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Deutsches Archäologisches Institut / Römisch-Germanische Kommission [Hrsg.]
Korrespondenzblatt der Römisch-Germanischen Kommission des Archaeologischen Instituts — 1.1917

DOI Heft:
Heft 6 (November/Dezember 1917)
DOI Artikel:
Robert, Carl: Ein unerklärtes römisches Relief in Augsburg
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.24883#0198

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i8o

1. Schulter und des Nackens. Dem Rumpf ist übel mitgespielt worden, da-
gegen ist unterhalb der Stelle, wo der r. Oberschenkel gewesen sein muß, die r.
auf dem Felsen liegende Hand erhalten. Weiter rechts eine schräg nach links
unten laufende Abmeißelung, in deren Umriß ich die Wade und das Schienbein
des r. Unterschenkels zu erkennen glaube. Ist diese Beobachtung richtig,
so würde das r. Bein nach unten gebogen gewesen sein; und wirklich glaube
ich über der 1. Wade noch einen kleinen Rest des r. Knies und weiter links
den äußeren Umriß des in diesem Fall eng angeschmiegten r. Oberschenkels
zu sehen

3. Links von diesem Liegenden befindet sich eine anscheinend nackte
Figur, die den Oberkörper etwas zurücklehnt und die Rechte mit einem
Gestus des Staunens oder Schreckens erhebt. Ob sie saß oder stand, läßt
sich nicht feststellen, denn der untere Teil verschwindet hinter dem Kopf
eines Rindes, das nur mit dem Vorderteil hinter einem Felsen zum Vorschein
kommt. Auffallend sind seine klobigen Vorderbeine, woran auch durch die
Annahme, daß es kniend dargestellt gewesen sei, kaum etwas gebessert wird.
Auch dürfte der Augenschein einer solchen Annahme widersprechen.

4. Auf dem eben erwähnten Felsen sitzt nach 1. gewandt ein Mann, der
die Rechte mit einer Gebärde des Staunens erhebt, so daß die Handfläche dem
Beschauer zugekehrt ist. Ein straff angezogener Mantel verhüllt die Beine.
Er scheint im Gespräch mit einer ihm gegenüber befindlichen Figur begriffen
zu sein, von der nur die Hände erhalten sind. Die Linke hält ein Szepter,
die Rechte ist im Gespräch erhoben. Diese Hände sind so groß und stark
gebildet, daß man die Figur für männlich halten wird.

5. Rechts vom Bruch, unterhalb des Liegenden, befindet sich eine große
Abmeißelung, die darauf deutet, daß hier etwas Figürliches in hohem Relief
angebracht war. Dazu muß der unterhalb der r. Hand des Liegenden er-
haltene Rest gehören, der am meisten an das Gefieder eines großen Vogels
erinnert.

6. Oberhalb der 1. Hüfte des Liegenden ist wohlerhalten ein schräg
nach unten links ausgestreckter r. Arm, dessen Hand hinter oder unter dem
Liegenden verschwindet. Er wird von der Innenseite gesehen. Auf den
Oberarm fällt ein Gewandstück herab, das sich nach oben hin bogenförmig
fortsetzt; darunter glaube ich auf dem Unterarm zwei konvergierende Stäbchen
oder Stengel zu bemerken, und über ihrem Berührungspunkt eine kleine
Abmeißelung. Die Figur, zu der dieser Arm gehört, kann nur auf dem rechts
befindlichen Felsen gelegen haben oder hinter ihm mit dem Oberkörper her-
vorgekommen sein. Allein ihr Verständnis macht nicht nur dem Betrachter
der Photographie, sondern auch den Augenzeugen große Schwierigkeit. Dem
ersten Eindruck, daß es sich um einen auf dem Leib Liegenden handelt, der
sich mit dem Oberkörper weit vorbeugt, scheint zu widersprechen, daß über
dem Mäntelstück rechts der von der 1. Schulter und dem Hals gebildete
Winkel erhalten ist. Einige Augenzeugen wollten sogar erkennen, daß das
Gesicht nach rechts gewandt war. Dann hätten wir also eine hinter dem
Felsen aufrecht auftauchende Figur, mit deren Haltung sich aber der weit
vorgestreckte Arm schwer in Einklang bringen läßt. Dem Ausweg, daß hier
zwei sich überschneidende Figuren angebracht gewesen seien, ist der Augen-
schein nicht günstig. Andere wollen unter dem von der 1. Schulter herab-
fallenden Gewandstück den wagerecht auf dem Felsen liegenden Unterarm
erkennen.

7. Die auf der Photographie nicht zu enträtselnden Reste in der rechten
Ecke erklären Augenzeugen für die einer nach r. bewegten Figur, die, wie
Hermes, den Kopf nach 1. zurückwandte.
 
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