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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 22.1924

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Heft 6
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Scheffler, Karl: Slevogts Wandmalereien für Neu-Cladow
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https://doi.org/10.11588/diglit.4654#0134

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DER PAVILLON MIT DEN WANDMALEREIEN VON MAX SLEVOGT IN NEU-CLADOW

Wand eingezogen, hat den Raum vorn geöffnet
und die Öffnung mit zwei schlichten Säulen ab-
gestützt. Die Wände sind einfach geputzt worden,
und Slevogt hat auf diesem Grund dann ohne viel
Vorbereitung mit Kasei'nfarben gemalt. Johannes
Gutmann, der Auftraggeber, merkt in seinem Sle-
vogt gewidmeten, reizend geschriebenen Buch
„Scherz und Laune, Max Slevogt und seine Ge-
legenheitsarbeiten" (bei Paul Cassirer) mit Bezug
auf diese Wandmalereien an: „An Ewigkeit und
Kunstgeschichte dachten dabei weder der Künstler
noch der Auftraggeber." Da es sich um eine
Gelegenheitsarbeit, um eine Improvisation han-
delte, war also nicht die Rede von Freskotechnik
und von einer Sicherung für Jahrhunderte. Es
hat sich aber wieder einmal gezeigt, daß bedeutende
Talente immer für die Dauer arbeiten, wie launen-
haft leicht und was immer sie auch produzieren,
und daß alle ihre Arbeiten darum technisch gründ-
lich vorbereitet sein sollten. Slevogt wollte anfangs
wohl nur ein • wenig dekorieren; beim Arbeiten

aber gewann die Aufgabe einen eigenen Reiz, sie
wurde ihm bedeutend, und am Ende sah er, sah
der Auftraggeber, daß etwas entstanden war, was
sehr wohl Verewigung verdient, was das Wetter
aber vom ersten Tag ab schnell zu vernichten
drohte und was der Ablösung vom alten Mauer-
werk nun sehr große Schwierigkeiten bereitet hat.
Auch dieses ist ein Zeichen der Zeit: daß in diesem
Fall einem Dekorateur ersten Ranges nur ausnahms-
weis einmal von einem geistreichen Kunstfreund
Wände zur Verfügung gestellt worden sind — wo
man denken sollte, Aufträge für solche Wand-
malereien müßten sich zu Slevogt drängen —, daß
der Auftrag von der technischen Seite leicht ge-
nommen worden ist, und daß nun ein Kopfzer-
brechen entsteht, wie das flüchtig Entstandene er-
halten werden kann, weil es sich herausstellt, daß
es künstlerisch in hohem Maße erhaltenswert ist.
Messel und Ludwig Hoffmann haben in Berlin
viele öffentliche Bauwerke aufgeführt, Baumgarten,
Bruno Paul, Peter Behrens, Schultze-Naumburg

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