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Dengler, Georg [Hrsg.]
Kirchenschmuck: Sammlung von Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- & Metallarbeiten & Glasmalereien — 8.1860

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9. Heft
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Literatur
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Miszellen
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https://doi.org/10.11588/diglit.18472#0055

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47

lenschen Kreisen kühn, wie es das Recht hat, prä-
sentiren und mit glücklichem Erfvlg die auf das-
selbe verwendete Mühe lohnen, nicht weniger aber
in reichlicher Ausbreitung eine Schule werden, in
der ein besserer Geschmack sich bildet und die Vor-
liebe für altdentsche Malerei erstarkt.

Miszellen.

Ein heidnisches Exempel. — Der Berg Jl-
lura in Jndien hat mehrere Stunden Umfang und
die Gestalt eiues Hufeisens. Der Berg fallt über-
all in steilen Felswänden ab. Jn diese sind Tempel,
groß und klcin, Säulengänge, Gemächer, Kapellen
bei Hunderten eingehauen, und die Reisebeschreiber
sagen, daß dieses großartige Panthevn Jndiens mit
seinen Tausenden von Figuren wenigstens tausend
Jahre einer ununterbrvchen sortgesetzten Arbeit ver-
künde und daß weitere dreitansend Jahre nothwen-
dig gewesen sein mögen, um diesen Pagoden ihr
setziges ehrwürdiges Aussehen zu geben! Es ist
schon den ersten Besnchern Jllura's aufgefallen,
daß die verschiedenen Götterstatuen in den ueuen
Pagodeu vollkommen mit deu hier vor einigen tau-
send Jahren in Stein gehauenen Götterbildern
übereinstimmen. Touriften brachten Bildhauer mit
sich, um von einzelnen Figuren Cvpien zu nehmen,
es darf aber nie anders geschehen, als in Gegen-
wart eines Brahminen, der die genaueste Ueber-
einstimmung von Original und Copie eontrvllirt.
Die Jndier haben für ihre Handlungsweise den
respektabeln Grund: es habe an den Bildern Alles
und Jedes seine Bedeutung; man müsse sich sehr
hüten, etwas zu ändern und zu verbessern, weil mit
den Zeichen auch die Sache und Alles verloren
gehe!

Wir könnten daraus lernen: wie tief in unserer
Natur das Gefühl wurzelt, jede, besonders aber
die religiöse Ueberlieferuug heilig zu halten, und

daß es Gewalt gegen die Natur braucht, um
die alte heilige Traditivn so rücksichtslos zu än-
dern und zu reformiren, wie sich die abendländisch-
christliche Gesellschaft das Recht und die Pflicht
zuschreibt.

Monstranzen. — Ein Beweis, wie spät die
Monstranzen namentlich in Landkirchen allge-
mein wurden, begegnet uns in den Synodalstatu-
ten von Basel vvm Jahr 1506 (hervvrgegangen
aus der von dem Bischvf Christoph von Utenheim
in diesem Jahre gefeierten Reform-Synode). Jn
lit. IV äs rsASntidus eurum uuimurum wird den
Pfarrern eingeschärft, daß sie die von den Päbsten
sür die Frohnleichnamszeit den Gläubigen verlie-
henen Ablässe verkündigen sollen. Hierauf folgt
die Vorschrift: „Nou8truutius nuuoupg,tg.s, ubi
uou lludsutur, ibiäsm xrosursutur." s. Hurrllsim,
6ouoll. Ksrmun. VI, 8. Durch diese Verordnung
dürfte die schon früher im „Kirchenschmuck" ange-
sührte Stelle des Domprobsten Georg von Anhalt
eine Jllustration erhalten, worin dieser sagt, „daß

im Erzstift Magdeburg für die (erst in newigkeit
aussgerichte) procession Lorxoris Lllri^ti bis auf
den heutigen Tag kein eigen Monstrantz oder heus-
lein dazu bereitet sei." (Georgs vvn Anhalt Schrif-
ten und Predigten. Wittenb. 1555, S.165, 2.)

Da übrigens in den Synvdalstatuten von Basel
nur vvn Anschaffung einer Monstranz, nicht aber
von Einführung der Prozession die Rede, so schlie-
ßen wir, daß letztere bereits überall bcstaud, und
daß man, wie früher an vielen Orten, bei dcr-
selben die Eucharistie im Kelche (Lidoriuw) nmher-
gctrageu habe.

Zur Geschichte derMalerei. — Bereitung >
der Malerfarben. Jn einer Handschrist von
Weingarten (Octav. L. 109) iu der königlichen
Privatbibliothek zu Sturtgart stehen vorn aus dem
Ende des 15.Jahrhunderts mehrere Farbenrezepte,
z. B. für schwarzes Schmelzglas, rothes Schmelz-
glas, gelbes Bleiglas, crocum LIurti8 etc. Es !
folgen nuu die Rezepte, Regeln, um das Schmelz-
glas im Handel zu prüsen. So z. B. heißt es: das
gemein swarcz smelcz glas, das man kaufft, ist nit
gut. — Das rvth smelz glas mag man von Vc-
nedig oder von dem goldschmid kauffen, aber es ist
deir. — Das gclb ply glas, das sind die gelben
kugelin, do die schuler mit spilen und die gelben
pater noster ringlin und sint gar wvlfcl, aber das
vorder ply glas dienet zu der kunst und ist besser.

— 6rocum Llurtis den findet man under den salcz
pfannen an den grvssen negeln und ist ein grüns
pulver, man nennet es kesselbruu. Es nüczen die
moller aber es ist nit als gut. — Itsm erocum
Llurtis der edlost der in aller welt ist, und kainer
machen mag, den laust auch bringen von Veuedig
oder von dem see. Den rost den man fint an den
alten aukern (der vorletzte Buchstabe ist undentlich)
den gluiet bron in ain frischen kol fürlin und lond
in kalt werden und reibt in auf aiuem stein, so ist
er schou brun als ein scharlach.

Farbenrezepte aus dem 12. Jahrhundert enthält
die Hs. von Jndersdorf N. 223 zu München auf
den beiden letzten Blättern, z. B. urZsutsus litts-
rus 8cribsrs, urAsuto vivo 8cribsrs, urZsuti iu8orip-
tio itulicu (d. h. italienische Art der Silbcrschrift),

L.ä c^uuodium kucieuäum, uä miuium tsmps-
ruuäum ste.

Die Hs. N. 855 in der Ilnivers. Biblioth. zu
Jnsbruck enthält viele Farbenrezepte aus dem 14.
Jahrhundert sowohl für Schrift, als für Metall
und Wolle.

Mone, Anzeiger 1838, S.506.

Bilder-Censur. — Die Constanzer Synode
vom 20.Oktober 1609 verordnet:

„Keine Bücher, Bilder und Gemälde dürfen an
irgend welchen Orten unserer Diözese zum Ver-
kauf ausgestellt werden, ohne daß sie zuvor von
dcn Pfarrern, Dckanen oder anderen oon uns be-
stimmten Censvrcn, sogar im Nvthfall mit Hülfe
der weltlichen Behörden, auf welche wir in dieser
heiligen und nothwendigen Sache zuversichtlich
rechnen, eingesehen, geprüft und approbirt wvrden
sind."

HuIIi libri, imuZius8 , uut xieturus u.8pium iu
 
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