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Deutsches Archäologisches Institut / Römisch-Germanische Kommission [Editor]
Korrespondenzblatt der Römisch-Germanischen Kommission des Archaeologischen Instituts — 1.1917

DOI issue:
Heft 5 (September/Oktober 1917)
DOI article:
Behrens, Gustav: Ein spätbronzezeitliches Skelettgrab von Heldenbergen
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.24883#0168

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waren, zeigt die oben beschriebene verschiedene Ausarbeitung m. E. zweifellos.
Bedenklich macht allerdings wiederum der, wie es scheint, recht ansehnliche
Durchmesser, der eher zu einem Eimer passen würde. Nun hat Adamy,
Die Archäologischen Sammlungen 1897 S. 97, ein dem Heldenbergener sehr
ähnliches Stück des Landesmuseums Darmstadt als Eimerbeschlag erklärt.
Es ist das Altertümer unserer heidnischen Vorzeit II, II Taf. 3,2 abgebildete
(hier als Gürtelblech bezeichnete) Bronzeblech, über das Adamy a. a. O.
folgendes schreibt:

„Beschlag eines hölzernen Gefäßes, Eimers oder dergleichen, von
Bronzeblech, mit getriebenen Verzierungen. Von dem Holze sind noch kleine,
festoxydierte Reste an der Rückseite (Innenseite) erhalten. Die Stärke der
Wandung des hölzernen Gefäßes ist an den Befestigungsvorrichtungen, um-
geschlagenen Bronzestiften, ersichtlich, die an der Innenseite 7 mm weit
abstehen. Dieser Eimerbeschlag wurde in einem Grabhügel des Distrikts Torf-
graben im Lorscher Walde gefunden, der am 9. Oktober 1837 im Beisein
des Herrn Professor Michelsen aus Kiel aufgedeckt wurde. Dieser nahm ein
Stück des Beschlages mit, das sich jetzt im Kieler Museum befindet. Der
Grabhügel enthielt außer einigen Gefäßen nur noch die Lanzenspitze Nr. 4
auf Tafel XVII [nicht XII, wie Adamy angibt] in Schrank XLII.“

Hinzuzufügen ist, daß die Breite 13,5, die Länge 41 cm beträgt.
Im heutigen Zustand ist es so gebogen, daß der Durchmesser etwa 35 cm
groß wäre.

Die Übereinstimmung der beiden Bronzebleche ist sehr weitgehend:
Drei Längsstreifen, deren beide äußeren durch flache Buckel gefüllt sind,
werden durch 3 (Heldenbergen) bzw. 5 (Lorscher Wald) getriebene Rippen
eingefaßt. Die Vernietung der beiden Schmalseiten, die bei dem Lorscher
Stück unversehrt ist, geschah so, daß durch die paarweise gesetzten Löcher
Bronzenägel gesteckt sind, die durch die Unterlage durchgehen und auf der
andern Seite umgeschlagen sind. Die Dicke dieser Unterlage, die bei dem
Lorscher Stück als Holz erkannt wurde, ist bei dem Heldenbergener Stück
nicht mehr festzustellen, bei jenem beträgt sie 7 mm. Auch darin liegt eine
schwerlich zufällige Übereinstimmung, daß jedesmal eine Lanzenspitze mit-
gefunden wurde. Es sind also beides Männergräber, und die Erklärung des
Bronzebleches ist in dieser Richtung zu suchen. Da wir sonst bronzezeitliche
Gürtelbleche, wie schon gesagt, aus Mitteleuropa nicht kennen, in der
Hallstattzeit, wo sie häufig sind, fast ausnahmslos nur in Frauengräbern
finden (zuletzt Dechelette, Manuel II 2 S. 856 ff.), wird die Deutung als
Gürtelblech immer unwahrscheinlicher. Der oben schon vorgezogene Erklärungs-
versuch als Bronzebeschlag eines Holzbehälters (Köcher oder Eimer) harmo-
niert gut mit dem Charakter der Gräber als Männergräber. Ein Köcher
gehört nur in ein solches, und daß Bronzegefäße auch in einem Männergrab
Vorkommen können, wird man nicht verneinen.

Nun kennen wir aber, wie schon gesagt, keinen bronzezeitlichen Holz-
eimer mit Bronzeblechbeschlag aus Mitteleuropa. Daß derartige nicht er-
halten sind, beweist freilich noch nicht, daß sie nie existiert haben. Denn
die gerippten Bronzecisten der Hallstattzeit (etwa 7. bis 5. Jahrhundert) gehen
nach der Ansicht mancher Forscher auf (auch nicht erhaltene) Holzeimer
zurück (Reinecke, Altert, uns. heidn. Vorz. V S. 324). Aber zylindrische Holz-
eimer sind so primitive Formen, daß sie überall und zu verschiedenen Zeiten,
unabhängig voneinander erfunden werden können. So leitet man auch die
italischen Cisten von Holzeimern mit Bronzebeschlag ab (Schumacher, praenest.
Ciste S. 34/5 und 49/50).

Mainz. G. Behrens.
 
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