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Oechelhäuser, Adolf von; Kraus, Franz Xaver [Editor]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 8,1): Die Kunstdenkmäler der Amtsbezirke Sinsheim, Eppingen und Wiesloch (Kreis Heidelberg) — Tübingen, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.1226#0015
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AMT SINSHEIM — DÜHREN 9

Innern. Der dahinter liegende Wirtschaftshof ist teilweise von Resten einer älteren
Befestigungsmauer umschlossen, doch läßt sich infolge der Errichtung neuerer Baulich-
keiten eine zusammenhängende Anlage nicht mehr erkennen.

Im anstoßenden Garten steht mit der Rückseite einem kleinen Teiche zu-
gewendet die malerische Ruine des ehemaligen Herrschaftshauses (s. Fig. 4).
Laut Inschrift (links oben über dem Haupteingange) haben „i. % 1730 dieses zerfallen
gezvesene Schloß mit Gottes Hilfe wieder aufbauen lassen Karl Eberhard Ludwig
Göler von Ravensburg und dessen geliebte Ehefrau Katkarina Elisabeth Hedzviga
Golerin von Ravensburg geborene von Winkelmaun". Vom älteren Bau scheint
noch der auf der Rückseite vorspringende kreisrunde Treppenturm herzurühren, dessen
schräges Doppelfenster dieselben Profilierungen aufweist, wie solche an einem Hause
von 1601 im Ursenbacher Hofe vorkommen (s. unten); vielleicht, daß auch das
schmucklose gewölbte Untergeseboß noch aus dieser Zeit stammt. Das Obergeschoß
zeigt reizvolle Einzelformen. In den geputzten Wänden sitzen hübsch profilierte Fenster;
die reich verzierte barocke Eingangstür mit Oberlicht muß früher vermittels einer Frei-
treppe zugänglich gewesen sein.

Die i. J. 1785 errichtete evangelische Kirche ist ein einfacher schmuckloser Barock- *
bau ohne künstlerische Bedeutung.

Der nahe gelegene Ursenbacher Hof enthält ein, laut Inschrift an der Kellertür, Urs.
aus dem Jahre 1601 stammendes größeres Wohngebäude, dessen Oberstock und Giebel
einst reich verziert gewesen zu sein scheinen, jetzt aber mit der üblichen dicken Putz-
schicht überkleistert sind. Einige.alte Fenster im massiven Untergeschoß mit hübschem
Profilanlauf.

DÜHREN

Schreibweisen: villa Dumina ad a. 769; Durnen 1303; Durne 1327; Dhuren 1358,
1491 und 1495; Thurn 1524.

Geschichtliches. Die unten beschriebenen wichtigen prähistorischen Funde be- Geschichtliches
weisen die frühe Besiedlung dieser Gegend und frühe Anlage der Ortschaft, welche auch
bereits in der Lorscher Chronik Erwähnung findet. Soweit sich übersehen läßt, sind
anfänglich die Herren von Weinsberg hier begütert gewesen. Im Jahre 1303 ver-
kauften sie ihren Besitz und das Patronatsrecht der Kirche an König Albrecht von
Österreich. Als Vögte erscheinen im 15. Jh. die Herren vonVenningen, zugleich
seit 1445 a,s Lehenträger der Grafen von Katzenellenbogen. Zum Jahre 1495
wird ein Jörg von Venningen als „dorff- und fandtherr SU Dhtiren" genannt,
während ein Erasmus von Venningen dort i. J. 1552 die Reformation eingeführt
hat. Bis 1806 ritterschaftliche Besitzung der Familie von Venningen (schwäbischer
Ritterkreis, Kanton Kraichgau), seither badisch.

Prähistorisches. Im Gewann »Steinbocks, 2 km südwestlich von Dühren, stieß Prähistorisches
1865 der Landwirt A. Bender auf ein an Beigaben besonders reiches Grab der
sogenannten La-Tene-Periode (von ca. 400 v. Chr. ab). Es enthielt eine große
Pfanne und einen Henkelkrug von Bronze, beides verziert, einen Bronzespiegel, besonders
 
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