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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 29.1913-1914

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Münchner Kunstfragen
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https://doi.org/10.11588/diglit.13092#0371

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Die Museumsneuordnung wirft indessen schon lungen möglich, hier bietet sich keine Gelegenheit,
ihre Schatten voraus. Man bedarf Platzes für man- die Galerie aufzustellen, und überdies: ist das über-
cherlei Zwecke, bis der Neubau genehmigt ist, bis haupt denkbar, daß in dem gleichen Haus gleich-
er unter Dach und Fach kommt. Die Neue Pina- zeitig zwei Ausstellungen, jede mit besonderem
kothek kann die an sich recht bedeutungslose, aber Eintrittsgeld, stattfinden? Denn natürlich würde
aus Pietät für Ludwig I. immer noch aufbewahrte der Münchner Künstlergenossenschaft, der Vereini-
Sammlung von Porzellangemälden nicht mehr be- gung der Konservativen, der andere Flügel des
herbergen. Aehnlich ergeht es im Gebäude der AI- Glaspalasts erhalten bleiben. So sieht sich denn
ten Pinakothek mit der Vasensammlung, denn auch die „Secession" vor die Notwendigkeit gestellt,
die graphische Sammlung bedarf neuer Räume, um aus eigenen Mitteln einen Ausstellungsbau aufzu-
sich auszudehnen. Man verfiel also darauf, Vasen- führen oder irgend ein passendes Gebäude dazu
Sammlung und Porzellangemäldesammlung in das umzugestalten. Diese .Maßnahme ist um so schwie-
K. Kunstausstellungsgebäude am Königsplatz, gegen- riger in einer Zeit wie dieser, wo es innerhalb
über der K. Glyptothek, zu verlegen. Nun ist aber der „Secession" selbst Irrungen und Wirrungen,
dieses Gebäude mit seinen sehr günstigen, intimen Spaltungen und Parteiungen gibt. Eine Gruppe sehr
Ausstellungsräumen seit etwa 15 Jahren mietweise fortschrittlich gesinnter, junger Secessionisten, deren
dem „Verein bildender Künstler Münchens", der geistiger Führer Albert Weisgerber ist, hat schon
„Secession", überlassen. Die Secession hat dort seit langem Anspruch erhoben, mehr zur Geltung
nicht nur eine ideale Ausstellungsstätte gefunden, zu kommen als bisher. Man hat ihr daraufhin
die ihr Sommer und Winter gleicherweise zur Ver- innerhalb der Secession zwei Säle mit eigener Jury
fügung stand, so daß alljährlich drei Ausstellungen angeboten, aber das erschien dieser Interessenten-
veranstaltet werden konnten, was nicht unbeträcht- gruppe zu wenig und sie beschloß den Austritt aus
liehe Bewegung in den Münchner Kunstbetrieb der „Secession" und die Gründung einer neuen
brachte, sondern sie hatte auch ihre recht wert- Gruppe, die nach Berliner Vorbild den Namen
volle und interessante Sammlung von Werken ihrer „Die neue Secession" trägt. Da man in München
Mitglieder, namentlich der schon verstorbenen, die gewohnt ist, daß neue Künstlergruppen die sonder-
sogenannte „Secessions-Galerie", in dem Gebäude barsten Gebäude zum Unterschlupf wählen, so die
aufgestellt. Nun sieht sich die Secession auf die Straße „Juryfreie" einst den Hopfenboden der Schrannen-
gesetzt. Denn der Vorschlag, der ihr gemacht wurde, halle und neuerdings das Palmenhaus des Botani-
die Hälfte des Glaspalasts als Ersatz anzunehmen, sehen Gartens, kann es nicht verwunderlich erschei-
ist durchaus indiskutabel. Hier sind wegen der nen, daß „Die neue Secession" in der Künstlichen
mangelnden Heizverhältnisse nur Sommerausstel- Eisbahn ihre erste Ausstellung veranstalten will.


q\ P. CfiZANNE STILLEBEN i
V Neue Pinakothek, München V
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