B Kunstblbllothek
Staatliche Museen
zu Berlin
MAX UNOLD. WINTER
Neue Städtische Galerie, München
und Freundschaft zieht man die goldene Mitte. Rechte verleihen, eine Ausstellung ganz nach
Daraus springt im besten Fall eine ganz nette seinen Ideen zu veranstalten. Ein solches Unter-
Ausstellung. Das Epitheton „Ganz nett" bedeutet nehmen würde damit ein Gesicht empfangen,
jedoch für den radikalen Daseinskampf der Zu- nach dem sich der Besucher heute vergeblich
kunft ein Todesurteil. Leider besteht nämlich umsieht.
immer noch übertriebene Angst vor Einseitig- Die diesjährige Ausstellung hat dreier Toten ge-
keit. Gewählte Kommissionen bevölkern das dacht, darunter sind zwei Mitglieder, die die
Land zu Tausenden. Sie verteilen Dichter und Secession verloren hat. Man hat ihnen leider
Künstlerpreise. Sie veranstalten Ausstellungen. keinen markanten Platz eingeräumt, sondern hat
Sie beraten, was neuerlich getan werden soll. sich begnügt, ihre Werke mit einem Kranz her-
Es kommt jedoch darauf an, daß man sich ent- vorzuheben. Der vor kurzem verstorbene Ernst
schließt, einem Mann die Verantwortung für Oppler zeigt ein Selbstbildnis, mit einem Modell
ein solches Unternehmen zu übertragen. Dieser im Hintergrund, und eine Straße im Schnee,
Mann muß den Mut aufbringen, seine Uberzeu- der Bildhauer Ernst Wenck ein streng kompo-
gung durchzudrücken. Er wird sich nicht vor niertes, scharf geschnittenes Relief und einen
Einseitigkeit fürchten. Er wird erbitterte Feinde schönen, kraftvollen Frauenkopf. Von Walter
und begeisterte Bewunderer finden. Gramatte findet man ein Hiddenseebild, das
Die Kritiker werden ihn verreißen und Hymnen Möglichkeiten einer neuen Landschaftsauffassung
auf ihn singen. Kurz, es wird Leben in den andeutet. Ferner hat man zum Gedächtnis an den
stagnierenden Kunstbetrieb kommen. So sollte 10. Todestag Wilhelm Lehmbrucks ein kleines
die Secession einem Mann wie Karl Hofer oder Kabinett mit Graphiken und einer Jünglingspla-
Georg Kolbe oder wem sie will, die autonomen stik eingerichtet.
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Staatliche Museen
zu Berlin
MAX UNOLD. WINTER
Neue Städtische Galerie, München
und Freundschaft zieht man die goldene Mitte. Rechte verleihen, eine Ausstellung ganz nach
Daraus springt im besten Fall eine ganz nette seinen Ideen zu veranstalten. Ein solches Unter-
Ausstellung. Das Epitheton „Ganz nett" bedeutet nehmen würde damit ein Gesicht empfangen,
jedoch für den radikalen Daseinskampf der Zu- nach dem sich der Besucher heute vergeblich
kunft ein Todesurteil. Leider besteht nämlich umsieht.
immer noch übertriebene Angst vor Einseitig- Die diesjährige Ausstellung hat dreier Toten ge-
keit. Gewählte Kommissionen bevölkern das dacht, darunter sind zwei Mitglieder, die die
Land zu Tausenden. Sie verteilen Dichter und Secession verloren hat. Man hat ihnen leider
Künstlerpreise. Sie veranstalten Ausstellungen. keinen markanten Platz eingeräumt, sondern hat
Sie beraten, was neuerlich getan werden soll. sich begnügt, ihre Werke mit einem Kranz her-
Es kommt jedoch darauf an, daß man sich ent- vorzuheben. Der vor kurzem verstorbene Ernst
schließt, einem Mann die Verantwortung für Oppler zeigt ein Selbstbildnis, mit einem Modell
ein solches Unternehmen zu übertragen. Dieser im Hintergrund, und eine Straße im Schnee,
Mann muß den Mut aufbringen, seine Uberzeu- der Bildhauer Ernst Wenck ein streng kompo-
gung durchzudrücken. Er wird sich nicht vor niertes, scharf geschnittenes Relief und einen
Einseitigkeit fürchten. Er wird erbitterte Feinde schönen, kraftvollen Frauenkopf. Von Walter
und begeisterte Bewunderer finden. Gramatte findet man ein Hiddenseebild, das
Die Kritiker werden ihn verreißen und Hymnen Möglichkeiten einer neuen Landschaftsauffassung
auf ihn singen. Kurz, es wird Leben in den andeutet. Ferner hat man zum Gedächtnis an den
stagnierenden Kunstbetrieb kommen. So sollte 10. Todestag Wilhelm Lehmbrucks ein kleines
die Secession einem Mann wie Karl Hofer oder Kabinett mit Graphiken und einer Jünglingspla-
Georg Kolbe oder wem sie will, die autonomen stik eingerichtet.
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