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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 29.1913-1914

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Dreyfus, Albert: Vincent van Gogh: (1853-1890)
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https://doi.org/10.11588/diglit.13092#0127

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sich an ihnen wieder aufzurichten. So nimmt allem ein Ende. „Die Traurigkeit würde immer
er sein ganzes Können zusammen. Ein Bild dauern . ."
wie „Der barmherzige Samariter" nach Delacroix *
(Abb. S. 110) setzt die reifste Zeit von Vin- Vincent van Gogh wurzelt in den natura-
cent voraus; es ist einer der edelsten Farben- listischen Anschauungen seines Zeitalters, und
akkorde in seinem Gesamtwerk, so wie „Der doch ist er mit seinen Bauern und Arbeitern
Gefängnishof" nach Gustave Dore in seiner erst durchgedrungen in einer Epoche, die
grandiosen Düsterkeit alle Kunsterfahrung van den Naturalismus völlig abgestreift hat. Vor
Goghs und die ganze Pein seiner Seele empfing allem war bei ihm die Häßlichkeit kein Pro-
(Abb. unten). gramm, sie war ihm, wie auch den anderen
In Auvers freilich gegen Ende haben die großen Impressionisten eine der Erscheinungs-
Dämonen auch Gewalt über seine Kunst, arten, durch Luft und Licht bedingt. Dann hat
Eines seiner letzten Bilder ist ein Kornfeld im man zu wenig bisher beachtet, wieviel Romantik
Gewitterregen. Der Erdboden, die Schober, gerade in der bekannten Zolaschen Definition
sind ein Wirrsal von krausen Linien. Große steckt: „Die Kunst ist ein Stück Natur, das
schwarze Vögel durchflattern die Luft. Sie durch einTemperamenthindurchgesehenwird."
verdunkeln ihm die Sonne. Da macht er Sie öffnet die Tore aller subjektiven Willkür.

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VINCENT VAN GOGH DER GEFÄNGNISHOF
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