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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 21.1905-1906

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Millenkovich-Morold, Max von: Gotthardt Kuehl
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https://doi.org/10.11588/diglit.12156#0518

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FERDINAND DORSCH

BILDNIS GOTTHARDT KUEHL

GOTTHARDT KUEHL

Von Max Morold

Der Name Kuehls hat einen guten Klang;
in Fachkreisen werden wenig andere
Namen mit so viel Respekt und Bewunderung
ausgesprochen wie der seine; denn wer mit
vom Bau ist, der muß die technische und
geistige Ueberlegenheit, das klare Wollen und
sichere Können des Dresdener Meisters frag-
los anerkennen; der darf sich nicht dadurch
eine Blöße geben, daß er die wundervolle
Harmonie in der Erscheinung Kuehls über-
sieht oder leugnet; der Fachmann, der Kollege
wird in ihm stets ein Vorbild, einen Führer
zu erblicken haben, mögen auch die indivi-
duellen Ziele jedes einzelnen grundverschieden
von denen Kuehls sein. Die Art, wie dieser
seinen Zielen zustrebt, wie er sich nie in
den Mitteln vergreift, nie hinter seiner Ab-
sicht zurückbleibt und nie übers Ziel hinaus-
schießt, gewährt schon an und für sich, auch
abgesehen von den erlesenen Kunstwerken,
die dabei zustande kommen, einen künst-
lerischen Genuß.

Aber das große Publikum? Ist auch diesem
der Name Kuehls geläufig? Verbindet es mit

ihm die rechte Vorstellung? Tritt es vor die
Bilder, die ihn tragen, mit Verständnis und
Teilnahme? Kann er populär werden? Diese
Fragen lassen sich nicht unbedingt bejahen.
Vor Kuehls Bildern bleiben viele Menschen
kalt und diejenigen, welche sich von ihnen er-
wärmt fühlen, reagieren häufig nur auf einen
stofflichen Reiz, auf den Reiz des Dargestellten,
sie freuen sich der „poetischen" Architektur,
des „hübschen" alten Stadtteiles, des „in-
teressanten" Objektes der Kuehlschen Dar-
stellung, aber diese Darstellung selbst, die
Weise des Malers offenbart ihnen nicht ihre
Geheimnisse. Ein solches „interessantes" Ob-
jekt ist beispielsweise die ehrwürdige Augustus-
brücke in Dresden, dieses herrliche Denkmal
einer längst entschwundenen Zeit, an das sich
auch bedeutsame historische Erinnerungen
knüpfen. Das Publikum schwelgt in diesen
Erinnerungen und berauscht sich an kultur-
geschichtlichen Phantasien, ohne ein Organ
dafür zu haben, welche rein malerischen
Aufgaben Kuehl zu lösen unternahm, als er
immer und immer wieder zur Augustusbrücke

Die Kunst flu Alle XXI. 21. 1. August 1906.

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