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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 29.1913-1914

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Burger, Fritz: Ludwig Hertrichs Darstellungen der Pietà
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https://doi.org/10.11588/diglit.13092#0084

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L. HERTERICH STUDIE ZUR GRABLEGUNG

LUDWIG HERTERICHS DARSTELLUNGEN DER PIETÄ*)
Von Fritz Burger
udwig Herterich, ein seltener Gast der dem gleichen Gegenstandes aus dem 19. Jahr-
üblichen Jahresausstellungen, überrascht hundert an, daß ihren Schöpfern etwa zumute
in diesem Jahr mit einem monumentalen Bild, gewesen ist wie Wettkämpfern, die in die
das die Grablegung Christi darstellt. Kein Arena treten, wo nicht nur Generationen, son-
Auftrag mit bestimmtem, beengendem Pro- dernJahrhunderte prüfend auf sie niedersehen,
gramm für irgendwelche religiöse Gemeinde, Da schlägt dann die natürliche Rede so leicht
aber auch kein Ausstellungsbild, dem man in Deklamationen um und in der krampfhaf-
das leidenschaftliche Verlangen anmerkt, der ten Sucht, das Alte zu überbieten, greift man
„Clou" der Saison zu werden. Das Bild ist zu wilden Theatergesten in panoramatischen
vielmehr eine höchst persönliche und doch Szenerien oder will durch sentimentalejammer-
in sich still bescheidene Herzensangelegen- mienen rühren, die mehr an einen bedauer-
heit, die Jahre hindurch langsam ihrer heu- liehen Unglücksfall als an das stille Ende des
tigen Gestalt entgegengereift ist. Es gehört großen Dramas erinnern, abgesehen von denen,
Mut dazu, als moderner Künstler dieses Thema die in der Maske des frommen Mannes sich
aufzugreifen. Denn für das Finale der Le- gefallen und in der femininen Lyrik ein ver-
benstragödie Christi haben die alten Meister waschenes Lebensideal, die mißverstandenen
unvergeßliche Weisen erfunden, die doch immer Reste mittelalterlicher Weltverneinung, kulti-
wieder mit einer gefährlichen Macht in uns vieren. Gegenüber solchem phrasenhaften
lebendig werden, wenn moderne Künstler ver- theatralischen Pathos erscheinen die Vertreter
suchen, den alten Stoff in neue Gedanken der sogenannten impressionistischen Kunst mit
oder die alten Gedanken in neue Formen zu ihrer bloß farbigen Wertung der Motive, die
bringen. Man merkt daher den meisten Bil- sie durch die nüchterne oder oft brutalsach-
liche Beschreibung einer dem Charakter nach

< •) siehe hierzu auch die farbige Tafel am Anfang des Heftes ephemeren Historie gewinnen, so sehr viel sym- v
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