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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 23.1907-1908

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Pauli, Gustav: Die deutsche Ausstellung in der Kunsthalle zu Bremen
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https://doi.org/10.11588/diglit.12504#0393

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DIE DEUTSCHE AUSSTELLUNG IN DER BREMER KUNSTHALLE

der Vereinigung nordwestdeutscher Künstler auf.
Mackensen und am Ende fehlen gänzlich. Vinnen
ist zuguterletzt noch mit einem großen farbenleuch-
tenden Bilde (»Schmelzender Schnee«) erschienen.
Von Vogeler ist die beste seiner neueren Arbeiten
die zierliche Frühlingslandschaft, zwischen deren
Blütenzweigen sein Worpsweder Haus durchschim-
mert. Ein wohlverdientes Interesse erregen ein paar
Stilleben der früh verstorbenen Paula Modersohn,
der Gattin des Malers, deren großes und ernstes
Talent sich eben erst zu entfalten begann. Sie hatte
sich in den letzten Jahren in Paris überraschend
schnell und glücklich entwickelt. Dabei waren ihr
großzügig dekorativer Stil und ihr feiner Farbensinn
keineswegs eine Ableitung aus den vielumworbenen
Mustern eines Cezanne oder van Gogh, sondern
persönlicher Gewinnst, so daß man in ihr eine früh
geknickte Hoffnung unserer deutschen Kunst bekla-
gen muß.

Der Eindruck der Plastik wird durch die Kol-
lektionen von H. Hahn und Georg Kolbe be-
stimmt, sowie durch Tuaillon, dessen großer, für
den Geheimrat Arnhold bestimmter Bronzehirsch
den Besucher von der Höhe der Freitreppe herab
begrüßt.

Der Eindruck der Ausstellung auf das Publikum

läßt nichts zu wünschen übrig. Man darf sagen,
daß der überall wogende Kampf um die neue Kunst
— der wir das Beiwort >modern< gerne ersparen —
nun auch in der alten, in allen Kulturfragen konser-
vativen Hansastadt zum guten entschieden ist. Und
das bedeutet viel, angesichts der großen Mittel und
des hohen Niveaus einer überlieferten gesellschaft-
lichen Kultur, die hier vorhanden sind. Endlich
ist das einfältige Geblöke gegen »die Moderne«
verstummt, das in blinder Parteiwut heute Lieber-
mann und morgen Hildebrand, die französischen
Impressionisten oder Zügel und Herterich, kurz das
Heterogenste verfolgte, nur weil es »modern« war.
Die Entwicklung der Sammlungen der Kunsthalle
legt Zeugnis davon ab und nicht minder reden in
nicht mißzuverstehender Weise die neuen Denkmäler
und Denkmalsunternehmungen Bremens, Tuaillons
Kaiser Friedrich und Rosselenker, Hildebrands Bis-
marck und Hahns Moltke. Nun ist auch der Neu-
bau des Stadthauses, das sich unmittelbar an das
berühmte alte Rathaus anschließt, für die deutsche
Kunst zum Gewinn geworden, da Gabriel Seidl
den Preis davon getragen hat. Er mußte von vorn-
herein bei dieser Aufgabe des Taktes und des histo-
risch gebildeten Geschmackes als die berufenste
Kraft erscheinen.

ernst matthes anglersaison in poissy

Früh/ahrsausstcllung der Münchener Secession

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