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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 22.1924

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Heft 7
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Scheffler, Karl: George Grosz
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https://doi.org/10.11588/diglit.4654#0197

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Die monomanische Arbeitsweise von Grosz, die
vornehmlich aus seinen Mappenwerken und aus
seinen Malereien spricht, und die auch jetzt keines-
wegs schon endgültig überwunden ist, hat, historisch
betrachtet, nichts verwunderliches. Grosz ist dreißig
Jahre alt. Seit dem Erwachen seines künstlerischen

nur aus dem politischen Nihilismus eine kommu-
nistische Romantik hervorgeht, sondern daß ihr
auch künstlerisch eine seltsame Art von Romantik
antwortet! Die Dinge werden aber nicht besser,
wenn sie sich psychologisch und historisch er-
klären lassen. Grosz muß das Fegefeuer siegreich

GEORGE GROSZ, KLEINE STÖRUNG. AQUARELL

MIT ERLAUBNIS DES MALIK-VERLAGES

Bewußtseins, seit zehn Jahren, sieht er nichts als
Zusammenbruch, sieht er eine Welt zugrunde gehen.
Was Wunder, daß er an nichts, daß er auch an
Kunst und Talent nicht mehr glaubt, daß seine
Arbeit von kalter Verzweiflung regiert wird, und
daß an die Stelle der zerrissenen Überlieferungen
die fixe Idee tritt! Das Talent muß sehen,
wie es unterkommt. Was Wunder, daß nicht

durchschreiten, wenn er werden will, wozu die
Natur ihn bestimmte, als sie ihm ein so starkes
Talent gab. Es ist nicht zu verwundern, daß er
mit Tendenzkunst viel Zeit verloren hat, aber er
hat Zeit damit verloren; er hat sich von dem
furchtbaren Schicksal, in das er während ent-
scheidender Entwicklungsjahre geraten ist, einseitig,
fanatisieren, ja dumm machen lassen. Es ist fast

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