REMBRANDT, FEDERZEICHNUNG, abb. 3
metropolitan museum, new york
(seit 1825) besaß, hat den merkwürdigen Einfall,
die Darstellung als „The birth-day salutation"
(Glückwunsch zum Geburtstag) zu bezeichnen.
Der Name „die Judenbraut" dürfte erst einige Zeit
nachher aufgekommen sein; darnach faßte man,
wie Bode meint, die männliche Figur als den
jüdischen Vater auf, der die Tochter aus seinem
Haus entläßt, um sie dem Gatten zu übergeben.
Auch Bürger-Thore blieb bei dem Gedanken der
Genreszene: nach ihm verführt ein Alter ein junges
Mädchen, die er sich bereits durch den Schmuck,
den sie trägt, willfährig gemacht hat.
Woltmann (1868) war der erste, der einen alt-
testamentarischen Vorwurf, Juda und Thomar,
in Vorschlag brachte. Ihm folgten A. Bredius
(1890) und E. Michel (1893), die Ruth und Boas
für eine passende Deutung hielten, während Jordan
an eine Darstellung von Esther und Ahasver
glaubte.
Bode und Hofstede de Groot geben in dem
großen Rembrandtwerk und anderen Orts den Ge-
danken an eine Genreszene oder eine historische
Darstellung auf und halten die Komposition für
das Bildnis eines holländischen Ehepaares aus Rem-
brandts Freundeskreis. Der Schreiber dieser Zeilen
hat dann (1906) darauf hingewiesen, daß in den
Dargestellten Rembrandts Sohn Titus und seine
Braut Magdalena van Loo zu erkennen seien und
es sich um ein Verlöbnisbild des Paares, das am
10. Februar 1668 heiratete, handeln könne, „was
freilich noch nicht völlig ausschließe, daß das Bild
doch als historische Szene gedacht sei". Diese
Ansicht ist im allgemeinen als richtig angenom-
men worden. Unter anderen haben sich ihr Bode
(Kunstchronik 1906), Jan Veth (Rembrandt, Leipzig
1908), Schmidt-Degener (Rembrandt, 1908) und
Baldwin Brown (Rembrandt, London 1907) ange-
schlossen. Nur Prof. J. Six schlägt zum ersten
Mal eine Deutung aus einer weltlichen Dichtung
vor: Preciosa und Don Juan (Oud Holland 1909);
und Neumann greift vermutungsweise noch ein-
mal auf die Woltmannsche These von Juda und
Thamar zurück.
Daß Juda und Thamar nicht in Frage kommen
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metropolitan museum, new york
(seit 1825) besaß, hat den merkwürdigen Einfall,
die Darstellung als „The birth-day salutation"
(Glückwunsch zum Geburtstag) zu bezeichnen.
Der Name „die Judenbraut" dürfte erst einige Zeit
nachher aufgekommen sein; darnach faßte man,
wie Bode meint, die männliche Figur als den
jüdischen Vater auf, der die Tochter aus seinem
Haus entläßt, um sie dem Gatten zu übergeben.
Auch Bürger-Thore blieb bei dem Gedanken der
Genreszene: nach ihm verführt ein Alter ein junges
Mädchen, die er sich bereits durch den Schmuck,
den sie trägt, willfährig gemacht hat.
Woltmann (1868) war der erste, der einen alt-
testamentarischen Vorwurf, Juda und Thomar,
in Vorschlag brachte. Ihm folgten A. Bredius
(1890) und E. Michel (1893), die Ruth und Boas
für eine passende Deutung hielten, während Jordan
an eine Darstellung von Esther und Ahasver
glaubte.
Bode und Hofstede de Groot geben in dem
großen Rembrandtwerk und anderen Orts den Ge-
danken an eine Genreszene oder eine historische
Darstellung auf und halten die Komposition für
das Bildnis eines holländischen Ehepaares aus Rem-
brandts Freundeskreis. Der Schreiber dieser Zeilen
hat dann (1906) darauf hingewiesen, daß in den
Dargestellten Rembrandts Sohn Titus und seine
Braut Magdalena van Loo zu erkennen seien und
es sich um ein Verlöbnisbild des Paares, das am
10. Februar 1668 heiratete, handeln könne, „was
freilich noch nicht völlig ausschließe, daß das Bild
doch als historische Szene gedacht sei". Diese
Ansicht ist im allgemeinen als richtig angenom-
men worden. Unter anderen haben sich ihr Bode
(Kunstchronik 1906), Jan Veth (Rembrandt, Leipzig
1908), Schmidt-Degener (Rembrandt, 1908) und
Baldwin Brown (Rembrandt, London 1907) ange-
schlossen. Nur Prof. J. Six schlägt zum ersten
Mal eine Deutung aus einer weltlichen Dichtung
vor: Preciosa und Don Juan (Oud Holland 1909);
und Neumann greift vermutungsweise noch ein-
mal auf die Woltmannsche These von Juda und
Thamar zurück.
Daß Juda und Thamar nicht in Frage kommen
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