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Deutsches Archäologisches Institut / Römisch-Germanische Kommission [Hrsg.]
Korrespondenzblatt der Römisch-Germanischen Kommission des Archaeologischen Instituts — 1.1917

DOI Heft:
Heft 4 (Juli/August 1917)
DOI Artikel:
Hertlein, Friedrich: Zu älteren Funden des Juppitergigantenkreises
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https://doi.org/10.11588/diglit.24883#0120

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Eigentümlich unregelmäßig ist die Oberfläche der Plinthe, die
keine genaue Ebene bildet. Von dem Fuß des Juppiter und dem rechten
Ellenbogen des Giganten aus senkt sich die Fläche etwas gegen die Vorder-
kante, mehr bei dem Giganten als vor dem Juppiter, damit auch der auf-
liegende Unterarm des Giganten. Der Steinmetz war sich eben dessen be-
wußt, daß auf der Säule oben jene Fläche sich dem Auge des nahen
Beschauers entzieht; zugleich benutzte er diesen Umstand, um die Haltung
des Giganten auf geringe Entfernung erkennbarer zu machen, auf welche so
der nach innen ansteigende Unterarm noch ganz zu sehen war. Auch das
Mißverhältnis der Hinterbacken, die Ungeformtheit der an die Schlangenbeine
gegen das Innere der Plinthe anschließenden Steinmasse ist daraus zu er-
klären, daß diese Teile der Sicht entzogen waren.

Da das Kapitell der zugehörigen Säule ein, wenn auch kleines Dübelloch
hat (Vasters), die Plinthe der Gruppe keines, so ist zwischen Abakus und
Gruppe noch ein Zwischenglied, ähnlich dem der großen Mainzer Juppiter-
säule, in bescheidenen Ausmaßen anzunehmen. Daß ein besonderer S o c k e 1
vorhanden war, geht daraus hervor, daß auch unten am Fuß der Säule ein
Dübelloch ist, 5 cm tief (Vasters). Zudem läßt die nachlässige Ausführung
der Gruppe schließen, daß man nicht von oben auf die sonst ja nur wenig
über 1,52 m Höhe — so hoch ist die Säule mit Kapitell — aufgestellte Gruppe
herabsah; Sockel samt gesuchtem kämpferartigem Zwischenglied müssen
mindestens eine Höhe von ^2 m gehabt haben; der Sockel der kleinen Mainzer
Juppitersäule (abgebildet z. B. Mainzer Ztschr. I S. 62), die ganz ähnliche
Ausmaße hat (1,70 m gegen. 1,52 m für die eigentliche Säule), ist 50 cm
hoch. — Am Fundort (Seitenflügel der katholischen Schule, Neubau Oktober
1911) soll ein vor einigen Jahrzehnten zugeschüttetes Gewässer gewesen sein
(Vasters). — Die Maße der Gruppe reichen gerade aus, daß die ausgestreckte
Linke des zu ergänzenden Juppiter sich auf den aufwärtsgereckten Kopf des
Giganten stützen konnte.

2. Die beste Parallele bietet die zur Zeit ihrer Auffindung noch recht
vollständige, jetzt fragmentierte Gruppe von Rottweil; ich gebe von ihr eine voll-
ständige Beschreibung, da das in Haug-Sixt, Röm. Inschriften und Bildwerke
Württembergs 1 und 2 Nr. 89 Gegebene in manchen Einzelheiten versagt. Nach
den Mitteilungen des Archäol. Vereins Rottweil 1845 S. 8 f auf Hochmauern ge-
funden ; zuerst im Gymnasium Rottweil (hier von Haug gesehen und darnach
a. a. O. immer noch als vollständig beschrieben); später bei Verbringung in die
Rottweiler Altertumshalle in zwei Stücke zerbrochen, 1901 das größere Stück
mit dem Giganten ins Stuttgarter Lapidarium verbracht, das kleinere damals
nach Notiz von Sixt (mitgeteilt von Gößler) in Rottweil nicht mehr zu finden.
Beschreibung des erhaltenen Teils bei Sixt, Führer durch die Sammlung
römischer Steindenkmäler, Stuttgart2 1902 Nr. 312. Haug a. a. O.: „Höhe
112 cm“. „Eine männliche Gestalt auf einem Fußgestell, ausschreitend mit
Vorgesetztem linken Fuß, unbekleidet. Die erhobene Rechte, durchlöchert, hielt
eine Waffe; die linke Hand ist abgeschlagen, auch Gesicht und Hinterkopf
verstümmelt“. Nach jener Rottweiler Mitteilung von 1845 war das Loch in
der Rechten rund, Gesicht und Plaar dieser Hauptfigur der Zerstörung wegen
kaum noch angedeutet. Von dieser Figur, offenbar Juppiter, ist jetzt nur
noch das linke, etwas nach links Vorgesetzte Bein bis zum größeren Teil
des Oberschenkels und der rechte Fuß bis zum Knöchel vorhanden; Schritt-
weite von Ferse zu Ferse 15 cm. Die Linke des knieenden Giganten, der
männliche Geschlechtsteile hat, hält oder stützt jenen Oberschenkel von vorn,
seine Rechte von hinten ; die Hände selber sind undeutlich verstümmelt, die
rechte Hand so ziemlich ganz abgeschlagen; diese Haltung könnte auch als
 
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