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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 29.1913-1914

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Wallsee, Heinrich Egon: Alfred Lichtwark
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https://doi.org/10.11588/diglit.13092#0260

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S Kunstpflege. „Aus dem bescheidenen Leipziger „Wir feiern in Lichtwark keinen .Mann, der nie- l
n Studenten war ein eleganter W eltmann geworden, mals geirrt hätte. Die Probleme der Kunst- und r,
< der mit beiden Füßen in der Berliner Gesellschaft der Kulturpolilik, die er zuerst aufgezeigt und an )
i stand und bei einem englischen Schneider arbeiten deren Lösung er sich versucht, zwangen ihn zeit- i
f ließ. Seine Wohnung am .Magdeburger Platz füllte weise zu Experimenten und führten zu Fehlschlägen, \
■J sich mit erlesenen Stücken Möbeln in jenem ge- unter denen die am meisten gelitten haben, denen Jj
9 diegenen, bürgerlichen Rokokostil, der so „modern" geholfen werden sollte und die sich seiner Führung y
3 war und an den — vielleicht deshalb — unser hilf- anvertraut hatten. Das Verhältnis Lichtwarks zu (<
0 loses Kunstgewerbe noch nicht anknüpfte. Anden den einheimischen Künstlern ist um so tragischer, je f
J Wänden hingen Radierungen von Schongauer, Dürer genauer wir fühlen, daß Lichtwarks Ernst und Eigen- [
h und Rembrandt in jenen fein profilierten schmalen schaft eben auf die intensive Pflege des Heimischen r<
\ schwarzen Rahmen, die man aus Whistlers Bild- gerichtet waren. Daß Lichtwark hier ein Vierteljahr- f
1 nissen kennt. Während der Kunstgelehrte gemein- hundert gewirkt hat, mag für dieses oder jenes edle }j
i hin sich nur amtlich mit Kunst beschäftigt und Talent ein vernichtendes Schicksal geworden sein; l
äj außerhalb des Kollegs oder Museums ungern an für das neue Hamburg als eine blühende Großstadt jj
3 diese amtliche Beschäftigung erinnert sein will, bedeutet es alles in allem eine Fülle von Segen." y
) steckte in Lichtwark ein bißchen von jenen vor- Wüßten wir es nicht aus der unübersehbaren (
) nehmen Amateurs ä la Goncourt, die, da sie nicht Fülle von Anknüpfungen, die Lichtwark mit der f
J durch die Philologie, sondern durch die sinnliche gesamten neuen deutschen Kunst verbunden, daß (,
) Freude am Schönen zu ihrem „Fach" geführt wurden, der Heimgegangene nicht zu jenen Männern ge- 6
{ auch das Bedürfnis fühlen, ihre eigene Umgebung hört, über deren Erdenwallen in einem, unter der f
i zum Kunstwerk zu gestalten." Einwirkung der eben erst bekannt gewordenen 5}
I So berichtet Lichtwarks Leipziger Studien- Nachricht von seinem Tode hingeworfenen Nach- V
? genösse Richard Muther über die ersten Ansätze ruf abschließend gesprochen werden kann, so wäre }■
i| in dem Lebensgange des jungen Kunstgelehrten, es in den oben zitierten Sätzen angedeutet. Dem y
D in der unschwer die Vorzeichen seines späteren Sämann gleich, der die Saat nur streut, ohne die ('
0 Lebensganges als Hamburger Kunstregent wahr- Ernte zu erleben, ist das Beste vom Werke Licht- 0
J zunehmen sind. Es ist bezeichnend, und soll darum warks erst in der Zukunft zu erwarten. — Das {,
S auch hier nicht übersehen werden, daß Carl Möncke- legt die Verpflichtung auf, den einzelnen Stufen- fi
J berg, der Sohn eines der großen, noch in die neue Zeit gängen dieses Werkes in ernster und sichtender f
q hereinragenden Bürgermeister Hamburgs, in einem Weise nachzugehen, was in gewinnbringender Weise q
€ tiefempfundenen, „Hamburg ohne Lichtwark" über- begreif licherweise nur in ruhigerer Stunde geschehen >
1 schriebenen Nachruf dem Entschlafenen die Eigen- kann. Hier möge nur noch eine kurze Skizze JS
i Schäften eines solchen selbstherrlichen Regenten über die Tätigkeit Lichtwarks als Direktor der y
i) im Reiche der Kunst zuspricht, ohne auch schon in Hamburger Kunsthalle folgen. Bis zu seiner Be- (<
J diesem ersten, am Sarge niedergelegten Gedenkblatt, rufung lag die Führung der Geschäfte der Kunst- f
5 sich das folgende Bekenntnis erlassen zu können: halle in den Händen einer Kommission und eines l


ADOLF HILDENBRAND FAMILIEN BILDNIS S
(Text s. Seite 235) y'
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