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für Znm 1032 gulden geben. 2lls man nun
den Zeug zum giessen schmelzte, drang das
Volk zum Opsfer, und warfs unser Fra-
wenzu Ehren, damit die Glock besser
thonen sollte, oielMünz von Silber
und Gold, auch guldene Ring und der-
gleichen in Offen. Uff Lueiä tag ward sie ge-
gossen und geriethe wohl: die hat gewogen in
lauttern Zeug 420 Zentner: war hoch 13
schu und 2 Zoll: und hatte in der Ründe 37
schue. Darauff wurde sie von dem Weihbi-
schoffen getauft und Maria genennet, alsdann
uff gezogen und gehenkt und an unser Frawen
GeburtAbend zum ersten Mal gelitten, darzu
danu alle Zeit 16 Manu gebraucht worden,
hatte einen überaus herrlichen und lteblichen
Ton entstund von dem hineingeworfenen vie-
len Gold und Silber." S. Luwmmu wi'A'on-
torutkusium t6illp>1uill, d. i. aussührliche Ve-
schreibung des viel künstlichen, sehr kostbaren
und in aller Welt berühmten Münsters zu
Strasburg, mit schonen Figuren und Kupfer-
stichen durch N. Osouiu Loluräueum w.i'tz'6llbo-
rutollsoiu, der Kirchen beim alten Peter da-
selbst OiaoollUlli xuZ'. 23. Das eben erzählte
Ereigniß bildet zugleich ieinen merkwürdigen
Zug zur Geschichte des Reformationszeital-
ters. Das nämliche Volk, welches heute noch
so begeistert ist für die Ehre Mariens, läßt
einige Jahre daraus ihre Bilder zerschmettern.
Doch muß man hinzusetzen, daß ein großer
Theil desselben seiner Religion noch durch
viele Jahre hindurch, trotz aller Anfechtung
und Versolgung getreu blieb, bis auch er der
äußeren Gewalt unterlag. Jnteressante Auf-
schlüsse gibt darüber der Vicomte de Bussio-
res in seiner Schrist: Hi^towo äs l'otudlisso-
mout 6u ikrotostulltismL u Lti'Uslloui'A' ot ou
W.18U06 ä'np>v68 äö8 Dooum6llt8 illsäit8. kuris,
Vutoll 1866. Bussiüre versichert bei Erwäh-
nuug der oben genannten Glocke: „ot oll 6tkot,
sumui8 Oll 6ll uvuit 6llt6lläu, äout 1o 80llt küt
UU88i U1'A6lltill 6t LU88i bouu" p>. 35.*
* Die Rufsen üben diesen Brauch noch heute.
Aber wir bezweifeln es, daß Gold und Silber
überhaupt einen Eiufluß auf den Ton der Glocke
Erkliirung der Zeichliungen.
Beilage i. Farbdruck.
(Farbenmuster zu etnem Vesperale.)
Ueber die Beftimmung, Wichtigkeit und
Herstellung des Vesperale hatten wir in einem
eigenen Artikel das Nöthige gesagt und woll-
ten bier noch ein hübsches einfaches Muster
geben, das die geneigte Leserin mit Vergnügen
im Zopfstiche ausführen möchte.
Der Stich ist in der Zeichnung angedeutet.
Der Farbdruck soll die Farbenanordnung und
ihre hübsche Wirkung auf igrauem Grunde
veranschaulichen.
Beilage Li.
Hti-o. 1. Zeichnung zu einer Altarbedeckung
(Vesperale) oder auch zu einem Llltartuche,
nebst Bordüre und Eck.
Die Llltardecke denken wir uns, wiewohl
kostbarer Stoff nicht ausgeschlossen sein will,
aus einem Stücke mittelgrober ungebleichter
Leinwand geschnitten.
Größe und Form richtet stch nach dem
Llltartische, den ste bedecken soll. Die Breite
des Randes, um welchen das Tuch größer als
der Altartisch werden soll, gibt die Zeichnung
an, denn ungefähr zwei bis drei Finger brei-
ter Raum soll außer der Zeichuung noch als
Rand herabfallen.
Jst das Tuch zugerichtet, so bringt man
die Zeichnung auf dasselbe, was am besten mit
Bleistift geschieht.
Es genügt, die Zeichnung nur mit je Einer
Linie auf das Tuch zu übertragen, weil die
Dicke der Linien ganz von dem Geschmack der
Stickerin und von der gewählten Technik ab-
hängt.
Um das Auftragen der Zeichnung zu er-
leichtern, könnte man aus steifem Carton eine
Chablone von dem Geäste des Laubornaments
ausschneiden, und eben so von jeder Blume
eine, mittels deren man das Dessin so oft, als
haben. Das Quantum dieser edlen Metalle, wel-
ches die Gläubigen, wie die Russen heute noch,
aus Devotion opfernd in das glühende Metall
warfen, steht mit der Grüße und dem Gewicht der
Glocken in keincm Verhältniffe. Ueberüieß ist der
schüne und „silberne" Ton der Glocke Produkt ganz
anderer Faktoren. Die Form, das rechte Mischungs-
verhältniß von Kupfer und Zinn, der Guß selbst
und der Erkaltungsprozeß — dies und anderes
mehr ist von grüßerem Belang als Silber oder
gar Gvld. Anm. d. Red.
