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Oechelhäuser, Adolf von; Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 8,1): Die Kunstdenkmäler der Amtsbezirke Sinsheim, Eppingen und Wiesloch (Kreis Heidelberg) — Tübingen, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.1226#0133
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AMT SINSHEIM — STEINSFURT 11 5

Turm eingemauerte Rest eines ehemaligen romanischen Portals, von dessen reiz-
voller Formgebung Fig. 59 (nach von Bayer) eine Vorstellung gibt.

Von den alten Grabsteinen befindet sich nur noch der des i. J. 1568 verstorbenen
Abtes Burkhard von Weiler hier oben, an die Westwand der Turmhalle angelehnt
mit dem Abtstab in der Mitte und der Umschrift: StEniirj ÜOinilli MCCCCCLXVIII

aßüt benerafeihö nater tt tiomiiiu^ tmmtmiö "fäuitätaztmi be Mec aBfta^
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Außerdem befindet sich dort die kleine Grabplatte eines i. J. 1639 verstorbenen
evangelischen Priesters.

An der jetzt unzugänglichen Südseite des Turmes soil der Rest eines romanischen
Türgestells eingemauert sein, das wir in Fig. 59 nach der Aufnahme von Bayers
wiedergeben.

Das nördlich an die Kirche anstoßende und vor deren Front vorspringende Stifts-
gebäude stammt anscheinend aus dem 15. Jh. und enthält im oberen Geschoß einen
langgestreckten Saal (das ehemalige Dormitorium), der jetzt als Heuboden benutzt wird,
während die gewölbten Räume des Erdgeschosses als Stallungen dienen.

STEINSFURT

Schreibweisen: Steinvort 1100; Steinfurt 1300 etc.

Geschichtliches. Der Ort, der im 13. und 14. Jh. eigenen Adel besaß, war Ges
ursprünglich Wormser Lehen und gehörte zum größten Teil dem Stifte von Sinsheim,
das i. J. 1419 auch das Fünftel des Lehens, das damals die Herren von Neuhausen
trugen, von diesen erwarb. Die Schicksale des Stiftes teilend, wurde Steinsfurt später
kurpfölzisches Lehen und hat bis 1803 zum kurpfälzischen Oberamt Mosbach (Kellerei
Hilsbach) gehört. Von 1803 bis 1806 leiningisch.

Römisches. Auf dem »Törnelsberg«, einer Anhöbe westlich von Steinsfurt auf R
dem linken Ufer der Elsenz, entdeckte Wilhelmi im Ackerfeld die Bautrümmer einer
römischen Villa rustica, die 1831 und 1834 ausgegraben wurde (Sinsh. Jahresber.I
S. 52 f., V S. 24 ff., VIII S. 87}. Sie scheint der Villa im Sinsheimer Wald »Drei Buckel«
(s. oben) ähnlich, vielleicht etwas reicher ausgestattet gewesen, und durch Feuer zerstört
worden zu sein. An den Wänden zeigten sich noch Spuren von Wandmalereien; auch
eine Fußbodenmosaik scheint vorhanden gewesen zu sein. Im Hof habe ein 90 cm hoher
Pfeiler mit quadratischem Querschnitt vpn 15 cm gestanden, neben dem das obere
Bruchstück eines kleinen Reliefs von Sandstein mit der Darstellung der ein Füllhorn
tragenden Fortuna gefunden wurde. Sonst Dachziegel, sowohl Leisten- als Hohlziegel,
zwei Stücke von grünlichen Glasplatten von Fenstern, Scherben von Ton und Glas, eine
Bad-Strigilis von Eisen und anderes.

Um 1777 wurde auf dem Kirchhof von Steinsfurt ein römischer Viergötter-
stein (Höhe noch 1,13 m, Breite und Tiefe 62 cm) gefunden, der in den Kellereihof
von Hilsbach und von da nach Neckarelz, 1S73 nach Mannheim in die Sammlung des
Altertomsvereins verbracht wurde. Er ist oben verstümmelt; die Köpfe sind fast ganz
zerstört, die Figuren (Juno, Merkur, Herkules und Minerva) stark abgerieben (s. Haug
in der Westdeutschen Zeitschr. v. Trier [1891] S. 24). (W.)

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