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Dengler, Georg [Hrsg.]
Kirchenschmuck: Sammlung von Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- & Metallarbeiten & Glasmalereien — 8.1860

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12. Heft
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Kreuser, ...: Briefe an eine edle Frau,[9]
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Bedeckung des Altartischs (Vespertuch)
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https://doi.org/10.11588/diglit.18472#0100

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86

Gesellschastja ein Franenbund könnte nnter
Umftanden wichtiger werden, als ein— Fnr-
stenbund.

Doch nm anf Jhr Pesperale wleder znrück-
zukommen, geben Sie Jhrem Zeichner statt
aller Antwort in Worten des Misfallens lie-
ber gleich Thaten zur Erwiedernng, d. h. ent-
lassen Sie ihn! Nnsere Künstlerwelt ist oiel
zu eingebildet, als daß ste stch belehren ließe.
Der Pöbel will Kaisern nnd Königin nicht
mehr gehorchen, nnd ein Knnstler, deren Je-
der stch eine Majestät dünkt, sollte unterwürfig
sein? O heiliger Akademus! Das wäre nn-
erhört! Aber, Perehrteste, nnr zu! Das Un-
erhörte wird Wirklichkeit werden; denn Nie-
mand ist leichter zu bändigen, als gerade die
Unbändigen.

Zuletzt anch an Sie eine Frage, die ich am
Anfange hätte thun können. Corblet, ein
Mann, der, denk' ich, zahlt, hat nenlich stch
gewundert, wefihalb man aus den Herrn Van-
meistern nnd sonstigen Künftlern so viel Auf-
hebens macht, obgleich man im Voraus weiß,
daß sie in heiligen Dingen nichts lernen, ge-
lernt haben, lernen werden. Weßhalb sich
Pläne nnd Zeichnnngen vorlegen lassen, da
es aus alter guter Zeit noch gute Dorbilder
gibt? Weßhalb immerNeues haben wollen,
da das Christenthum in Alleni stets die Ueber-
lieferung des ursprünglich Ersten alles Neue
verwirft? Auch Vespertücher sind noch aus
schöneren Tagen zu finden, und ich verweise
nur auf die //zweite General-Versammlung
des christlichen Kunstvereins zu Regensburg
im Jahr 1857."—UnterNro. 185mitStern
finden Sie ein schönes mit Einhorn und an-
dern deutsamen Bildern. — Dieses Tuch aus
Straubing im Falle der Noth nnr nachge-
ahmt, unsere Herren der Akademie liefern
Jhnen gewiß nichts Besseres. Lrsussr.

Dedelkung des Iltartischs (Vespertuch).

Die Ehrfurcht vor dem heiligen Altar, die
Sorge für die Reinhaltung seiner Linnenbe-

deckung, hat mancherlet Mittel erfinnen las-
sen, um diesem Zwecke zu entsprechen.

Nachdein wir schon hübsche Muster zu ver-
zierten Altartüchern gegeben haben, ist es
Zeit, daß wir nun auch die Frage stellen, wie
stnd diese Tücher am Besten gegen Staub und
Unreinigkeiten zu schützen, von welchen sie
vielsach bedroht werden, z. B. bei der unver-
meidlichen Reinigung des Kirchenbodens?

Wir könnten ohne Weiteres die richtige
Antwort geben aus der Praris des Ntittel-
alters, welches auch in diesem Punkte, wie
in allen den sichersten Takt bewiesen hat, das
Zweckmäßigste mit dein Scbönen zu vereini-
gen, und selbst dem geringsten Geräthe eine
würdevolle Ausstattung zu geben, in dem so-
genannten Vespertuch oder Vesperale, so ge-
nannt, weil es nach der heiligen Messe über
den Altar gelegt wird und die ganze übrige
Zeit des Tages, also auch während der
Vesper, liegen bleibt.

Jedoch, uni unserem Dorschlage eine sichere
Unterlage zu verschaffen, halten wir es für
angemessen, zuvor über andere Bedeckungs-
methoden, wie man sie hin und wieder trifft,
den Stab zu brechen. Dieß geschieht unfehl-
bar dadurch, daß man zeigt, wie sie entweder
unerlanbt oder doch unzweckmäßig sind.

Zu den absolut unerlaubten Methoden ge-
hört unstreitig die Bedeckung durch Bretter,
wie sie an gewissen Orten sich vorfindet. Hier
haben drei Faktoren sich zu einem geniein-
schaftlichen Produkt die Hände gereicht, welche
wir weit von jeder Klrcheiiansrüstnng entfernt
wünschen.

Diese unheilige und verwerfliche Dreibeit
heißt: 1) Geringschätzung ides Heiligthums,
2) Filzigkeit am Heiligthum, 3) Faulheit im
Heiligthum.

Das niederträchtige Geschöpf dieser drei-
mal unheiligen Kirchenpflegerei ist, was wir
im Folgenden beschreiben wollen.

Auf einem Altartisch liegt ein hölzerner
Deckel. An den Kanten des Altartisches hat
er eine Berahmung, welche über die Seite
hinabläuft und das herabhängende Altartuch
 
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