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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 23.1907-1908

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Lange, Konrad von: Das Gesetz des Stilwechsels in der Kunst, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.12504#0314

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<^=4=g> DAS GESETZDES STILWECHSELS IN DER KUNST <ö=ä=^

F.MATSCH BILDNIS (1S98)

sich auf die Nachahmung der Natur beziehen, Reliefbildung nach bestimmten, etwa Hilde-

als da sind: richtige, d. h. der allgemeinen brandschen Gesetzen usw. In der Architektur

Naturanschauung entsprechende Zeichnung, und dem Kunstgewerbe alle ebenen Flächen und

täuschende Perspektive, räumlich wirkendes geraden Kanten, alle rein geometrischen,

Helldunkel usw. In der Plastik: anatomische speziell geradlinig geometrischen Formen, in

Exaktheit, wahrer Gefühlsausdruck, stofflich der Musik alles rein Formale in Rhythmus,

überzeugende Behandlung des Materials usw. Harmonie und Melodie, kurz alles, was nur

In der Baukunst und den dekorativen Künsten: das Material oder die Technik veranschaulicht,

alle Formen, welche die Vorstellung einer nur ins Ohr fällt oder der Annehmlichkeit

organischen Kraft oder Bewegung auslösen, der Körperbewegung dient, ohne etwas Be-

z. B. Schwellungen, Knickungen, Krümmungen, stimmtes auszudrücken.

mehr oder weniger der Natur entlehntes In meinem Wesen der Kunst*) habe ich
Ornament usw. In der Musik alle Mittel nachgewiesen, daß jedes Kunstwerk, wenn
zur Erregung des Gefühlsausdruckes, alle Züge es ästhetisch wirken soll, sowohl illusions-
wirklicher oder versteckter Tonmalerei, die erregende, als auch illusionsstörende Elemente
etwas Bestimmtes ausdrücken, sei es, daß sie enthalten muß. Das wird jedem künstlerisch
eine sinnliche Vorstellung, sei es, daß sie ein empfindenden Menschen sofort einleuchten.
Gefühl oder eine Stimmung suggerieren. Zu Ein Gemälde, das zwar streng symmetrisch
den illusionsstörenden Elementen gehören z. B. komponiert ist, dessen Figuren aber keine
in der Malerei alle Formen, durch welche die anatomische Richtigkeit, keine wahren Farben,
Fläche als solche markiert wird, als da sind: keinen überzeugenden Gefühlsausdruck haben,
dekorative Silhouettierung der Figuren, deut- wird ebensowenig ein Kunstwerk sein, wie
liches Auseinanderhalten der Gründe, Sichtbar- eine sklavische Naturkopie, welche die Natur
lassen derPinselstriche,pointillistischeTechnik unter Ausschaltung aller Stilisierung so
u. dgl. In der Plastik jede dem Material ent- nüchtern darstellt, daß sie wie eine gut über-
sprechende Stilisierung der Formen, die Zer- malte Photographie aussieht. Ein plastisches
legung der Oberfläche des Körpers in ebene

Flächen, die im scharfen Winkel aufeinander- *, Zweite Auflage in einem Band6) Berlin 1907
schneiden, starke Betonung der Symmetrie, G. Grotesche Verlagsbuchhandlung.

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