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Karlinger, Hans [Editor]; Bayern / Staatsministerium des Innern für Kirchen- und Schul-Angelegenheiten [Editor]
Kunstdenkmäler des Königreichs Bayern (3,1): Bezirksamt Ochsenfurt — München, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.26554#0330
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284

I. B.-A. Ochsenfurt.

Eine reiche Bau- und Renovationstätigkeit entfaltete Fürstbischof Julius Echter
von Mespelbrunn (1573—1617). Nachdem die im Volksmunde sog. »Juliuskirchen«
einen wesentlichen Bestandteil des unterfränkischen Ortsbildes ausmachen, seien hier
die hauptsächlichen Momente derselben noch einmal zusammengefaßt. Charakteristisch
für die kirchlichen Bauten unter Julius — z. T. auch noch unter seinem Nachfolger
Johann Gottfried — ist das Fortführen des gotischen Stiles. Das Außere erhält durch
spitzbogige Maßwerkfenster, eventuell durch Strebepfeiler, wie bei der Frauenkapelle
zu Bütthart, gotischen Charakter. Als Helmbedachung wählt der Juliusstil ausschließ-
lich den achtseitigen Spitzhelm mit Aufschüblingen für die Ecken des Übergangs
von dem vierseitigen Grundriß. Im Innern hält man an der für die spätgotischen
Kircheninterieurs charakteristischen Gewölbehguration fest. Das Muster geht meist
auf Netzformen zurück. Typische Beispiele sind hiefür in Aub (Pfarrkirche und Schloß-
kapelle, letztere mit einer sonst in der Juliuszeit seltener auftretenden gewundenen
Reihung ausgestattet), Bütthart (Frauenkirche), Eibelstadt, Frickenhausen, Ochsenfurt
(Spitalkirche) und Tückeihausen erhalten. Die Wölbung selbst ist entweder in der
Tonne ausgeführt, wie in Eibelstadt und Frickenhausen, oder mit erhöhten Kappen
gebildet, die freihändig in Ringschichtung aufgemauert sind, wie in Aub und Tückei-
hausen. Bei den einfachen Landkirchen greift der Juliusstil oft wieder auf die alte
Disposition des Chors im Turmuntergeschoß zurück, so in Acholshausen, Balders-
heim, Bütthart (nicht mehr erhalten), Herchsheim, Osthausen, Stalldorf und Wolks-
hausen. Dagegen findet sich der eingezogene polygon geschlossene Chor in Allers-
heim, Bieberehren (Johanniskapelle), Röttingen (Spitalkirche), Darstadt und Höttingen.
Im Detail kommt wohl auch der Renaissancestil zu Wort. So erhalten die Rippen
entweder Renaissanceprofile, wie z. T. in Tückeihausen, oder man wählt Renais-
sancekonsolen an Stelle der gotischen Kragsteine, wie in Frickenhausen, Klein-
ochsenfurt und in der Spitalkirche zu Ochsenfurt, oder Renaissancekapitelle wie in
Eibelstadt.
In manchen Fällen begnügte sich Julius mit einer Renovation der Kirche.
Wir nennen als die wichtigsten Riedenheim (Michaelskapelle), Röttingen und
St. Kunigund. Reste von Juliusbauten oder Renovationen sind erhalten in Ollingen,
Gützingen und Sulzdorf.
Die größere Anzahl dieser Bauten gehört erst der Zeit um 1610, also der
Spätzeit der Regierung des Fürstbischofs, an. Beispiele der Frühzeit wie die Georgs-
kapelle in Röttingen (1588) sind seltener.
Eine Sonderstellung unter den Bauten aus der Wende des 16. zum 17. Jahr-
hundert nimmt die protestantische Pfarrkirche in Giebelstadt ein, eine einfache An-
lage mit nicht ausgeschiedenem Chor und Westturm. Sie war wohl von jeher als
protestantische Kirche erbaut.
Der Barockstil hat an kirchlichen Baudenkmälern fast nichts aufzuweisen.
Die Kreuzkapelle in Eibelstadt (1637—1660) ist eine mehr ländliche Arbeit, bei der
immer noch gotisierende Motive mitsprechen. Der Bau des Kapuzinerklosters in
Ochsenfurt (1664—1667) besitzt wenig kunstgeschichtliche Bedeutung. Bauvornahmen
und Renovationen aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts in Röttingen, Geichs-
heim, Hohestadt, Ochsenfurt und Frickenhausen.
 
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