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Deutsches Archäologisches Institut / Römisch-Germanische Kommission [Editor]
Korrespondenzblatt der Römisch-Germanischen Kommission des Archaeologischen Instituts — 1.1917

DOI issue:
Heft 5 (September/Oktober 1917)
DOI article:
Kohl, Otto: Zu dem Gladiatorenmosaik von Kreuznach
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https://doi.org/10.11588/diglit.24883#0170

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152

Zu dem Gladiatorenmosaik von Kreuznach.

Im Römisch-germanischen Korrespondenzblatt VIII, 1915, S. 47 bemerkt Direktor
E. Krüger zu meiner Beschreibung des großen Gladiatorenmosaiks von Kreuznach: „Von
dem als Heizraum angenommenen, vorn links gelegenen Eckraum führt ein nachträglich

eingebauter Kanal unter dem Boden durch nach dem in der
Mitte gebrochenen Loch. Dieser Kanal macht den Eindruck
einer Wasserleitung. Es wäre möglich, daß in der letzten
Periode der Villa der Einbau eines Springbrunnens in der
Mitte des Mosaikzimmers begonnen, aber noch nicht vol-
lendet war.“ Herr Direktor Krüger nimmt also auch, wie
natürlich, ein ursprüngliches Hypokaustum an. Der Kanal
führt aber nicht, wie er sagt, „unter dem Boden durch nach
dem in der Mitte gebrochenen Loch“, sondern geht nur 2,5 m
und davon nur (Abb.) 1,5 m unter dem Mosaik schräg vor.
Für eine Wasserleitung zu einem Springbrunnen war ein
solcher Kanal ganz unnötig; denn eine auf den Boden hin-
zulegende Röhrenleitung brauchte nach oben, rechts und
links gar keinen Schutz. Der Heizungskanal aber mußte so
lang sein, daß die Flamme der hineingelegten Hölzer etwas
eingepreßt sich entwickeln und der heiße Dampf unter dem
Boden nach den sechs senkrechten Luftschächten der entgegenstehenden drei Wände sich
ziehen konnte und mußte, und auch so kurz, daß nicht der nächste Teil des Fußbodens
rechts und der alkovenartige Ausbau zu wenig Wärme bekam. Der vertiefte Eckraum links
ist der einzige Raum, der als „Heizraum“, d. h. als Raum für den Heizer angenommen werden
kann; sonst gibt es überhaupt keinen mit dem Luftraum unter dem Mosaikboden in
Verbindung stehenden Raum. Wie konnte nun überhaupt der kurze Heizkanal eingebaut
werden ? Zwei Mauern von 43 cm Dicke trennen den Heizerraum von dem Hypokaustum
und dem seitlichen, auf dem Boden aufliegenden Vorbau. Es mußte also neben der
Ecke die 135, bzw. 180 cm lange Mauer zwischen dem Heizerraum und dem Hypokaustum
durchbrochen werden. Wenn der Durchbruch und der Heizkanal in rechtem Winkel
durch- und vorstieß, erhielt rechts ein großes Stück des Saales geringe Wärme.
Deshalb wurde der Kanal schräg nach der Mitte des Mosaiks zu eingelegt und im Heizer-
raum ein dreieckiges Stück Mauer vorgesetzt, um die Heizerwand mit dem Kanal in
einen rechten Winkel zu bringen. Für eine Wasserleitung wäre dieser Mauerzipfel ganz
zwecklos. Derselbe ist aus flachen Steinen nur 85 cm hoch aufgemauert. Ungefähr in
der Mitte ist über einer 4 cm dicken Platte eine 55 cm hohe Öffnung freigelassen, welche
unten 45 cm breit ist, aber durch das Vorschieben der seitlichen Steine in 40 cm Höhe
nur noch 35 cm und oben 30 cm Breite hat. Der Heizer konnte oben auf das Dreieck
etwas zu seiner Bequemlichkeit stellen, z. B. sein Essen und abends eine Lampe. In
der 43 cm dicken Mauer mußte auch eine entsprechende, aber schräge Öffnung gelassen
werden. Hier wurde nun links neben dem Mauerzipfel ein Bogen aus keilförmigen,
30 cm hohen Steinen bis zur rechten Ecke eingemauert, damit nicht die hohe schwere
Mauer den Kanal eindrücken könnte. Die Oberkante des obersten 33 cm hohen Keil-
steins ragt 30 cm über den Mosaikboden und 36 cm über die angrenzende Fläche des
Mauerzipfels. Gerade dieser Bogen ist besonders fest gemauert; daher ist bei der Zer-
störung und der Wiederaufräumung die Mauer von oben nur bis dahin abgebrochen. Die
Überwölbung also und das Vorsatzstück sind nicht „nachträglich“ hinzugemauert, sondern
im Plan vorgesehen gewesen. Daß beim Wiederaufdecken des Mosaiks in dem Loch
in der Mitte keine Mosaiksteinchen gefunden wurden, wie Krüger sagt, ist für ihn ein
Nebengrund zur Annahme einer nachträglichen, nicht fertig gewordenen Wasserleitung.
Diese Mitteilung der Pförtnerin nach zweiundzwanzig Jahren ist mir sehr zweifelhaft; ich
war damals nicht anwesend, und die Arbeiter gaben auf kleine Funde nicht acht. Wenn
aber ein Mosaik mit einem Pickel aufgehauen wird, so spritzen die Steinchen nach allen
Seiten auseinander. Es rührt also das Loch doch wohl von den plündernden Germanen her.

In meiner Beschreibung ist S. 44 statt „Ausbau von 3,80 m auf 1,80“ zu lesen „auf 2,34“.

Im R. G. Kbl. IX, 1916, S. 23 in meiner Mitteilung über eine römische Sarginschrift
von Kreuznach ist versehentlich (MA)RTVS FECIT gedruckt statt (MA)RTIUS; es kann
der Name auch zu Propertius oder ähnlich ergänzt werden.

Kreuznach. O. Kohl.
 
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