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Deutsches Archäologisches Institut / Römisch-Germanische Kommission [Hrsg.]
Korrespondenzblatt der Römisch-Germanischen Kommission des Archaeologischen Instituts — 1.1917

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Heft 3 (Mai/Juni 1917)
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Aus Museen und Vereinen
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https://doi.org/10.11588/diglit.24883#0110

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mauern ist mit zahlreichen Verbindungs-
mäuerchen, die in gleichen Abständen
stehen, ausgefüllt. Aus einer Zwischen-
periode muß eine schwächere, mit Strebe-
pfeilern versehene Mauer stammen. Sie läuft
parallel mit der schrägen südlichen Seiten-
wange der ersten Terrasse und ist die Um-
fassungsmauer eines weiten Berings, dessen
volle Ausdehnung nicht mehr ganz festzu-
stellen ist.

Auch die Tempelruine selbst wurde weiter
aufgeklärt. Es liegen unter dem Tempel
einige, in schräger Richtung zu ihm laufende
ältereMauern, an denen charakteristisch frühe
Scherben aufgesammelt wurden, vermutlich
Reste einer frühen Tempelanlage. Das
Fundament der Säulenstellung, die die er-
halteneTempelruine umgibt, ist einmal durch
eine zweite starke Fundamentmauer ver-
stärkt worden.

Eine zweite Grabung, die sowohl mittel-
alterliche wie römische Reste umfaßte,
wurde bei dem Abbruch des St. Maximin-
klosters vorgenommen. Es wurde dort
in situ ein romanisches Portal gefunden,
allerdings ganz eingebaut und dick zuge-
putzt. Nachdem alle Zutaten entfernt waren,
erwies sich das ganze Portal mit seinem
reichen Rankenornament als gut erhalten und
soll an Ort und Stelle dauernd stehen bleiben.

Das Mauerstück, in dem dieses Portal
saß, ist mit durchlaufenden Ziegelschichten
in ganz römischer Bauweise aufgeführt. Bei
Untersuchung des umgebenden Geländes
kamen zweifellos römische Reste, vielleicht
von einem Wohnbau zutage.

Die archäologische Beobachtung der
Funde bei der St. Mathiaskirche ergab
zwischen den römischen Grabkammern und
dem romanischen, später gotischen Kapitel-
saal noch Spuren einer älteren mittelalter-
lichen Bauperiode. Es scheinen hier Teile
der ältesten Klosteranlage gefunden zu sein.

Auf dem Friedhof von St. Mathias unter-
nahm das Museum eine Nachgrabung nach
den Fundamenten der abgerissenen mittel-
alterlichen St. Maternuskapelle. Inter-
essant sind auch hier wieder römische Grab-
kammern unter den mittelalterlichen Funda-
menten. Die Untersuchungen sind noch
nicht ganz zu Ende geführt.

Im Bezirk hat das Museum nur eine
Ausgrabung bei dem Bahnhof von Detzem
nach einem römischen Gräberfeld vor-
nehmen lassen. Die Gräber lagen sehr dicht
und ziemlich flach unter der Grasnarbe. Es
wurden im ganzen 76 geschlossene Gräber
erhoben. Die genaue Aufnahme und die
Geschlossenheit des Gesamtfundes verleihen
der Grabung einen bestimmten Wert. Die
ältesten Gräber sind noch ganz unrömisch;
eins von ihnen ist durch ein Grab der früh-
römischen Zeit durchschnitten. Die größte
Zahl der Gräber gehört in julisch-claudische
Zeit; die Bestattungen reichen aber bis ins
2. Jahrhundert hinein.

Auf Grund alter Ausgrabungsberichte, die
noch nicht ausgenutzt sind, wurden im
Bezirk eine Anzahl großer römischer
Tumuli besichtigt und photographisch
aufgenommen:

1. bei Strotzbüsch (Kreis Daun); er ent-
hält im Innern eine aus Quadern zu-
sammengefügte Grabkammer mit langem
Zugang;

2. eine Grabhügelgruppe bei Oberwinkel
in der Nähe von Gillenfeld. Die schönen
Glasgefäße, die dort gefunden wurden,
werden im Provinzialmuseum in Bonn
aufbewahrt. Einer der Tumuli scheint
einen Steinsockel zu haben;

3. gut erhalten ist dieser Steinsockel bei
dem großen Grabhügel, der zur Villa
von Nennig gehört, der gleichfalls
untersucht wurde. Hier scheint auch das
Innere des Hügels durchgraben zu sein.

Für die Ringwallforschung konnte
in diesem Jahre nichts geschehen. Eine ge-
plante Untersuchung der alten Glasfabri-
kationsstellen auf dem Gelände der Hoch-
mark bei Cordei mußte aus Mangel an
Arbeitskräften aufgeschoben werden.

II. Römerbauten.

Die Kaiserpalastausgrabung hat in diesem
Jahr ganz ruhen müssen.

In den Barbarathermen sind auch keine
Grabungen vorgenommen, jedoch ist wieder
ein größeres Stück Mauerwerk konserviert.

Im Amphitheater haben weder Unter-
suchungen noch Herstellungsarbeiten aus-
geführt werden können.

III. Funde.

Stadt Trier. Hinter dem Schulhaus in
Pallien, wo eine größere Anzahl spätrömi-
scher Gräber schon gehoben ist, wurde noch
ein Grab entdeckt und der Inhalt, zwei
gut erhaltene Glasgefäße, geborgen.

Bei Wasserleitungsarbeiten in der Horn-
straße in Pallien konnten noch weitere
Gräber gerettet werden, ein Kindersarg mit
einer stark zerbrochenen Henkelkanne aus
Glas, ein zweites Grab mit fünf Tongefäßen
spätrömischer Zeit, aus einem dritten zer-
störten Grab ein Schriftbecher.

In der Luxemburgerstraße beob-
achtete man bei Gartenarbeiten einige Reste
römischer Häuser; darüber lagen eine An-
zahl von Skelettbestattungen ohne Beigaben.

Bei der Kanalisation zweier neuer
Straßen im südlichen Stadtteil, die die
Kapellen - und Nikolausstraße verbinden
sollen, wurden zwei römische Ost-West-
straßen im Abstand von rund 100 m laufend
mit den üblichen Resten römischer Häuser
daran beobachtet.

In der Thebäerstraße stieß man bei
Ausschachtungen auf einige römische Brand-
gräber. Der Inhalt der Gräber kam in das
Museum, ohne sichere Scheidung nach
Gräbern.
 
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