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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 22.1924

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Heft 11
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Waldmann, Emil: Bilderpreise aus der Geschichte der National-Gallery in London
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https://doi.org/10.11588/diglit.4654#0353

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. Eastlake hatte in den zehn Jahren
seiner Amtsführung 139 Bilder gekauft.
100 davon hängen heute noch in der
Galerie; fast alles Meisterwerke. Sein
Nachfolger Sir Boxall übernahm also
ein sehr schweres Erbe. Aber er hatte
Glück. Außer den sehr vorteilhaften
Ankäufen eines Mädchenbildes von
Baldovinetti für 3200 Mark und der
beiden Bilder von Michelangelo für
je 40000 Mark gelang ihm die Er-
werbung der Robert Peel-Kollektion
im Jahre 1871, 76 Bilder, neben
8 Reynolds und einiger kleineren Eng-
länder nur Niederländer, meistens
Kleinmeister, die der Galerie sehr fehl-
ten und die in ihrer Art ersten Ranges
waren. Aber es waren darunter auch
große Stücke, wie etwa Hobbemas Allee
von Middelharnis, Rubens „Chapeau
de Paille" und sein „Triumph des
Silenus" und zwei Interieurs von
Pieter de Hooghe. Der Preis von
1500000 Mark, den die Regierung
als außerordentliche Zuwendung be-
willigte, war angesichts dieser Schätze
immer noch niedrig, ebenso wie der
Preis von 30000 Mark für Mantegnas
„Triumph des Scipio", seinen letzten
Ankauf.

Aber diese Tätigkeit Coxalls wird
doch überschattet nicht nur durch
die seines großen Vorgängers, sondern
auch durch die seines Nachfolgers, der
zwanzig Jahre, von 1874 bis 1894, im
Amte war.

Frederick William Button führte
die Arbeit Eastlakes fort, fast mit dem
gleichen Glück wie sein großer Vor-
gänger, ist aber im ganzen doch wohl
nicht so sicher gewesen. Wenn Eastlake
eigentlich nur einmal einen Mißgriff machte, damals
als er Giulio Romanos Kindheit des Zeus für fast
20000 Mark kaufte, und wenn Coxall sich auch
wohl nur einmal irrte, als er das Bild „Christus
und die Kinder" aus der Rembrandtschule für einen
echten Rembrandt kaufte und mit 140000 Mark
bezahlte, so schwankt das Niveau von Burtons An-
käufen stärker, besonders gegen Ende seiner Tätigkeit,

CORREGGIO, VENUS, MARS, AMOR

LONDON, NATIONAL-G ALLERY

die er als Achtundsiebzigjähriger abschloß. Aber
im ganzen genommen war es doch eine benei-
denswert große Epoche. Er erwarb folgende Haupt-
bilder: Piero della Francesca (?) Geburt Christi für
50000 Mark, Botticellis Mars und Venus für
21000 Mark, seine Geburt Christi für 30000 und
das Tondo der Anbetung der Könige für 16000 Mark,
drei Porträts von Moroni und eins von Moretto für

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