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Dengler, Georg [Hrsg.]
Kirchenschmuck: Sammlung von Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- & Metallarbeiten & Glasmalereien — 8.1860

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9. Heft
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Neue Erfindungen
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Die archäologische Sammlung von Sauvageot zu Paris
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https://doi.org/10.11588/diglit.18472#0050

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42

5. Aber man will vielleicht die Wochen-
lampe nicht aufhangfn, sondern stellen ?
Dafür bedanken wir nnS wiederum. Wo
ist in einer Kirche oder Kapelle der Ort,
an welchem man einen Oelcylinder auf-
stellen könnte, ohne Verletzung des An-
standes, ohne Oefahr des Herabstürzens
nnd Verschüttens? Man wird ihn doch
nicht auf den Tabernakel selbst stellen
wollen? Und welchen Fnß will man
ihm geben? Man wird ihn in den mehr
oder minder eleganten Sockel einer mo-
dernen Moderateur-Lampe stellen, nnd
was ist damit gewonnen? Das mehr
oder weniger gelungene Abbild eines —
Nachtlichts.

So haben wir, was die Erfinder gewiß
nicht wollten, und was bei aller Einrichtuug
von Kirchen und Kapellen sorgsältigst zu ver-
meiden ist, die Nachahmung der profanen und
modernen Ausrüstungsgegenstände.

Was bleibt nun, neben diesen Nachtheilen
für Vortheil übrig? Der wesentliche Nutzen,
sagt man das, besteht darin, daß die Lampe
nur einmal wöchentlich zu beforgen ist. An-
genommen, daß die Wochenlampe dieses Ver-
sprechen treulich erfülle, ist eine sechsmalige
kleine Arbeit in der Woche erspart, eine Ar-
beit, die für nichts anzuschlagen ist, wo es sich
um die Verehrung des heiligsten Sakraments
handelt. Wollen wir doch den Liebesdienst
vor dem in unserer Mitte weilenden Gott-
menschen nicht gar so sehr durch Surrogate
und Maschinerien herabsetzen!

Jndessen, keinWerk des menschlichen Scharf-
finns sei verachtet. Wenn auch nicht jede
Erfindung für die Kirche taugt, so wollen
wir der häuslichen Bequemlichkeit keine vor-
enthalten wissen. Wir stimmen also gern da-
für, daß die Wochenlampe dahin geht, wo-
hin auch ihr Name fie zieht: in die Wochen-
stube. -—

Die llrchäoiogische Sammlung von Smi-
vageot zu Paris.

Kürzlich starb in Paris ein Mann, den
wenige gekannt, und die, welche ihn kannten,
für einen närrischen Kautz hielten, während
er für Kunst und Wissenschaft in aller Stille
seit mehr als 60 Jahren verdienstvoll wirkte.
Es ist der Alterthümersammler Sauvageot.
Dreißig Jahre bekleidete er eine Stelle beim
Zollwesen und wurde dann penfionirt, so daß
er seiner Liebhaberei ungestört leben konnte.

Sauvageot war 17 Jahre alt, als er im
Jahre 1797 seinen ersten Ankauf machte.
Man muß gestehen, dieZeit war für sein Ge-
schäft äußerst günstig. Die Revolution hatte
die kostbarsten und seltensten Gegenstände zer-
streut, welche Jahrhunderte lang in Kirchen,
Klöstern, Palästen und Privatwohnungen sich
angehäuft hatten. Damals eilten die Eng-
länder nach Paris und kauften all das pracht-
volle Ssvers-Porzellan auf, dessen fie hab-
hast werden konnten. Die Pariser ärgern sich
heute noch, wenn sie zu London in den Ge-
mächern reicher Lords die schönen Vasen er-
blicken, welche der Zerstörungswuth des Vol-
kes entgingen, das „allzeit an der Spitze der
Civilisation marschirt". Sektdem hat sich der
Werth solcher Gegenstände drei- oder vier-
mal verzehnfacht. Sauvageot kaufte um 30
Sous Teller, die heute dreihundert Franken
kosten. Sein Hauptaugenmerk richtete er auf
Kunstsachen aus dem Mittelalter, und beson-
ders aus der Renaissancezeit. Alles, was die
Künstler dieser Periode gemalt, gezeichnet, ge-
stochen, gegossen haben, in den mannigfachsten
Stoffen strömte allmälig alles in seiner engen
Wohnung zusammen, wo der glücklicheSamm-
ler kaum Platz für sein Bett hatte.

Fünszig Jahre lang gesellten sich die Email-
arbeiten von Limoges zu den Faenzas, die
H'ayance Bernard Pelissy zu den Fayancen
Heinrichs ll., geschnitztes Elsenbein zu ge-
schnitztem Holze, Gläser aus Murano, Me-
daillons in Gold, florentinische Bronzearbet-
ten, Glasgemälde, Bijouterie u. s. w. Lange
 
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