für Znm 1032 gulden geben. 2lls man nun
den Zeug zum giessen schmelzte, drang das
Volk zum Opsfer, und warfs unser Fra-
wenzu Ehren, damit die Glock besser
thonen sollte, oielMünz von Silber
und Gold, auch guldene Ring und der-
gleichen in Offen. Uff Lueiä tag ward sie ge-
gossen und geriethe wohl: die hat gewogen in
lauttern Zeug 420 Zentner: war hoch 13
schu und 2 Zoll: und hatte in der Ründe 37
schue. Darauff wurde sie von dem Weihbi-
schoffen getauft und Maria genennet, alsdann
uff gezogen und gehenkt und an unser Frawen
GeburtAbend zum ersten Mal gelitten, darzu
danu alle Zeit 16 Manu gebraucht worden,
hatte einen überaus herrlichen und lteblichen
Ton entstund von dem hineingeworfenen vie-
len Gold und Silber." S. Luwmmu wi'A'on-
torutkusium t6illp>1uill, d. i. aussührliche Ve-
schreibung des viel künstlichen, sehr kostbaren
und in aller Welt berühmten Münsters zu
Strasburg, mit schonen Figuren und Kupfer-
stichen durch N. Osouiu Loluräueum w.i'tz'6llbo-
rutollsoiu, der Kirchen beim alten Peter da-
selbst OiaoollUlli xuZ'. 23. Das eben erzählte
Ereigniß bildet zugleich ieinen merkwürdigen
Zug zur Geschichte des Reformationszeital-
ters. Das nämliche Volk, welches heute noch
so begeistert ist für die Ehre Mariens, läßt
einige Jahre daraus ihre Bilder zerschmettern.
Doch muß man hinzusetzen, daß ein großer
Theil desselben seiner Religion noch durch
viele Jahre hindurch, trotz aller Anfechtung
und Versolgung getreu blieb, bis auch er der
äußeren Gewalt unterlag. Jnteressante Auf-
schlüsse gibt darüber der Vicomte de Bussio-
res in seiner Schrist: Hi^towo äs l'otudlisso-
mout 6u ikrotostulltismL u Lti'Uslloui'A' ot ou
W.18U06 ä'np>v68 äö8 Dooum6llt8 illsäit8. kuris,
Vutoll 1866. Bussiüre versichert bei Erwäh-
nuug der oben genannten Glocke: „ot oll 6tkot,
sumui8 Oll 6ll uvuit 6llt6lläu, äout 1o 80llt küt
UU88i U1'A6lltill 6t LU88i bouu" p>. 35.*
* Die Rufsen üben diesen Brauch noch heute.
Aber wir bezweifeln es, daß Gold und Silber
überhaupt einen Eiufluß auf den Ton der Glocke
Erkliirung der Zeichliungen.
Beilage i. Farbdruck.
(Farbenmuster zu etnem Vesperale.)
Ueber die Beftimmung, Wichtigkeit und
Herstellung des Vesperale hatten wir in einem
eigenen Artikel das Nöthige gesagt und woll-
ten bier noch ein hübsches einfaches Muster
geben, das die geneigte Leserin mit Vergnügen
im Zopfstiche ausführen möchte.
Der Stich ist in der Zeichnung angedeutet.
Der Farbdruck soll die Farbenanordnung und
ihre hübsche Wirkung auf igrauem Grunde
veranschaulichen.
Beilage Li.
Hti-o. 1. Zeichnung zu einer Altarbedeckung
(Vesperale) oder auch zu einem Llltartuche,
nebst Bordüre und Eck.
Die Llltardecke denken wir uns, wiewohl
kostbarer Stoff nicht ausgeschlossen sein will,
aus einem Stücke mittelgrober ungebleichter
Leinwand geschnitten.
Größe und Form richtet stch nach dem
Llltartische, den ste bedecken soll. Die Breite
des Randes, um welchen das Tuch größer als
der Altartisch werden soll, gibt die Zeichnung
an, denn ungefähr zwei bis drei Finger brei-
ter Raum soll außer der Zeichuung noch als
Rand herabfallen.
Jst das Tuch zugerichtet, so bringt man
die Zeichnung auf dasselbe, was am besten mit
Bleistift geschieht.
Es genügt, die Zeichnung nur mit je Einer
Linie auf das Tuch zu übertragen, weil die
Dicke der Linien ganz von dem Geschmack der
Stickerin und von der gewählten Technik ab-
hängt.
Um das Auftragen der Zeichnung zu er-
leichtern, könnte man aus steifem Carton eine
Chablone von dem Geäste des Laubornaments
ausschneiden, und eben so von jeder Blume
eine, mittels deren man das Dessin so oft, als
haben. Das Quantum dieser edlen Metalle, wel-
ches die Gläubigen, wie die Russen heute noch,
aus Devotion opfernd in das glühende Metall
warfen, steht mit der Grüße und dem Gewicht der
Glocken in keincm Verhältniffe. Ueberüieß ist der
schüne und „silberne" Ton der Glocke Produkt ganz
anderer Faktoren. Die Form, das rechte Mischungs-
verhältniß von Kupfer und Zinn, der Guß selbst
und der Erkaltungsprozeß — dies und anderes
mehr ist von grüßerem Belang als Silber oder
gar Gvld. Anm. d. Red.