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Dengler, Georg [Hrsg.]
Kirchenschmuck: Sammlung von Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- & Metallarbeiten & Glasmalereien — 8.1860

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11. Heft
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Geschriebene liturgische Bücher nach Erfindung der Buchdruckerkunst
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Zur Kirchenmusik
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https://doi.org/10.11588/diglit.18472#0086

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74

eigene zu diesem Zwecke aufertigen. So wur-
den denn auf seinen Befehl namentlich die
Chorbücher in großen Characteren und Noten
mit seltener Pracht von ausgezeichneten Kalli-
graphen für die Kapelle angesertigt. Lud-
wig LV. ließ das Werk sortsetzen, und es
ist unter den auf seinen Befehl angefertigten
Werkeu namentlich das Lxistolurluin (vom
Jahr 1767) zu nenueu, ein bewunderungs-
würdiges Werk kalligraphischer Kunst. Vig-
netten und Miniaturen sind zahlreiche in die-
sem Buche; sie sind im Style der Zeit gefer-
tigt, doch kann man nicht läugnen, daß sie,
was Composition und Colorit betrifftz ein an-
erkennenswerthes Künstlertalent zeigen.

Uebrigens war auch in den Klöstern die
Kunst der kirchlichen Kalligraphie keineswegs
ausgestorben. DomDaniel dEauboue, Bene-
dictiner der Congregation von St. Maur, ver-
wandte ZO Jahre seines Lebens auf die Verfer-
tigung eines herrlichen Graduale mit schönen
Vignetten und reichen Dessins ou eamaüeu,
welches der Abtei Satnt-Ouen in Rouen xro
solkmuioriduL 1s8ti8 dieneu sollte. Dieses
herrliche, im Jahr 1682 vollendete Werk
wird heutzutage auf der öffentlichen Biblio-
thek zn Ronen aufbewahrt. Ein anderer Be-
nedictiner Dom Chabiot illuminirte die zwei
herrlichen Chorbücher in Folio, welche Jean
Baptiste Bousselet, einer der berühmtesken
Kalligraphen seiner Zeit und Nebenbuhler
Nicolas Jarry's, im Jahr 1698 für die hei-
lige Kapelle in Paris verfertigte. Louis Ga-
ston Fleuriau, Thesamrarius dteser Kapelle,
brachte sie zum Weihge schenk dar. Jn das 18.
Jahrhundert fallen die kalligraphischen Arbei-
ten desAugustiners FranzJoseph Bvnar-
det in Lyon, der von 17.35 Lis 1739 in sechs
großen Bänden das Graduale uud Antipho-
narium schrieb/ welches auch in der Biblio-
thek letztgenannter Stadk ausbewahrt wird.
Das 19. Jahrhundert hat natürlich solche-Ar-
betten nicht aufzuweisen, wwnn man ntcht etwa
dasKrönungs-Ceremontale,. dack bei der Krö-
nung Karl's X. im Jahr 18'25, den 29.Mai,
zu Rheims gebraucht wurde, hierher rechnen

will. Dom Gueranger besuchte im Jahr 1842
die Schatzkammer der dortigen Kathedrale.
„Nachdem," sagt er, ,/an unseren Augen dte
koftbaren Weihegeschenke vorüber gegangen
waren, welche Karl X. dieser Kirche aus An-
laß seiner Krönung gemacht hatte, wünschten
wir auch das Buch zu sehen, dessen sich der
Erzbischof bei dieser Funktion bedient hatte.
Wenn nun auch die Gegenstände, die wir so
eben betrachtet, nicht gerade etwas besonders
Ausgezeichnetes iu geschmackvoller Ausfüh-
rung erwarten ließen, so rechneten wir doch
wenigstens auf ein Buch, das mit einem Auf-
wande geschmückt und ausgeführt wäre, der,
in Ermanglung eines befferen Geschmacks,
wenigskens auf den guten Willen schließen
ließe. Unsere Einfalt wurde enttäuscht. Man
zeigte uns einen kleinen Folioband in einer
ganz gewöhnlichen Maroquin-Decke, und nach-
dem wir ihn geöffnet, fanden wir auf gewöhn-
lichem Papier den Tert ü I'uuß-Ini^s geschrie-
ben, die Zeile von einem Ende bis zum andern
geführt, ohne einen einzigen Buchstaben in
rother Tinte, ohne die geringste Ornamenta-
— ein würdiges Denkmal, schließt er,
eines Ceremonials, welches, bevor es ausge-
sührt wurde, die Censur eines aus Laien be-
stehenden Rathes hatte durchlausen uud sich
die Modisikationen hatte gefallen lassen müs-
sen, welche die Minister des Königs daran
anbringen zu müssen glaubten." (CuernuA-sr
III, 348. 52.)

Zur Kirchenmuslk.

Wir haben in den„Gedanken über die An-
lage eines katholischen Kirchengesangbuchs"
S. 5 dieses Bandes den leiteuden Grundsatz
ausgestellt, „daß der liturgische Gesang ein
wesentlicher Theil der liturgischen Hand-
lung sei".

Dieß wird in tlism Niemand ernstlich be-
streiten, aber in xrnxi steht es mit der Durch-
sührung dieses Arioms schlecht. Ein Haupt-
grund davon ist die isolirte, besser gesagt,
 
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