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Dengler, Georg [Hrsg.]
Kirchenschmuck: Sammlung von Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- & Metallarbeiten & Glasmalereien — 8.1860

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7. Heft
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Miszellen
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Korrespondenzen
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https://doi.org/10.11588/diglit.18472#0020

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dem Ambo zusammenhängt. Es herßt nämlich in
besagtem Rituale: „Wenn man zum Evangelium
geht, gehen zuerst zwei sunge Kleriker voraus,
welche Leuchter in den Händen tragen; in ihrer
Mitte trägt der ältere unter ihnen ein Kreuz,
uachdem er seinen Leuchter vor dem Sepulchrum
(wahrscheinlich der Confession des Hochaltares)
stehen gelassen hat; die übrigen vier legen ihre Ge-
wänder ab, und tragen die Leuchter in die Sakristei
(enmern). Nach den jnngen Klerikerv („olörieuli")
kommen zwei Akvlythen mit dem Weihrauche; nach
ihnen jener, welcher das trixoäium trägt, hinterihm
der oberste Subdiakvn (mnAistsr Zubäinoouus), in-
dem er das Kissen trägt; hinter ihm der Diakon,
welcher den Tert, (d. i. das Evangelienbuch) trägt
und ihn beim Ausgang aus dem Chore denselben
übergibt; darnach wird das Evangelium gelesen."
An einer anderen Stelle desselben Nituals wird eine
ähnliche Anfzählung der Altardiener vvrgeführt,
wie folgt: Zuerstkvmmen die jungen Kleriker, nach
ihnen die Akolythen, dann die Subdiakonen, in de-
ren Mitte derOberste derselben steht mit demTerte
des Evangeliums; vor ihm steht der Jüngling, der
das trixoäium trägt, und vvr dem trixoäium ein
anderer von der dritten Station, welcher den Epi-
steltert hält rc. . . . Während die Epistel gesungen
wird, bringt der, welcher das tripoäium trägt, durch
den Chor eine Büchse mit Hostien herbei, und hin-
ter ihm kommt ein Akolyth mit den Weingefässen
(gui xortnt trixoäium, ntbort por cborum butnm
oum bostiis, rstro sum nooEtbo cum vinLZsriis
vsuisuts).

Was ist nnn unter diesem Tripodium zu ver-
stehen? Es haben sich schon bedeutende Archävlo-
gen ohne Erfolg angestrengt, dessen Bedeutung zu
enträthseln. Martene (äs nut. scol. ritt. I, 572)
befragte zu diesem Zwecke eigens die Canoniker zn
S. Martin in Tours, erhielt aber auch von diesen
keinen Aufschluß, weil dieser Ritus schon ziemlich
lange abgeschasft war. Der gelehrte Mauriner
weist am angeführten Orte auch nvch hin auf ein
silbervergoldetes Tripodium („trixoäsm") dessen
1,60 NnrsioLUllL in seiner Chronik des Klosters
Monte-Cassino erwähnt, als zu den h. Geräthen
dieser Mutterabtei gehörig. — Severus Sulpizius
im 2. Dialoge äs virtutibus 8. Llnrtiui cnx 1.
schreibt, daß der h. Martinus in dem „sscrstnrium"
(Sakristei?) gewöhnlich auf einem auf dem Lande
gebräuchlichen Stuhle, wie sie die Knechte gebrauch-
ten, gesessen sei, welche von den rohen Galliern tri-
xstins, von den Griechen aber trixoäs.8 genannt
werden. Doch Martene gibt selbst zn, daß unter
nnserem liturgischen Tripodium kein solcher drei-
füßiger Stuhl verstanden werden könne, weil er in
gar keinem Zusammenhange mit dem Evangelium
stehe. War es vielleicht ein kleines, leicht tragba-
res Pult, auf 3 Füßen stehend, das man auf die
Brustwehr des Ambo stellte, wenn das Evangelium
gesungen werden sollte? Eine endgültige Deutung
wird immerhin erst möglich sein, wenn bestimmtere
Angaben, aus älteren Ritualien und Mißalien,
oder anderen Quellen geschöpft, über diesen näm-
lichen Gegenstand gesammelt sind.

16

Korrespondenzen.

Müllchen, den 29. Mai. Jn diesen Wochen
hielt der Paramentenverein zu München im ge-
wöhnlichen Lokal der Prannersgasse die Ausstel-
lung seiner Paramente, welche znm Theil an arme
Kirchen verschenkt, zum Theil auf Ansuchen für
ferne Gemeinden besvrgt werden. Der Besuch die-
ser Ausstellung gab nns die freudige Ueberzeugung,
welche erfreuliche Fortschritte der Verein bereits
gemacht, wie rüstig er diesen Theil seiner Aufgabe
zu lösen sich bemüht, nämlich alle Gotteshäuser,
Altäre und Priester wieder mit der würdevollen,
erhebenden, sinnvollen Kleidung und Ausstattung
zu umgeben, die den heiligen Zwecken des Kultus
entspricht. Wir haben dort einen großen Vorrath
theils vollendeter, theils begonnener Paramente
gefunden in geschmackvoller Anordnung. Es müs-
sen wohl an 30 Kaseln vorhanden gewesen sein.
Die Stvffe sind größtentheils aus der erprobten,
gediegenen Fabrik von Casaretto in Crefeld, einige
von Ebner in München und Brentano in Augs-
burg. An der Ausschmückung der Kaseln, Stolen,
Alben sah man die gesegneten Wirkungen des Kir-
chenschmucks. Mehrere romanische Kaselkreuze des-
selben si'nd trefflich ausgeführt, wahrhaft von der
Hand einer Meisterin, auch das gothische Muster
auf grünem Grund nimmt sich vvrzüglich aus.
Mehrere schöne Plnvialien (Casaretto) werden auch
vorgezeigt. Jetzt ist erst die Kunst auch auf diesem
Gebiete wieder in die Kirche eingeführt! Eine Ver-
einsfahne ist eben in Ausführung begriffen und
verspricht ausnehmende Schönheit. Sie ist für den
Paramentenverein selbst bestimmt und ist in einer
colorirten Abbildung zu sehen. Den gestickten
Mittelpunkt bildet die Gottesmutter spinnend (nach
dem römischen Bilde) an jenem Faden, der zum
nngenähten Rocke des göttlichen Kindes werden soll.
Ringsum entfalte sich stylgemäßeOrnamentation.
Diese Fahne wird wohl am Frohnleichnamsfeste
durch einfache, sinnige Schönheit die Königin der
Standarten werden. Viele Weißparamente aus
der Fabrik von Gladbach, solid und sinnig, liegen
auch vor. So macht Alles einen recht wohlthuen-
den Eindruck! Nur Eines, ich gestehe es, ist ein
Dorn für das künstlerisch gebildete Auge, das ist
die Form der Kaseln; sie sind ziemlich kurze Vier-
ecke, die an der Wand herumhängen, die Border-
theile haben die gemäßigte Baßgeigenform! Die
Schönheit der Stickereien verliert durch diese Un-
form außerordentlich! Doch zu viel darf man nicht
auf einmal verlangen! Jn zehn Jahren wird anch
hier der beffere Geschmack sich Bahn gebrochen
haben!
 
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