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Dengler, Georg [Hrsg.]
Kirchenschmuck: Sammlung von Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- & Metallarbeiten & Glasmalereien — 8.1860

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7. Heft
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Stola und Manipel
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https://doi.org/10.11588/diglit.18472#0005

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1860. H i r rk e n sck m u ck. r. HL

Stola und Manipel.

Mampel und Stola haben ohne Zweifel
in ihrer äußeren Gestaltung große Aehnlich-
keit mit einander. Beide stnd bandartige Lreite
Streifen, zur Verzierung Lestimmt, die nach
unten zu etwas Lreiter werden, in der Regel
aber an Leiden Enden in Fransen auslaufen;
Leide sind mit drei Kreuzen geschmückt. Der
Unterschied zwischen beiden ist nur der, daß
die Stola um den Hals, der Manipel um den
Arm gelegt wird, und eben deßwegen letzterer
kürzer ist als erstere. Man könnte daher den
Manipel eine Stola des linken Armes nen-
nen. Diese Aehnlichkeit der äußern Gestal-
tung nun muß uns anf die Vermuthung füh-
ren, daß zwischen diesen beiden Gewandstücken
ein innerer bedeutungsvoller Zusammenhang
Lesteht. Versuchen wir diesenZusammenhang
zu ergründen!

Jn dem Worte „Stola" lag von jeher der
Begriff eines Ehrenkleides, eines Gewandes
der Auszeichnung, der Würde und Hoheit.
Diesen Eharakter trägt auch noch die heutige
priesterliche Stola; sie erscheint daher auch
nicht mehr so sehr als eine Bekleidung im
eigentlichen Sinne des Wortes, sondern viel-
mehr vorzugsweise als eine Verzierung, da-
her ste eben zu einem Bande stch herausgebil-
det hat, weil Bänder, Borten u. dgl. ganz
Lesonders als Verzierung gelten. Sie ist also,
wie allgemein anerkannt ist, das hauptsäch-
lichste ALzeichen der priesterlichen Hoheit,
Gewalt und Würde, daher auch das nothwen-
digste Stück bei allen priesterlichen Funktto-
nen. Sie ist die äußerliche Darftellung sener
durch das Sakrament der Weihe dem Geweih-
ten wunderbar mitgetheilten Würde, jenes
durch den Griffel des heiligen Geistes seiner
SeeleunauslöschlicheingegrabenenSchmuckes,
der den Geweihten erhebt über alle Nichtge-

weihten; ste ist das herrliche Sinnbild seines
Priesterthums in Ewigkeit.

Aber nicht umsonst sind in unserer Sprache
die betden Worte: „Würde" und „Bürde"
so gleichlautend; denn jede Würde legt aller-
dings eine Bürde auf, jedem höheren Vor-
rechte entspricht auch eine um so heiligere
Pflicht. „Der Adel legt Verbindlichkeiten
auf" (LioL1s886 ollllA'k). Das gilt wohl im
ausgezeichnetsten Sinne vom erhabenen Adel
des Priesterthums. Die Würde des Priester-
thums läßt flch von der Bürde desselben nicht
trennen. Darum hat dte Stola zugleich auch
diese tn der Weihe übernommene Bürde das
Joch Christi zu bedeuten, denn der Bischof
spricht, wenn er bet der Priesterweihe dem zu
Weihenden die Stola kreuzweis überlegt, die
Worte: ^ooi^ejutz-umVomiuisEmpfange das
Joch des Herrn). Als ein Sinnbild jener
heiligen schweren Last des Priesterthums liegt
denn die Stola auch auf demNacken des Prie-
sters. So tst also dte Stola gleichmäßig ein
Symbol der Berechtigung wie der Verpflich-
tung zu gewissen heiligen Diensten, ein er-
habenes Amtsgewand gewisser Auserwähl-
ten; daher heißt es während des ersten An-
legens der Stola bei der Diakonenweihe:
^ooixe 8to1um ouuäicluiu äs luuuu Osi, uäiiu-
^ls luiui^ioriuiu tuuui (Empfange die glän-
zende Stola aus Gottes Hand, vollziehe dein
Amt); aber noch wetter wird hinzugefügt:
xotsu8 euiiu 68tOeu8, ut uuAsut tibi Arutium
8ULM (denn Gott ist mächtig genug, daß er in
dir seine Gnade vermehre). Der höheren
Stellung an Hoheir und Macht, die der ge-
weihte Diener Gottes in derKirche einnimmt,
soll die höhere Stufe der Freundschaft Got-
tes, auf der er sich Lefindet, die Vermehrung
und Erhöhung der in seinem Herzen ausge-
gossenen heiltgmachenden Gnade entsprechen.
Darum hat ja eben das Sakrament der Weihe

Lirchenschmuck, Band vm oder 1860, Hest 7.

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