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Deutsches Archäologisches Institut / Römisch-Germanische Kommission [Hrsg.]
Korrespondenzblatt der Römisch-Germanischen Kommission des Archaeologischen Instituts — 1.1917

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Heft 2 (März/April 1917)
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https://doi.org/10.11588/diglit.24883#0079

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6i

herausgegeben werden, sich zu kleinen
illustrierten Handbüchern der betreffenden
Disziplinen auswachsen zu sehen, und wir
sind umso dankbarer für diese Gaben, wenn,
wie im vorliegenden Falle durch die
„Nummer6“, eine fühlbare Lücke in unserer
prähistorischen Literatur ausgefüllt und,
wie von vornherein bemerkt sei, gut aus-
gefüllt wird. Zwar sagt der Verfasser in
der Einleitung bescheiden, daß das Buch
„nur ein Katalog sein wolle“. Wenn er aber
fortfährt, das Ziel, das er sich gesetzt habe,
sei, „die charakteristischen Erscheinungen
der süddeutschen Bronzezeit in ihrer Ent-
wickelung und Ausdehnung während dieser
Periode vorzulegen,“ so geht dieses Ziel in
doppelter Hinsicht über die Aufgabe eines
„Katalogs des Rom.-Germ.Zentral-Museums“
hinaus. Zu seiner Erreichung waren die
zusammenfassenden Ausführungen am Ende
eines jeden Abschnittes erforderlich, in
welchen der Verfasser seine Ansichten über
Zeitstellung und Charakter der in dem
Kapitel zusammengestellten Funde darlegt.
Dann aber war er durch diese selbstgestellte
Aufgabe genötigt, nicht nur die im Zentral-
Museum ausgestellten Originale und Nach-
bildungen aufzuzählen und zu beschreiben,
sondern auch — abgesehen von der Auf-
nahme aller erreichbaren Depotfunde —
solche nicht im Zentralmuseum vertretenen
Fundgruppen einzureihen, die aus „irgend
einem Grunde besonders wichtig sind, sei
es durch ihre Zusammensetzung, die chrono-
logische Schlüsse erlaubt, oder weil ein
Stück in ihr vorkommt, das für die be-
treffende Gegend von Bedeutung ist“. Da-
durch erhebt sich der Katalog weit über
die Aufgabe eines illustrierten Führers durch
das Museum und nähert sich in demselben
Maße der eines Handbuches oder wenigstens
der wissenschaftlichen Vorarbeit für ein
solches. Wenn freilich der Verfasser meint,
„so entspreche der Umfang der einzelnen
Länder im Katalog annähernd der Dichte
der Besiedelung der in Frage stehenden
Periode“, so beruht diese Ansicht wohl auf
einer allzu optimistischen Beurteilung der
in manchen der behandelten Landstriche
bereits geleisteten Lokalforschung.

Was die geographische Begrenzung des
Stoffes betrifft, so ist der Begriff „Süd-
deutschland“ nicht in dem allgemein üb-
lichen Sinne des Wortes gebraucht, sondern
mit Rücksicht auf die kulturelle Zusammen-
gehörigkeit der Landstriche in der Bronze-
zeit erheblich weiter nach Norden ausge-
dehnt, mit Einschluß von „Hessen, Hessen-
Nassau mit Kreis Wetzlar und Südthüringen“
wie auch der „südlichen Rheinprovinz und
der Rheinpfalz“, so daß der Titel ebenso gut
lauten könnte : „Bronzezeit Süd- und Mittel-
deutschlands“. Auch der Begriff „Bronzezeit“
ist im weitesten Sinne des Wortes zu fassen.
Denn zu dieser rechnet der Verfasser, teils
mit Rücksicht auf die Anordnung des Mu-

seums, besonders aber auch, wie die zu-
sammenfassenden Abschnitte zeigen, aus
wissenschaftlicher Überzeugung, die „süd-
deutsche Urnenfelderstufe“, welche nach
dem Vorgänge eines unserer maßgebendsten
Prähistoriker besonders süddeutsche For-
scher und Museumsleiter als früheste Hall-
stattperiode“ oder auch als „Übergangs-
stufe von der Bronze- zur Hallstattkultur“
bezeichnen. Es ist den bewußten Vertretern
dieser einander widersprechenden Ansichten
nicht zuzumuten diese aus praktischen
Gründen zu ändern. Für alle aber, die sich
ihrer Klassifizierungen bedienen, sei es bei
der Beschreibung neuer Funde oder bei der
Inventarisierung und Katalogisierung lokaler
Sammlungen oder endlich beim Studium
prähistorischer Altertümer überhaupt, ist
der Mangel einer allgemein anerkannten
Bezeichnung für diese wichtige Fundgruppe
eine oft bedauerte Kalamität1). Für den
Neuling auf diesem Gebiet aber wird es
schwer sein, die Überzeugung zu gewinnen,
daß er beim Studium der anerkannt besten
Arbeiten sicheren Boden unter den Füßen
habe, wenn er in Veröffentlichungen, die
unter der Autorität des Römisch-Germani-
schen Zentralmuseums erscheinen, dieselben
Klischees bald zurVeranschaulichung „jüngst
bronzezeitlicher“, bald „frühhallstättischer“
Altertümer verwendet sieht, wie dies eine
Vergleichung der Tafeln XXI, XXII A u. B
und der Abbildungen 40 S. 230, 41 S. 232,
42 S. 234 unseres Kataloges mit den Ab-
bildungen 4 und 3 S. 238, 1 S. 233, 2 S. 236
und 3 S. 234 in den Altert, unserer heidn.
Vorzeit Bd. 5 zeigt. Wer, wie der Bericht-
erstatter, die fragliche Fundgruppe durch
eigene Untersuchungen und das Studium
der Sammlungen hauptsächlich für Mittel-
deutschland kennt, wo in den Urnengräbern
Bronze nur sehr spärlich, und Eisen, wenn
überhaupt, so ausschließlich in schwachen
Spuren rein dekorativer Verwendung vor-
kommt, der wird geneigt sein, die Urnen-
feldergruppe in Übereinstimmung mit der
Anordnung des Zentralmuseums und der
Ansicht des Verfassers des Kataloges der
jüngsten Bronzezeit zuzuweisen, wie ja auch
diejenigen Gräber, welche bei im allgemeinen

*) Welche Bedeutung die Urnenfelder-
gruppe für Mitteldeutschland und besonders
das Maingebiet hat, läßt der Umstand er-
kennen, daß in der Zeit zwischen dem Ab-
schluß des Druckes und der Niederschrift
dieser Besprechung dem Verfasser Mittei-
lungen über drei neue Funde aus seinem
speziellen Forschungsgebiete zugingen. Von
diesen neu entdeckten Gräberstellen liegen
zwei in der Gemarkung Okriftel am Main,
1200 m westlich und 1000 m südwestlich
vom Dorfe, die dritte am Südwestabhange
des Stempelbergs, 3V2 km südöstlich von
Marburg. Die Fundstellen wären zwischen
Nr. 707 und 708 sowie nach 734 einzufügen
 
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