Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 22.1924
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https://doi.org/10.11588/diglit.4654#0109
DOI issue:
Heft 5
DOI article:Kühnel, Ernst: Vom maurischen Ornament
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MARMORVERKLEIDUNG AM MIHRÄB. CÖRDOBA: MEZQUITA. um 970. abb. i
im zehnten Jahrhundert in Spanien in Bauinschriften
und anderen lapidaren Urkunden und erfüllt, nach
dem Entwurf eines arabischen Kalligraphen von
byzantinischen Meistern in Mosaik ausgeführt, am
Mihräb von Cordoba einen besonderen dekorativen
Zweck in architektonischem Rahmen. Natürlich
hatte der vegetabile Dekor sich schon unabhängig
ausgebildet, ehe er mit der Schrift in Verbindung
trat. Am deutlichsten läßt sich sein Werden an
dem Bauglied beobachten, das von der Antike mit
herübergenommen und allmählich islamisiert wurde:
am Kapitell. Die Spolien, die bei den ersten Moscheen
noch nahezu ausschließlich Verwendung fanden,
zeigen überwiegend Akanthusblätter in zwei Reihen,
mit Eckvoluten darüber. In Cordoba, wo man nur
in den beiden ersten Bauperioden noch über altes
Material verfügte, kam man dann auf den Einfall,
diese charakteristischen Konturen in einfachster
Form zu schematisieren, offenbar, weil man damals
angefangen hatte, die Bogen zu ornamentieren und
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im zehnten Jahrhundert in Spanien in Bauinschriften
und anderen lapidaren Urkunden und erfüllt, nach
dem Entwurf eines arabischen Kalligraphen von
byzantinischen Meistern in Mosaik ausgeführt, am
Mihräb von Cordoba einen besonderen dekorativen
Zweck in architektonischem Rahmen. Natürlich
hatte der vegetabile Dekor sich schon unabhängig
ausgebildet, ehe er mit der Schrift in Verbindung
trat. Am deutlichsten läßt sich sein Werden an
dem Bauglied beobachten, das von der Antike mit
herübergenommen und allmählich islamisiert wurde:
am Kapitell. Die Spolien, die bei den ersten Moscheen
noch nahezu ausschließlich Verwendung fanden,
zeigen überwiegend Akanthusblätter in zwei Reihen,
mit Eckvoluten darüber. In Cordoba, wo man nur
in den beiden ersten Bauperioden noch über altes
Material verfügte, kam man dann auf den Einfall,
diese charakteristischen Konturen in einfachster
Form zu schematisieren, offenbar, weil man damals
angefangen hatte, die Bogen zu ornamentieren und
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