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Deutsches Archäologisches Institut / Römisch-Germanische Kommission [Hrsg.]
Korrespondenzblatt der Römisch-Germanischen Kommission des Archaeologischen Instituts — 1.1917

DOI Heft:
Heft 1 (Januar/Februar 1917)
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Krüger, Emil: Diana Arduina
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Schuhmacher, K.: Eine neue Germanen-Darstellung im Römisch-Germanischen Zentralmuseum in Mainz
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https://doi.org/10.11588/diglit.24883#0031

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Die noch 2,35 m (bzw. 1,92) lange, 0,765 in hohe und 0,105 m dicke
Sarkophagplatte aus bläulichem italienischem Marmor zeigt in der Mitte unter
der Inschrifttafel eine kleinere Bildszene, beiderseits derselben das Brustbild
einer vornehmen Dame sowie eine größere Figurengruppe, von der aber
leider einige Figuren samt der abschließenden Herakles-Maske fehlen; doch
ist bei Montfaucon im Diarium Italicum und VAntiquite expliquee V (1719)
Taf. 92, wie zuerst H. Sitte erkannt hat, das Relief noch unversehrt wieder-
gegeben, auch bei Th. Schreiber. Die antiken Bildwerke der Villa Ludovisi
in Rom 1880, S. 239 n. 338 nach dem alten Zustande genau beschrieben und
für das Sarkophag-Corpus (nach v. Duhn’s Mitteilung) im Robert’schen Apparat
in Zeichnung durch E. Eichler festgehalten. Jene Absplitterung kann also
erst Mitte der 80er Jahre stattgefunden haben. Einstmals war es über dem
Eingang der Villa Ludovisi eingemauert und enthielt außer der zweiten
Maske noch einen aquilifer, vexillarius und einen „Barbaren“.

Die größere Gruppe veranschaulicht eine Gerichts- oder Huldigungs-
szene vor einem Kaiser (mit Szepter), welcher inmitten von Lictoren und
Truppen auf einem
Klappstuhl sitzt. Nach
Kopfform und Bart
kann es nur einer der
NachfolgerMarc Aurels
sein, Alexander Seve-
rus, Caracalla oder ein
anderer, wenn es über-
haupt ein bestimmter
Kaiser ist, wie auch die
Haartracht der Dame
erst seit Faustina, Lu-
cilla usw. vorkommt.

Auch anderestilistische
Merkmale deuten auf

die Zeit nach 200 n. Chr. Vor dem Kaiser stehen mehrere „Barbaren“, von
einem höheren Offizier vorgestellt, ein älterer mit Mantel bekleideter Mann,
ein jüngerer mit nacktem Oberkörper, umgehängtem Mantel und engan-
liegenden Hosen, ganz in der Tracht und Körperbildung wie die Germanen
auf der Trajans- und Marcussäule. Unter ihnen befindet sich ein Kinder-
paar in römischer Kleidung, von welchen das eine durch Handauflegung des
Offiziers der Huld des Kaisers empfohlen wird, während das andere, wohl
ein Mädchen, jenen jüngeren „Barbaren“ liebevoll an der Hand faßt. Montfaucon
erblickte in der Szene die Vorstellung des jungen Commodus und Annius
Verus durch Marc Aurel vor dem Heere und wollte in der Frauenbüste die jüngere
Faustina erkennen. Ohne auf die (sicher in anderer Richtung zu suchende)
Deutung hier näher einzugehen, halte ich es nicht für ganz ausgeschlossen,
daß in dieser Szene eine Begebenheit der Zeit bald nach 200 n. Chr. zum Aus-
druck kommt. Andererseits ist allerdings zu berücksichtigen, daß ähnliche Gruppen
von zweifelsohne nur schematischer Bedeutung mehrfach auf Sarkophagen zu
beobachten sind1), doch unterscheidet sich unser Relief von diesen durch eine
Reihe individueller Züge (Porträthaftigkeit, ethnologische Charakterisierung
der „Barbaren“ u. a.).

Um die bei mancher Individualität doch konventionelle Sprache der

Abb. 2. Silberbecher von Boscoreale.

') v. Duhn macht mich auf die Sarkophage Wiener Vorlegeblätter 1888 Taf. IX ia,
2a, 5a aufmerksam.
 
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