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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 21.1905-1906

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Rosenhagen, Hans: Aus den Berliner Kunst-Salons
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Von Ausstellungen und Sammlungen - Personal- u. Atelier-Nachrichten - Neue Kunstliteratur
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https://doi.org/10.11588/diglit.12156#0263

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-r=isö> VON AUSSTELLUNGEN UND SAMMLUNGEN <£^v-

recht lebendig wirken.
Dämmerung und Son-
nenschein hält Hessmert
farbig kaum auseinander.
Morgensonne, Winter-
abend, Märzsonne und
Wintersonne sind auf
seinen Bildern fast iden-
tisch. Am besten gelingen
ihm kleine Naturstudien
unter trübem Himmel,
wie >Wintersende« mit
dem Teich voll Schnee-
wasser, > Vorfrühlings-
abend« am fließenden
Wasser unter grauem
Himmel, Regenwetter«
und dergleichen. Ein
großes Bild >Kirchen-
ruine bei Kolberg« ist
ein wirksames Stück
in Brachtscher Manier.
Trotzdem macht Hess-
mert neben dem verstor-
benen Düsseldorfer L.
Neuhoff, der die Mo-
tive für seine trocken
gemalten romantischen
Landschaften in Italien
suchte und sich gelegent-
lich von Böcklinschen

h. von habermann lachendes madchen Bildern inspirieren ließ,

noch eine ziemlich statt
liehe Figur. Einige Por-

zum Beschauer spricht. Es ist sicherlich eines der träts und Landschaften von Käthe Münzer ver-
charaktervollsten Werke, die das 19. Jahrhundert ge- raten, daß die nicht unbegabte, aber über zu wenig
bar. Ob das Zola-Denkmal, von dem hier die entwickelte Mittel verfügende Künstlerin in Lieber-
Figuren am Sockel und eine plastische Skizze zu mann und Leistikow ihre Vorbilder sieht,
sehen sind, den Ruhm Meuniers vermehren wird, Hans Rosenhagen

ist ungewiß. Die Figur der Mutter, die mit den
Kindern vorn am Sockel sitzt, ist allerdings außer-
ordentlich schön; aber die Kinderfiguren taugen VON AUSSTELLUNGEN
nicht viel, und der Schmied, der an der einen Seite

des Sockels steht, ist ganz das mißratene Geschöpf, UND SAMMLUNGEN

dessen verunglückter Unterkörper bereits auf dem

Ausstellungsplakat so unangenehm auffiel. Im allge- 1V/IÜNCHEN. Die Winterausstellung in der Se-
meinen kann man sagen, daß die starke Begeisterung, Zession,die Anfang Januarim Kunstausstellungs-
mit der Meuniers Schöpfungen bei ihrem ersten gebäude am Königsplatz eröffnet wurde, bringt große
Erscheinen in Deutschland aufgenommen wurden, Kollektivausstellungen dreier Maler: Karl Johann
erstaunlich schnell verrauscht ist, und diese Aus- Becker-Gundahl (München), Richard Pietzsch
Stellung wird — so darf man annehmen — die Er- (Grünwald) und Viktor Weishaupt f (Karlsruhe),
nüchterung vollenden. Man sieht zuviel Unvoll- Die drei Ausstellungen füllen die sämtlichen Räume
kommenes neben entschieden Gelungenem, zuviel der Sezession bis auf einen einzigen Saal und sind
Pose neben größter Natürlichkeit, zuviel Pathos in mehr als einer Hinsicht erfreulich. Vielleicht
neben schlichter Empfindung. Aber dieser Eindruck u. a. auch dadurch, daß sie so was wie eine Lösung
wird auch wieder schwinden, wenn man nicht mehr der Ausstellungsfrage wenigstens in der Ferne ahnen
alle diese Arbeiten beisammen sieht, wenn man lassen. Wie wäre es, wenn kleinere Korporationen
vergessen hat, daß es noch andere Werke Meuniers künftig die immer unerträglicher werdenden großen
gibt, als die, welche man seit langen Jahren in einem Ausstellungen in eine Anzahl von einzelnen Kol-
dankbaren Herzen als reife und köstliche Gaben lektivausstellungen auflösen würden, die das ganze
der modernen Kunst mit sich trug. Was hätten Jahr durcheinander folgen? Ein weniger gleich-
Gedächtnisausstellungen wie diese für einen Zweck, gültiges Publikum als das Münchener ist dazu
wenn sie nicht Veranlassung gäben, zu gute oder freilich nötig! — Einen großen Erfolg bringt die
zu ungünstige Urteile zu berichtigen? Die unsterb- Ausstellung für Becker-Gundahl, der fast 150 Ar-
lichen Schöpfungen Meuniers werden unverletzt auch beiten aller Art sehen läßt. Er hat sich seit zehn
aus dieser scharfen Prüfung hervorgehen. Jahren etwa als Maler nicht mehr gezeigt und nun
Im eigentlichen Salon Keller & Reiner zeigt der offenbart er uns ein Schaffen, so umfangreich und
Berliner Karl Hessmert eine große Kollektion mannigfaltig, daß jeder den Hut ziehen muß. Im
von Landschaften. Wie seinem Lehrer Bracht fehlt ersten Saale sind vornehmlich ältere Bilder aufge-
auch ihm ein wenig die Natürlichkeit. Seine Arbeiten hängt, die durch eine gewisse Gleichförmigkeit der
sind fast immer sehr geschickt aufgebaut; aber sie Motive auffallen, zum Teil veraltet, aber überaus
enthalten zu wenig wirkliche Anschauung. Eine gediegen und ernsthaft gearbeitet sind. Kranken-
viel zu dunkel gehaltene Palette läßt die Natur nie und Sterbebetten in den Hütten der Armen, Typen

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