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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 21.1905-1906

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Millenkovich-Morold, Max von: Gotthardt Kuehl
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https://doi.org/10.11588/diglit.12156#0519

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GOTTHARDT KUEHL MEIN SALON

zurückkehrte und sie immer und immer wieder schichten, weder witzige Anekdoten noch tief-
in einer neuen „Stimmung" sich zu eigen zu sinnige Symbolik gibt er uns in seinen Bil-
machen suchte. dern, er ist weder Lyriker noch Epiker, noch
Die rein malerischen Aufgaben, die sich Dramatiker, er ist überhaupt kein Dichter, er
ein Künstler stellt, könnte man ihrem Wesen ist bloß Maler, er zeigt nur, was er ge-
nach dahin zusammenfassen, daß uns der sehen hat.

Künstler etwas zeigen will; er hat etwas Er ist also weder Genremaler, wiewohl er
gesehen, was noch kein Auge so gesehen hat seinerzeit das Atelier für Genremalerei an
und keines mehr so sehen wird, und er will der Dresdener Kunstakademie übernahm, noch
uns zu Mitwissern seiner Entdeckung machen, ist er Gedankenmaler; er vergeudet weder
will die ganze Welt der Wonne jenes „Augen- sein Talent an Nichtigkeiten und Possen, die
blickes" teilhaftig werden lassen. Aber das auch ohne höhere Technik in der vom Publi-
Publikum verlangt sich gar nicht, mit den kum gewünschten Weise zu bewältigen sind
Augen des Malers zu sehen; es hat keine noch quält er sich mit kühnen Menschheits-
Sehnsucht nach unbekannten Formen, nach problemen, denen auch die höchste Technik,
ungeahnten Lichtern und Farben; es faßt die weil sie eben über das rein Malerische hinaus,
Fähigkeit des Malers, zu sehen und wieder- gehen, nicht mehr völlig gewachsen ist und
zugeben, nur als eine angenehme Unterhai- deren versuchte malerische Bewältigung, wie
tungsgabe auf, die es dem also Befähigten wir aus der Kunstgeschichte wissen, nicht
auch ermöglicht, Erinnerungen zu wecken, selten für die allgemein geistige Entwicklung
Fernes zu vergegenwärtigen und Fabelhaftes größeren Wert hatten als für die der Malerei;
zu veranschaulichen; kurz: das Publikum er arbeitet weder für die „Gartenlaube" noch
will, daß ihm der Maler etwas erzähle. Er- für Ruhmeshallen und Gotteshäuser, sondern
zähler ist nun Kuehl ganz und gar nicht; er malt einfach, still für sich, und die schlich-
weder Herzensbeichten noch romantische Ge- testen Motive sind ihm gerade recht: alte

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