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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 47.1931-1932

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Linda Kögel
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Heimeran, Ernst: Anekdoten
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https://doi.org/10.11588/diglit.16479#0267

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B Kunstbibliothek
Staatliche Musean

LINDA KÖGEL. MUTTER UND KIND

daran, als ein neuer Ruf sie erreichte (1905). —
In der Lister Kirche in Hannover warteten Y\ ände
auf ihre Ausmalung. Freudig ging sie ans^ erk
und plante an der Mittelwand des weiten Chors:
Christus — inmitten seiner Jünger beim letzten
Abendmahl in einer Halle — während von
den Seiten durch die Frühlingslandschaft hohe
schlichte Menschen des Nordens zur Feier her-
beieilen in stiller W ürde und Andacht. Aus al-
len Gestalten strahlt die heiligende Kraft der
Religion in ewig gültiger Weise. — Diese Sei-
tenwände hatte sie geschaffen und die mächtige
ergreifende Kartonzeichnung1) für das Abend-
mahl (1908). Doch als sie diese al fresco an die
Wand übertragen wollte., ereilte sie ihr tragi-
sches Schicksal : unheilbare Krankheit, durch die
feuchten Kirchenwände verursacht, zwang sie,
die Krönung desW erkes — die Vollendung des
Abendmahlbildes — in andere Hände zu legen.
In der verheißungsvoll aufsteieenden Linie die-
ses W erkes sehen wir, wie nah dem Ziel die be-
gnadete Künstlerin war, und ahnen die wunder-
volle letzte Entfaltung, die ihr versagt geblie-
ben. Ehrfurcht bewegt uns vor dem Schmerz
der schöpferischen Seele, die, um ihre Sendung
wissend, sie nicht vollenden durfte — und tiefer
Dank für den Reichtum, den sie uns schenkte!

E. E.

1) Befindet sich in der Erlöserkirche in Ludwigshafen a.Rh.

ANEKDOTEN

„Die meine Statue sehen, Praxiteles, preisen
dich und halten es für keine Sünde, wenn ich
neben den Göttern stehe." Also läßt der antike
Novellist Alkiphron die schöne Hetäre Phryne
sprechen, die durch die Hand des großen griechi-
schen Bildhauers Lnsterblichkeit erlangt hat.

Rauch, der sich aus ärmlichsten Verhältnissen
zum berühmten Bildhauer emporgearbeitethatte,
fuhr eines Tages mit einem Fürsten in dessen
W agen zur königlichen Tafel. „Erinnern sich
Durchlaucht", sagte Rauch, „daß wir schon ein-
mal diesenW eg zusammen gefahren sind?"' Der
Fürst entsann sich nicht. ..Das glaubeich schon",
sagte Rauch, „es ist ja auch schon 30 Jahre her
und außerdem saßen Durchlaucht damals allein
im Y\ asen und ich stand hinten drauf."

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