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Dengler, Georg [Editor]
Kirchenschmuck: Sammlung von Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- & Metallarbeiten & Glasmalereien — 8.1860

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8. Heft
DOI article:
Anekdoten zur kirchlichen Kunstgeschichte der Gegenwart,[1]
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Erklärung der Zeichnungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.18472#0036

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29

ster und heüuliches Lächeln verbreitete stch durch
die ganze Kirche. Erst nach mehreren Versu-
chen gelang es dem unglücklichen verlorenen
Priester, wieder das Halsloch zu finden, den
Kopf hervorzuheben und seinen Gang zum
Altar sortzusetzen. Der Schluß aus dieser
Begebeuheit ergibt st'ch vou selbst. So viel
wir wissen, hat der Priester die Kasel und
alle heiligeu Gewänder, um ehrwürdig, seier-
lich, wie ein Wesen aus besserer Welt, schön
und erhabeu vor der Gemeinde zu erscheinen.
Durch dkese Gewänder der Zopfzeit wird er
aber nur zu leicht sehr unehrwürdig, ja ge-
radezu lächerlich!

Erklärmig der Zeichnuiigeii.

Beilage i.

Mro. 1—7. Jnschriften nnd Verzierun-
gen von Glocken.

Zur Jllüstration des Artikels „Glocken"
im gegenwärtigen Hefte.

blro. 1. HalbesProsil, Durchschnittetner
Glocke

iderHals,

16 j

edie Schweifung,

kll der Kranz oder Schlag.

Nro. 2. Leseprobe einerGlocken-Jahrzahl.
Sie heißt:

sünfzehnhundert und ein Jahr.

k>Wo. 3. Verschiedene Formen der arabi-
schenZahlen, wie sie vom 14.Jahrhundert an
gebraucht wurden.

Mo.4. Glockenschrift vom 11. oder 12.
Jahrhundert in römischen Majuskeln, mit
eiuigen gothischen vermischt. Sie heißt:

Sankus Lucas, Sanktus Markus, Sank-
tus Mathäus, Sanktus Johannes.

blro. 5. Glockenschrift in schönen gothi-
schen Majuskeln vom Ende des 13. Jahrhun-
derts. Ste heißt:

Ave st Maria st grüßt ch seist st du ch
voll ch Gnad ch.

klro. 6. Glockenschrist in gothtschen Mi-
nuskeln. Ste heißt:

Zu (oder in) des Lucas (Lur), Markus
(Marr), Johannes, Matheus Ehre

goß mich Pantaleon Sydler zu Eß-
lingen 1517.

l^ro. 7. HalberhabeneVerzierung, welche
auf mehreren mittelalterlichen Glocken Schwa-
bens wiederkehrt:

Christus an einem Kreuzbaume.

Bei der Mittheilung dieser Glockenschriften
und Verzierungen beabsichtigten wir, unsere
Freunde zur Untersuchung uud Beschreibung
alter Glocken auszumuntern, und in derLesung
und Unterscheidung der Schriften zu unter-
stützen.

Was die gothischen Majuskeln (d.h. Groß-
buchstaben) und Minuskeln (Kleinbuchstaben)
betrifft, wie die in Ui-o. 5, denen wir später
noch andere an die Seite zu stellen gedenken,
ist die Bemerkung nicht überflüssig, wie treff-
lich diese schönen Schriftzüge sich manchem
Kunsthandwerker zu Jnschriften darbieten,
auch die Stickerei kann häufigen Gebrauch
davon machen.

Mro. 8. Stabstickerei zu dem Pluviale,
dessen Cappa im vorigen Heste (I. des VIII.
Bandes) gegeben worden ist. Die Sticke-
rei richtet sich ganz nach denselben Vorschris-
ten, welche im erklärenden Terte des letzten
Heftes enthalten sind, daher wir hier einfach
auf diesen verweisen.

Beilage n.

Perspektivische Ansicht eines Holz-
gewölbs.

Das Gewölbe ist bestimmt, einen oblongen
Raum zu bedecken, dessen Breite der von
bis U gleich ist. Die Länge ist unbestimmt
und kann bis aufs Doppelte der Breite gehen.
Es bildet einen gedrückten Rundbogen, Stich-
bogen, und besteht in einer Bretterverschalung
mit starken hervortretenden Ripphölzern.

Der Bogen von K bis L ist das obere Ende
der Stirnwand, über welcher das Gewölbe
angebracht ist.

Auf unserer Zeichnung ist die Stirnwand
auch mit Holzvertäfelung bedeckt.

Die Wand ist gekrönt durch eine von Holz
etwa einen Zoll hoch geschntttenen Bogen-
stellung mit ziemlich sreiem Maßwerk in den
Bögen. Die Bogenschenkel sind stumpf abge-
schnttten wie bei n, oder verlängern sich tn
Form von Säulen, welche in eine Lilie aus-
lausen wie bei o, oder sich tn zwei Aeste tren-
nen wie bei ll.

Die vom Maßwerk eingeschlossenen Räume
sind blau bemalt, wodurch jenes besser her-
vorgehoben wird.
 
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