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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — 2.1908

DOI Heft:
Heft VIII (August 1908)
DOI Artikel:
Kerschensteiner, Georg: Die Schule der Zukunft eine Arbeitsschule, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.31819#0083

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Heft VIII

II, Jahrgang

August 1908

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Schriftleiter: Zeichenlehrer G. Kolb-Göppingen ::::::


Verlag und Geschäftsstelle: Stuttgart, Langestr. 18, Tel. 402

Tnhq]f • Schule der Zukunft eine Arbeitsschule (Fortsetzung).
J-llllCtl 0 i Berechtigte Kritik? — Gewerbliches Bildungswesen. -

— Für einfache Schulverhältnisse. —
- Grundsätze für Ausstellungen von

Schülerzeichnungen an allgemein bildenden Lehranstalten. — Vorträge. — Besprechungen. — Verein
für Zeichen- und Kunstunterricht in Elsass-Lothringen.

Die Schule der Zukunft eine Arbeitsschule.
Von Georg Kerschensteiner.
Fortsetzung.
Der Schüler aber ist in den Jahren seiner Volksschulzeit, wie in seiner
vorausgehenden Kindheit, durchaus nicht bloss aufs Hören und eine nur passive
Aufnahme von fremdem Wissen eingerichtet. Im Gegenteil! Die Jahre der Kind-
heit bis zur Pubertät sind in der Kegel durch lebendige Aktivität gekennzeichnet.
Das Wesen des Menschen um diese Zeit ist Arbeiten, Schaffen, Wirken, Probieren,
Erfahren, Erleben, um ohne Unterlass im Medium der Wirklichkeit zu lernen.
Das ganze rastlose Spielleben des Kindes ist eine direkt von der Natur gewollte
Einrichtung, dass die geistigen und körperlichen Kräfte wachsen unter dem Einfluss
von lebendigen Erfahrungen aller Art. Namentlich da, wo gesunde Kinder nicht
in die Grabesmauern der Grossstädte eingepfercht sind, sind sie ganz Initiative.
Sie entdecken stets neue Gebiete ihrer Beschäftigungslust und pflegen sie bis zur
Weltvergessenheit. Niemand hat das schöner geschildert, als Ihr hochgeschätzter,
auch bei uns in Deutschland hochverehrter Landsmann Gottfried Keller in seinem
„grünen Heinrich“. 90 Prozent aller Knaben und Mädchen ziehen trotz unserer
Bucherziehung jede praktische Beschäftigung bei weitem dem stillen abstrakten
Denken und Reflektieren vor. Bei ihnen hat das Sprichwort: „Probieren geht über
Studieren“ noch seinen vollen Wert. Erst da, wo das fremde Wissen ihnen zum
Gelingen ihres Probierens verhilft, da spitzen sie die Ohren zum Hören, da ver-
schlingen sie auch Bücher und nicht bloss Geschichtenbücher. In Werkstatt und
Küche, im Garten und auf dem Eelde, im Stall und am Fischerboote sind sie stets
 
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