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Deutsches Archäologisches Institut / Römisch-Germanische Kommission [Hrsg.]
Korrespondenzblatt der Römisch-Germanischen Kommission des Archaeologischen Instituts — 1.1917

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Heft 1 (Januar/Februar 1917)
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Aus Museen und Vereinen
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Literatur
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https://doi.org/10.11588/diglit.24883#0049

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3i

namentlich durch Funde aus der Stadt des
Heiligen Menas bei Alexandria (Städelsches
Museum Frankfurt a. M.).

Aus Deutschland sind vor allem prächtig
tauschierte alemannische Grabfunde (nament-
lich Pferdegeschirr, Sporen, Goldkreuz usw.
von Hintschingen, Museum Karlsruhe), meh-
rere Gefäße aus slavischen Brandgräbern (?)
vom Trieb bei Gießen (Museum Gießen),
drei slavische Tongefäße aus der Umgebung
von Halle (Museum Halle) und zwei Runen-
steine von Oddum und Gottorp (Museum
Kiel) hervorzuheben.

Von den kulturgeschichtlichen
Gruppen erhielt die des Hausbaus Ver-
mehrung durch sechs Modelle von neo- j
lithischen Grubenwohnungen der verschie-
denen Stufen, zum Teil nach Vorbildern des
Wormser Museums (Monsheim, Ost- und
Westhofen, Wachenheim), ebenso erfuhr die

der Votive, Musikinstrumente und Gallier-
darstellungen einige Ergänzung. Modelle
wurden hergestellt von neolithischen Waffen
und Geräten: fünf Beilschäftungen, Stoß-
und Wurflanze, Bogen, Dolch, Pflug, von
siedelungsgeschichtlich interessanten Ob-
jekten die karolingische curtis Altschieder
und die Wittekindsburg bei Rulle, die säch-
sische Herrenburg „Pipinsburg“ bei Geeste-
münde und der slavische Ringwall bei Fergitz
im Oberuckersee. Aquarelle wurden er-
worben : ein Hünengrab in Frankreich von
Müller-Tenckhoff-Mainz, das Ausgrabungs-
feld von Priene, hergestellt von dem Sekretär
F. W. Wagner, ein Blatt der Adahandschrift
und ein romanisches Weihwasserbecken vom
Kloster Hirsau, letztere beide gemalt und
geschenkt von Herrn Ingenieur L. Kraemer-
Mainz. Schluß (B. Originale) im nächsten
Heft. K. Schumacher.

LITERATUR.

M. Hoernes, Urgeschichte der bildenden
Kunst in Europa von den Anfängen bis
um 500 v. Chr. Zweite durchaus um-
gearbeitete und neu illustrierte Auflage.
Mit 1330 Abbildungen im Text. Mit
Unterstützung der Kais. Akademie der
Wissenschaften in Wien. Wien, Schroll,
1915. XIV u. 661 S.

Wer diese „zweite Auflage“ mit dem vor
etwa achtzehn Jahren erschienenen Werk in
seiner ersten Gestalt vergleicht, dem kann
es schon bei flüchtigem Durchblättern nicht
entgehen, daß er im Grund ein ganz neues
Buch vor sich hat. Schon die gänzlich ver-
änderte äußere Erscheinung deutet darauf
hin, die Übersicht des Inhalts verstärkt
den Eindruck, und jede Seite bestätigt ihn.
Tiefgreifende Änderungen forderte selbst-
verständlich die Rücksicht auf Funde und
Forschungen einer im Verhältnis zur ganzen
Lebensdauer dieser Wissenschaft schon recht
langen Zeitspanne, in der es an erfolgreicher
Arbeit wahrlich nicht gefehlt hat. Aber der
Verfasser ist über dieses selbstverständliche
Maß der Änderungen weit hinausgegangen.

Der Titel aber ist geblieben und damit die
Abgrenzung des Stoffs: „von den Anfängen
bis um 500 v. Chr.“ Diese Abgrenzung be-
deutet für den Leserkreis dieser Zeitschrift
eine gewisse Enttäuschung, indem sie die
Kunst der LaTene-Zeit ausschließt, die dem
„Römisch-Germanischen“ doch am nächsten
liegt. In der Tat sind ihr kaum fünf, freilich
recht inhaltsreiche Seiten gewidmet (S. 561 f.).
Von „Kunst“ im höheren Sinn kann ja hier
freilich kaum die Rede sein — figürliche
Darstellungen sind überaus selten, und die
gallischen Münzen sind erschreckende Zeugen
barbarischer Unkunst, die sich an erlesenen
Werken griechischer Kunst versündigt hat.
Aber mit der „höheren Kunst“ ist es schließ-

lich auch in anderen Perioden dieser Ur-
geschichte schlecht bestellt, und mit vollem
Recht hat der Verfasser ja auch die Orna-
mentik in den Kreis seiner Betrachtung
gezogen, wozu dann doch auch die La Tüne-
Zeit Einiges hätte beisteuern können —
etwas mehr als auf den paar Seiten berück-
sichtigt und durch ein halbes Dutzend Ab-
bildungen auf S. 567 u. 569 veranschaulicht
ist. Selbst von figürlicher Kunst weiß doch,
auch abgesehen von den Münzen, Dechelette
(Manuel II 3 S. 1507!'.) einiges anzuführen,
und neuerdings hat Drexel, für mich wenig-
stensüberzeugend, den Silberkessel von Gun-
destrup in einen Zusammenhang gebracht,
in dem ihm hier eine Stelle gebührte. Warum
wurde die Schwertscheide von Hallstatt, die
als seltenesWerk der Früh-LaTene-Zeit mehr-
mals erwähnt wird (S. in u. S. 565), nicht
durch eine Abbildung zur Geltung gebracht?
Warum ist auch die Dolchscheide aus dem
Gardasee, der in der ersten Auflage noch
eine Abbildung (Fig. 199 S. 662) gegönnt war,
jetzt verschwunden?Warum auch die Bronze-
figur eines Kriegers aus Idria di Baüa (Fig. 203
S. 677 der ersten Auflage,) die auch Deche-
lette einer Abbildung für wert gehalten hat
(S. 1098, Fig. 452).

Da es dem Prähistoriker doch auf ein
halbes Jahrtausend nicht ankommen darf,
versteht man nicht, warum der Verfasser
sich den Endtermin nicht um 500 Jahre
später gesetzt hat — es sei denn, daß das,
was dadurch seinem Stoff zuwuchs, dem
Begriff der „Urgeschichte“ sich nicht zu
fügen schien. Darüber ließe sich nun freilich
vielleicht streiten, ob eine Kunst, in der
das Erbe hochentwickelter Kunstperioden
eine so große Rolle spielt, noch zur „Ur-
geschichte“ gerechnet werden darf. Aber
„Urtümlichkeit“ kann doch nach des Ver-
 
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