgl. S. 211.
 
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